Vierter Khaṇḍa.

[787] Der Âtman, »der als Turîya an des Om-Lauts Spitze erglänzt« (turîya-omkâra-agra-vidyota), ist identisch mit dem Nṛisiṅha, wie durch Betrachtung der Worte der Nṛisiṅhaformel gezeigt wird.


Diesen Âtman, das höchste Brahman, den Om-Laut, der als Turîya an des Om-Lauts Spitze erglänzt, soll man durch die Anushṭubh verehren, günstig stimmen in dem Worte Om befassen und als das [eigene] Ich überdenken.

Dann soll man diesen Âtman, das höchste Brahman, den Om-Laut, der als Turîya an des Om-Lauts Spitze erglänzt, als den [durch die elf Worte des Mantrarâja] elfwesenhaften Âtman Nṛisiṅha verehren, in dem Worte Om befassen und überdenken.

Dann soll man diesen Âtman, das höchste Brahman, den Om-Laut, der als Turîya an des Om-Lauts Spitze erglänzt, durch den Praṇava überdenken, durch die Anushṭubh als den – in den mit Sein, Denken, Wonne erfüllten Selbsten [der neun ersten Worte des Mantrarâja] neunfachen, – mit Sein, Denken, Wonne erfüllten Âtman, als den höchsten Âtman, das höchste Brahman sich vergegenwärtigen, diesen dann durch das Wort Ich als sich selbst erfassen und im Geiste oder auch durch die Anushṭubh mit dem Brahman einsmachen.1

Er, fürwahr, ist nṛi (Mann, Held), denn dieser Nṛisiṅha ist allerwärts und allezeit allbeseelend; und siṅha (Löwe) ist dieser höchste Gott, denn er, der allerwärts und allezeit allbeseelende[787] ist es, der alles verschlingt. So ist er ganz und gar nṛi-siṅha; und dieser ist der Turîya.

Er ist ugra, er ist vîra, er ist mahân, er ist vishṇu, er ist jvalan, er ist sarvatomukha, er ist nṛisiṅha, er ist bhîshaṇa, er ist bhadra, er ist mṛityumṛityu, er ist namâmi, er ist aham.

So soll man, zum Yoga sich wendend, in bezug auf das Brahman die Anushṭubh meditieren und in bezug auf den Om-Laut.

Darüber sind diese Verse:


Setz' auf den Thron den Löwen; deine Kinder2,

Sinnweltentsprossne, pack' und triff mit Hörnern

Des Om-Laut-Stiers; die Unreale3, zuckend,

Wirf vor zum Frass dem Leu'n, so bist ein Mann du!


Wer horndurchbohrt, mit Fusstritten

Traf und verschlang die Sinnenwelt,

Doch ihm sich neigte, ihn schaute,

Der erglänzt als Nṛisiṅha selbst.


Fußnoten

1 Der erste dieser drei Abschnitte scheint sich auf die Meditation des Ich, der zweite auf die des Nṛisiṅha, der dritte auf die der Einheit beider in Brahman zu beziehen.


2 Die materiellen Dinge.


3 Die Mâyâ.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 787-788.
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