Der überlastete Beamte in der entlegenen Provinz.

[343] Du glanzerfüllter hoher Himmel,

Du Licht und Hort der niedern Welt!

Hinaus bin ich gesandt gen Westen,

Bis hier in Khiêu's verwildert Feld.

Vom ersten Tag des zweiten Monden

Hab' ich getragen Hitz' und Kält'.

Mein Herz ist voller Kümmernisse;

Dieß Gift ist allzusehr vergällt.

Ich denke meiner Amtsgenossen,

Daß regengleich die Thräne fällt.

Ob ich nicht dachte heimzukehren? –

Da fürcht' ich mir ein Netz gestellt.


Vordem, da ich hinausgezogen,

Gab Sonn' und Mond dem Jahr Beginn.

Wann werd' ich heimwärts wieder ziehen?

Nun ist das Jahr schon bald dahin.

Ich denke, wie allein ich stehe,

Und überhäuft von Pflichten bin,

Mein Herz ist voller Kümmernisse;

Rastlose Müh'n sind mein Gewinn.

Ich denke meiner Amtsgenossen

Mit sehnlich rückgewandtem Sinn.

Ob ich nicht dachte heimzukehren? –

Ich fürchte Rüg' und Ärger drin.
[344]

Vordem, da ich hinausgezogen,

Hub Sonn' und Mond zu wärmen an.

Wann werd' ich heimwärts wieder ziehen?

Stets größre Dienstpflicht dringt heran.

Nun ist das Jahr schon bald zu Ende,

Stabwurz und Bohnen erntet man.

Mein Herz ist voller Kümmernisse;

Ich thu' mir selbst zu nah' daran.

Ich denke meiner Amtsgenossen,

Steh' auf, geh' aus, herberge dann.

Ob ich nicht dachte heimzukehren? –

Da fürcht' ich, wie sich's wandeln kann.


* * *


Ach, all' ihr hochgestellten Männer!

Nicht immer wird euch Ruh' erfreu'n.

Doch wartet sorgsam eurer Ämter,

Seid darin tadellos und rein;

Dann werden euch die Geister hören

Und allzeit Gutes euch verleih'n.


Ach, all' ihr hochgestellten Männer!

Nicht immer trägt euch Ruh' im Schooß.

Doch wartet sorgsam eurer Ämter,

Und liebt, was rein und tadellos;

Dann werden euch die Geister hören

Und euch verleih'n ein glänzend Loos.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 343-345.
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