Böse Zeiten.

[338] Im vierten Mond ist Sommertag,

Im sechsten läßt die Hitze nach.

Die Ahnen, waren sie nicht Menschen?

Wie sind sie denn für mich so schwach?1


Im Herbste sind die Tage kalt

Und alles Grün wird welk und alt.

Wen Unruh'n und Parteiung quälen,

Wo bleibt für den ein Aufenthalt?


Des Winters Tage bringen Pein

Und grimmig braust der Wind darein.

Im Volk ist Keiner unbeglückt:

Warum bin elend ich allein?


Die Berge tragen gute Bäume,

Kastanien dort und Pflaumen dann.

Macht die Entartung Raubgesindel,

So weiß ich nicht, wer schuld daran.


Wir sehen wol der Quelle Wasser

Bisweilen trüb, bisweilen rein,

Doch kommt mir täglich Noth entgegen,

Wie könnt' ich dann noch glücklich sein?
[339]

Der Kiāng und Hán mit ihrer Strömung,

Sie sind der Mittagsländer Schnur.2

Ich bin erschöpft von meinem Amte,

Doch Keiner denket meiner nur.


Ich bin kein Falk, ich bin kein Aar,

Der seinen Flug zum Himmel lenkt,

Ich bin kein Stör, ich bin kein Scherg,

Der sich zum Schutz in Tiefen senkt.


Am Berg sind Farn und Strahlensprehn,

Im Thal sind Mispelbäum' und Schleh'n. –

Ein Hoher hat das Lied gemacht,

Daß er sein Klagen ließ ergeh'n.

1

Die Geister der Vorfahren werden demnach als Mitlenker der Menschenschicksale angesehen.

2

Die ordnende, abgränzende auch wol vertheidigende Linie, was ihnen dankbar gedacht wird.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 338-340.
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