[701] Nachdem er die Opferfeuer aufgegeben hat, soll er sie nicht mehr wieder aufkommen lassen. Hierauf murmele er die auf das Selbst bezüglichen Sprüche (Atharvav. 11,8, Gesch. d. Phil. I, 270 fg).:
Als sich Manyu eine Gattin
[Aus des Sa kalpa Haus] erkor,
und nachdem er gesprochen: »wohl ergehe es allen Geschöpfen!« möge er die Weihe (dîkshâ) begehen. Braunrot sei das Gewand, die Haare an Achselhöhle und Scham beseitige er; mit kleiner Tonsur, ohne Opferschnur, den Bauch als Gefäss[701] habend, lebe er; warum so? weil seine Meditation der Seele gilt. Den Arm emporgereckt, frei in der Wahl des Weges sei er, ohne Aufenthaltsort schweife er umher; vom Bettel lebend, spende er keine Almosen6; nur einen Fetzen (lava) führe er bei sich, um [sein Trinkwasser zu seihen und die etwa darin befindlichen] Lebewesen zu erhalten. Eine Ausnahme [für die Regel des Umherschweifens] macht die Regenzeit.
Darüber sind auch die Verse:
1. Topf, Trinkschale und Feldflasche,
Die Dreistütze, das Schuhepaar,
Geflickten Mantel, Schutz gebend
Bei Winterfrost, das Lendentuch,
2. Badehose und Tuchseihe
Und dazu noch den Überwurf,
Die Opferschnur und die Veden, –
Das alles meide der Asket.7
3. Baden, Nachsinnen und Reinheit
Durch heil'ge Wasser streb' er an;
Auf Sandbänken im Fluss liegend
Oder in Tempeln schlafe er.
4. Nicht übermässig anspannend
Weder in Lust noch Schmerz den Leib,
Nicht sich freuend, wenn man ihn lobt,
Nicht fluchend denen, die ihn schmähn.
5. Das ist der Wandel, den übend
Sie ihre Sinne töten ab.
1 Wie Nârâyaṇa las, bleibt zweifelhaft. Der prosodische Fehler im Anfangs- und Schlussverse bedeutet nichts bei einem Versifex, der so manchen seiner Çloka's mit upanishad-dîpikâ beschliesst. Der korrupte Anfangsvers muss (wie schon Jacob, Concord. p. 6 richtig gesehen hat) gelesen werden:
yajurvede tu carakâ dvâdaça, eshâm kaṭhâs trayaḥ;
sannyâsa-upanishat-tulyâ catuḥkhaṇḍâ ka(ṇ)ṭhaçrutiḥ.
»Im Yajurveda sind zwölf Caraka-Schulen, unter ihnen drei Kaṭha's (Kaṭhâḥ, Prâcyakaṭhâḥ, Kapishṭalakaṭhâḥ, Ind. Stud. III, 257); [hingegen] ist der Sannyâsa-Upanishad gleichartig die aus vier [nach der Ausgabe aus fünf, möglicherweise lag dem Nârâyaṇa ein Text mit andrer Einteilung als der gedruckte vor] Khaṇḍa's bestehende ka(ṇ)ṭhaçruti«; ob am Schlusse Nârâyaṇa kaṇṭha oder kaṭha las, ist ohne die Handschriften nicht auszumachen, da der Gegensatz zu den Kaṭha-Schulen des Yajurveda, welchen er hervorheben will, beides als möglich erscheinen lässt.
2 Vgl. Chând. 5,11-24 oben S. 144 fg., doch auch Kaṇṭhaçruti 4 und Jâbâla 4, unten S. 701. 709.
3 »Diese Übertragung der Glieder und Lebenshauche des Asketen geschieht, um ihn zu entkörpern; denn der, dessen Glieder in die Opfergefässe usw. übertragen worden sind, bleibt von ihnen gereinigt bestehn«, Nârâyaṇa. Hiernach ist die hier vorkommende Übertragung (samâropa) der Lebenshauche in die Opferfeuer wohl zu unterscheiden von der Aufnahme (samâropa) der Opferfeuer in die Lebenshauche, auf welche sich Stellen wie Çatap. Br. 13,6,2,20 (âtman agnî samârohya) Manu 6,25, wie auch das Prâṇâgnihotram beziehen.
4 Hier schiebt der Telugudruck (p. 609,19) die Bemerkung ein: pakshau vai mâsâ; iti dvau mâsau vâ (anstatt der viere) vaset, – welches offenbar eine kommentierende Glosse ist.
5 Vielleicht Prajâpati, und man könnte daran denken, die ersten Zeilen des dritten Kapitels dem gegenwärtigen Absatze voranzustellen, wenn nicht die ganze Upanishad allzusehr den Charakter des fragmentarisch Zusammengestoppelten trüge.
6 bhikshâçî na dadyât (Sannyâsa 3: bhikshâçanam dadhyât): vielleicht ist an unserer Stelle zu lesen bhikshâçî 'shad adyât »vom Bettel lebend, esse er spärlich«.
7 Vers 1-2 kehrt wieder Sannyâsa 4, v. 1-2, mit einer kleinen Änderung, durch welche jedoch der Gedanke in sein gerades Gegenteil verkehrt wird; die aufgezählten Dinge werden dort allein dem Sannyâsin gestattet, während nach der strengern Observanz unserer Upanishad sogar sie ihm verboten werden.
Buchempfehlung
Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.
270 Seiten, 13.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro