Jābāla-Upanishad.

[705] Die Jābāla's werden im Caraṇavyūha (Ind. Stud. III, 262) als eine Zweigschule des Yajurveda aufgezählt; Ēa kara im Kommentar zu den Brahmasūtra's zitiert als »Jābālānām« oder »Jābālānām ērutiḥ« dreizehn Stellen, von denen sich neun in unserer Upanishad wiederfinden (System des Vedānta, S. 33), und auch schon Bādarāyaṇa (Brahmasūtra 1,2,32) scheint sich auf eine Stelle derselben zu beziehen. Ferner wird von Sāyaṇa zu Taitt. Ār. 2,11 p. 246 der Anfang des sechsten Kapitels unserer Upanishad als eine Stelle der Jābāla-ēākhā-adhyāyinaḥ angeführt. Hiernach scheint eine Ēākhā der Jābāla's wirklich bestanden zu haben, von welcher jedoch unsere Upanishad (wie schon die in ihr nicht mehr nachweisbaren Jābāla-Zitate Ēa kara's zeigen) nur einen Teil bildete, der freilich, seiner ganzen Haltung nach zu schliessen, mit den übrigen Sannyāsa-Upanishad's auf gleicher Stufe zu stehen scheint und jedenfalls an Altertümlichkeit nicht entfernt mit den verwandten Partien der Bṛihadāraṇyaka-Upanishad verglichen werden kann.

Nach dem Vorbilde von Bṛih. 3-4 ist es auch hier Yājńavalkya welcher in den fünf ersten Kapiteln auf die ihm von Bṛihaspati, Atri, den Brahmanschülern, Janaka und nochmals Atri gestellten Fragen antwortet.

1. Über Avimuktam als den Opferplatz der Götter und den Brahmansitz aller Wesen. Avimuktam, »das [von Ēiva] nicht Verlassene«, ist eine Gegend in Benares, in weiterm Sinne Benares selbst. Wer dort stirbt, dem wird durch die Gnade des Ēiva die Erlösung zuteil (oben S. 617, Anm.). Der Parivrājaka aber (wie er auch die Opfer feuer und die Opferschnur in sein Selbst aufgenommen hat) trägt dieses Avimuktam an sich als den Punkt zwischen Augenbrauen und Nase. Diese allegorische Umdeutung von Avimuktam folgt zwar erst im nächsten Abschnitte, wird aber bereits im gegenwärtigen vorausgesetzt, so dass derselbe nur dem Eingeweihten ganz verständlich ist.

2. Bei Benares münden in den Ganges zwei kleine Flüsschen: oberhalb der Stadt die, meist wasserlose, Asī und unterhalb derselben die ebenfalls nur kleine Varaṇā; von beiden soll die Stadt Benares ihren Namen Vārāṇasī führen. Diesen Ort zwischen der Varaṇā und Asī, an[706] welchem der höchste Ātman thront, trägt der Parivrājaka immer bei sich als den Ort, wo die beiden Augenbrauen an der Nasenwurzel zusammentreffen, ähnlich wie die beiden Flüsschen bei Benares. Künstlich wird dabei der Name der Stadt in Varaṇā und Nāsī zerlegt, um ein Wortspiel mit vārayati und nāēayati zu gewinnen.

3. Den ihn befragenden Brahmanschülern empfiehlt Yājńavalkya als Mittel der Unsterblichkeit das Ēatarudriyam (Vāj. Samh. XVI), indem die Hunderte von Rudra's, die in demselben vorkommen, als Benennungen des Unsterblichen (d.h. des Ātman) aufgefasst werden.

4. Janaka fragt den Yājńavalkya (im Anschlusse, wie es scheint, an Bṛih. 4,4,22) nach dem Auszuge der Sannyāsin's, worauf dieser ganz ähnlich wie in den andern Sannyāsa-Upanishad's beschrieben wird. Wie Kaṇṭhaēruti 1 das Vaiēvānara-Opfer, wird hier dem Entsagenden ein Opfer an Agni als Vertreter des Prāṇa und ein Opfer an die drei Guṇa's der Sā khyalehre vorgeschrieben. Das Riechen am Feuer hat wohl den Sinn, dass dasselbe da durch symbolisch in den Leib des Sannyāsin aufgenommen wird.

5. Auf Befragen des Atri wird dem Parivrājaka als einzige Pflicht die Speisung und Bekleidung des Prāṇa im Sinne von Chānd. 5,19 fg. und 5,2 empfohlen. Am Schlusse werden die Worte esha panthāḥ etc. aus Bṛih. 4,4,9 wiederholt und auf den Sannyāsin bezogen.

6. Der Schlussabschnitt schildert, nach Aufzählung einer Reihe grosser Vorbilder, den Aufzug, die Lebensweise und den Aufenthaltsort des Sannyāsin; der ganze Abschnitt kehrt in ähnlicher Weise am Schlusse der Bhikshuka-Up. und teilweise auch an dem der Āērama-Up. wieder.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 705-707.
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