Wandelung der Freundschaft.

[332] Lieblich kam der Wind von Osten; –

Regen ließ er hinter sich.

Einst bei Sorgen, einst bei Ängsten,

War ich ganz allein für dich!

Nun in Ruhe, nun im Glücke

Kehrst du um, verlässest mich.


Lieblich kam der Wind von Osten; –

Stürme folgten ihm sogleich.

Einst bei Sorgen, einst bei Ängsten,

War dein Busen mein Bereich;

Nun in Ruhe, nun im Glücke,

Läßt du mich, Vergess'nem gleich.


Lieblich kam der Wind von Osten;

Nun auf stein'gem Bergeshaupt

Ist kein Halm, das nicht erstorben,

Ist kein Baum, der nicht entlaubt.

All mein Gutes ist vergessen,

Jeder Fehl hervorgeklaubt.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 332-333.
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