1.

[28] Der Prâṇa (das Leben) als Brahman nach der Lehre des Kaushîtaki. Wer sein Leben als identisch mit dem allbefassenden Brahman weiss, dem dienen (ähnlich wie dem Leben die Lebensorgane), sofern er dieses Brahman ist, alle Geschöpfe, auch ohne dass er sie darum bittet.
[28]

Der Prâṇa ist das Brahman, also sprach Kaushîtaki. Diesem Prâṇa als Brahman dient das Manas als Bote, das Auge als Wächter, das Ohr als Anmelder, die Rede als Aufwärterin.

Fürwahr, wer da weiss, wie diesem Prâṇa als Brahman das Manas als Bote dient, dem fehlt nicht der Bote; wie ihm das Auge als Wächter dient, dem fehlt nicht der Wächter; wie ihm das Ohr als Anmelder dient, dem fehlt nicht der Anmelder; wie ihm die Rede als Aufwärterin dient, dem fehlt nicht die Aufwärterin.

Diesem Prâṇa als Brahman bringen alle jene Gottheiten [Manas, Auge, Ohr, Rede], ohne dass er darum bittet, Spende dar. Also bringen demjenigen alle Wesen, auch ohne dass er darum bittet, Spende dar, der solches weiss.

Seine Upanishad (geheime Losung) ist, nicht zu bitten. Denn wie wenn einer, der das Dorf durchbettelt und nichts erhalten hat, sich hinsetzt und denkt: »jetzt möchte ich von denen, auch wenn sie mir gäben, nicht essen«, und dann kommen sie und sprechen ihn an, die ihn vorher abgewiesen hatten1, – so ist das Verhalten jenes, der nicht bittet. Ihn sprechen vielmehr [statt dass er, wie vordem, erst bittet] Nahrungbringende an und sagen: »erlaube uns, dir zu geben!«

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 28-29.
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