Klaggesang über die drei, mit der Leiche des Fürsten Mŭ lebendig begrabenen Heldenbrüder aus dem Hause Tsè-kü.1

[213] Die gelben Vögel fliegen hin,

Auf Dornen rasten sie.

Wer ist dem Fürsten Mŭ gefolgt?2

Das war der Tsè-kü, war Jàn-sĭ.

Und dieser selbige Jàn-sĭ,

Der Hunderten gewichen nie,

Als er die Grube sah,

Wie schaudert' ihn vor Grausen da!

O Himmel, den so blau wir wissen,

Welch Edlen hast du uns entrissen!

Wär' er zurückzukaufen, o,

Wir wollten hundert Andre missen.


Die gelben Vögel fliegen hin,

Sie ruh'n auf Maulbeer'n lang'.

Wer ist dem Fürsten Mŭ gefolgt?

Das war der Tsè-kü, war Tschūng-hâng.

Und dieser selbige Tschūng-hâng,

Der Hunderte zum Weichen zwang,[214]

Als er die Grube sah,

Wie schaudert' ihn vor Grausen da!

O Himmel, den so blau wir wissen,

Welch Edlen hast du uns entrissen!

Wär' er zurückzukaufen, o,

Wir wollten hundert Andre missen.


Die gelben Vögel fliegen hin,

Den Brombeer'n zieh'n sie zu.

Wer ist dem Fürsten Mŭ gefolgt?

Das war der Tsè-kü, war Tschīn-hù.

Und dieser selbige Tschīn-hù,

Der Hunderte bestand in Ruh',

Als er die Grube sah,

Wie schaudert' ihn vor Grausen da!

O Himmel, den so blau wir wissen,

Welch Edlen hast du uns entrissen!

Wär' er zurückzukaufen, o,

Wir wollten hundert Andre missen.

1

Die unter einigen Mongolenstämmen noch bestehende Sitte, Lebende mit verstorbenen Fürsten zu begraben, war dem eigentlichen China fremd. Daß sie in Thsîn bestand, wo sie noch 209 v. Chr. beim Begräbniß des Kaisers Schī-hoâng-ti in schrecklicher Weise stattfand, zeigt, daß die nichtchinesische Bevölkerung in dem Fürstenthume von Alters her überwog. Fürst Mŭ starb 620 v. Chr.

2

– nehmlich in die Gruft, um dort mitbegraben zu werden.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 213-215.
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