5.

[721] Der eine Gott in allen Weltenräumen,

Vordem geboren und im Mutterleibe;

Er ward geboren, wird geboren werden,

Ist in den Menschen und allgegenwärtig.

(Vâj. Samh. 32,4. Çvet. 2,16).
[721]

Der eine Rudra – nicht ihm als zweitem [huldigt]! –

Ist's, der die Welt beherrscht mit Herrscherkräften;

Er weilt in den Wesen und rafft sie in sich ein zur Endzeit,

Wenn alle Wesen er einschlingt, der Hüter (Çvet. 3,2).


Der jedem Mutterschoss als der Eine vorsteht,

Durch den dies ganze Weltall aus sich breitet,

Wer den als Herrn, als Gott, reichspendend, preiswert

Erkennt, geht ein in jene Ruh für immer.

(Çvet.4,11. Vgl. Çvet. 5,2. Kâṭh. 1,17).


Fliehend die Welt, des Ursachnetzes Wurzel,

Erworbnes weislich hingebend an Rudra,


bekannten Rudra als die Einheit, als den ewigen, den alten an Labung- und -Kraft4, die Geschöpfe, als den, der vor ihnen senkt des Todes Stricke.

Also geschieht es, dass mittels jenes [heiligen Lautes], wenn er in die Seele dringt, durch seine dreiundeinhalbte Mora (der Îçvara) die Ruhe verleiht, die Erlösung des Geschöpfes (paçu) von seiner Fessel (pâça).

Nämlich die erste Mora [von om = a + u + m] hat Brahman als Gottheit und ist rot von Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Brahman.

Die zweite Mora aber hat Vishṇu als Gottheit und ist schwarz von Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Vishṇu.

Aber die dritte Mora hat den Îçâna als Gottheit und ist braun von Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Îçâna.

Aber die dreiundeinhalbte Mora hat sie alle als Gottheiten, ist unoffenbar, geht hinaus in die Weite, ist rein und dem Bergkristall gleich an Farbe; wer diese immerfort meditiert, der geht zur Stätte des Heiles.

Darum soll man dieses verehren! Lautlos verkünden es die Schweiger (Asketen), denn nicht ist es zu ergreifen.

Das ist der Weg, der nach Norden vorgezeichnet ist, auf[722] dem die Götter gehen (Chând. 5,10,1) und die Väter und die Ṛishi's zum Höchsten des Höchsten, zum höchsten Ziele.


Wer haaresspitzegross in Herzens Mitte

Den Alldurchdringer, Gott, den goldnen, teuern

Im eignen Selbste weilen sieht als Weiser,

Dem wird zuteil die Ruhe, keinem andern.


In ihm Zorn [lassend], Willensdurst und Weltlust,

Fliehend die Welt, des Ursachnetzes Wurzel,

Erworbnes weislich hingebend an Rudra,


bekannten sie Rudra als die Einheit; denn Rudra ist durch ewige, alte Labung- und -Kraft und Kasteiung der Überwinder. Was Feuer genannt wird, ist Asche, und was Wind, Asche, und was Wasser, Asche, und was Erdboden, Asche, und was Äther, Asche, und diese ganze Welt ist Asche und der Geist und diese Augen! Weil dieses das Gelübde des Pâçupata ist, dass er mit Asche seine Glieder überstreicht, darum ist dieses die Pâçupata-Gebetsformel, damit das Geschöpf von seinen Banden erlöst werde.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 721-723.
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