Die verödeten Stätten. Klage eines Großen.2

[142] Da hängt die Hirse ährenschwer,

Die Opferhirse sproßt daneben.

Ich schleiche matt des Wegs einher,

Im Herzen schütterndes Erbeben.

Und Jeder, der mich kennt,

Der sagt, daß Gram mein Herz verzehre;

Wer aber mich nicht weiter kennt,

Der sagt, was ich denn noch begehre? –

Endloser, blauer Himmel du,

Durch wen, ach, kam es nur dazu?


Da hängt die Hirfe ährenschwer,

Die Opferhirse hebt die Häupter.

Ich schleiche matt des Wegs einher,

Im Herzen wie ein Weinbetäubter.[142]

Und Jeder, der mich kennt,

Der sagt, daß Gram mein Herz verzehre;

Wer aber mich nicht weiter kennt,

Der sagt, was ich denn noch begehre? –

Endloser blauer Himmel du,

Durch wen, ach, kam es nur dazu?


Da hängt die Hirse ährenschwer,

Der Opferhirse Korn wird trocken.

Ich schleiche matt des Wegs einher,

Im Herzen wie als woll' es stocken.

Und Jeder, der mich kennt,

Der sagt, daß Gram mein Herz verzehre;

Wer aber mich nicht weiter kennt,

Der sagt, was ich denn noch begehre?

Endloser blauer Himmel du,

Durch wen, ach, kam es nur dazu?

2

Dieses Lied soll sich auf den Verfall des östlich Tschēu beziehen. Der Sänger bricht bei Betrachtung der ehemaligen Hauptstadt in diese Klage aus.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 142-143.
Lizenz: