Beamtenplagen.

[341] Ich steig' hinaus das Nordgebirg

Und sammle Mispeln in der Zeit.

Ein Mann im Amt, voll Tüchtigkeit,

Ist früh und spät dem Dienst geweiht.

Im Königsdienst gilt kein Versäumen;

Doch Vater, Mutter sind voll Leid.1


Der weite Himmel überspannt

Nichts was nicht wäre Königs Land.

Von allen Ufern landherein

Ist kein Bestallter, der nicht sein.

Die Großen aber thun nicht fein:2

Dienst muß ich leisten wie als klug allein.


Mein Hengstgespann rennt ohne Rast;

Des Königs Dienst erfordert Hast.

Man lobt mich, daß ich noch nicht alt,

Daß Wen'ge mir an Kräften gleich.

Solang' mein Rückgrat noch nicht weich,

Hab' ich zu sorgen rings im Reich.
[341]

Die Einen ruh'n zu Hause mit Behagen,

Wenn Andre sich im Reichsdienst müde plagen;

Die Einen rasten hingestreckt auf Kissen,

Wenn Andre unaufhörlich reisen müssen.


Die Einen kennen nicht Geschrei noch Lärmen,

Wenn Andre sich in schwerem Mühsal härmen;

Die Einen liegen müßig auf dem Rücken,

Wenn Andre schier des Königs Dienst' erdrücken.


Die Einen teilen froh beim Trinkvergnügen,

Wenn Andre schwergeängstet bangt vor Rügen,

Die Einen geh'n umher und splitterrichten,

Wenn Andre jeden Dienst allein verrichten.

1

Seine Ältern sind bekümmert, weil der königliche Dienst ihnen den Sohn völlig entzieht, so daß er sie auch nicht verpflegen kann.

2

Die Großen, die Tá fū, sind die Minister, welche den Beamten Geschäfte auftragen.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 341-342.
Lizenz: