X, 112. [938.] An Indra.

[391] 1. Nach Lust, o Indra, trinke von dem Safte,

dein erster Trunk ist ja die Morgenspende;

Sei voll Begier, o Held, den Feind zu tödten,

durch Sprüche woll'n wir deine Thaten preisen.

2. Zum Somatrunke komm mit deinem Wagen,

der rascher ist, o Indra, als Gedanken,

Schnell mögen deine goldnen Hengste laufen,

mit denen du voll Lust zu uns herbeikommst.

3. Bedecke mit dem goldnen Glanz der Sonne

und mit den schönsten Farben deinen Leib dir;

Von uns gerufen setz dich, Indra, nieder,

berausche dich vereint mit uns, den Freunden.

4. Du dessen Grösse bei den Rauschgelagen

die beiden grossen Welten nicht umfassen,

O Indra, komme her zu diesem Hause

zum lieben Mahl mit deinen lieben Füchsen.

5. Nach dessen Trunk du, Indra, an den Feinden

stets unerreichte Kampfesthat vollbracht hast,

Der regt dir an die Fülle deiner Kräfte,

der Soma ist zum Rausch gebraut dir, Indra!

6. Hier, Indra, ist dein längst erworbner Becher,

aus diesem trink den Soma, kräftereicher!

Mit süssem Rauschtrank ist gefüllt der Eimer,

aus dem sich alle Götter gern erlaben.

7. An vielen Orten rufen zwar die Menschen,

Held Indra, dich zum Mahl, das sie bereitet;

Doch diese unsre Tränke sind von allen

die süssesten für dich, an ihnen lab' dich.

8.412 Ich rühme, Indra, deine frühern Thaten,

ich rühme nun, die du zuerst vollbracht hast,

Mit wahrem Eifer löstest du den Felsen

und schafftest schönen Rindbesitz dem Frommen.

9. Sitz nieder, Herr der Scharen, bei den Scharen;

man nennt dich ja den weisesten der Seher;[391]

Ohn' dich wird nichts gethan, auch in der Ferne;

drum sing' ich dir das grosse Preislied, starker!

10.413 O sieh auf uns, die flehenden, o mächt'ger,

der Freunde Freund sei du, o Herr der Guten,

Lustschaffer, schaffe Lust uns, wahrhaft starker,

und theil uns zu noch unvertheilten Reichthum.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 391-392.
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