Einleitung.

[241] Dieses letzte Buch in der langen Reihe der Brâhmaṇaschriften aus der Taittirîya-Schule enthält Rituelles und Dogmatisches, Altes und ganz Junges miteinander vermischt und trägt deutlich die Merkmale einer Nachlese an sich. Der Name »die grosse Nârâyaṇa-Upanishad« (zum Unterschiede von der kurzen Nârâyaṇa-Upanishad des Atharvaveda) bezieht sich auf die Verherrlichung des Nârâyaṇa in Anuvâka 11, wobei in der Schilderung des Feuers und der Spitzflamme im Herzen schon ganz die Vorstellungsweise der dem Yoga gewidmeten Atharva-Upanishad's sich geltend macht. Ein zweiter Name des ganzen Werkes ist Yâjñikî Upanishad, nicht sowohl nach seinen vielen rituellen Abschnitten, wie Sâyaṇa meint (karmaṇâm bâhulyât), denn die wenigsten derselben beziehen sich auf das Opfer, als vielmehr wegen des berühmten Schlussabschnittes, welcher den Menschen unter der Allegorie des Opfers betrachtet (vgl. Chând. 3,16-17). Bemerkenswert ist, dass Ça kara, welcher diesen Abschnitt (ad Brahmasûtra 3,3,24) als den Taittirîyaka's angehörend erwähnt und bespricht, im übri gen parallele Stellen nicht nach unsrer Upanishad, sondern nach Çvetâçvatara u.a. zitiert (vgl. zu 10, v. 5). – Wie die Nachweisungen zeigen, finden sich viele alte Sprüche, namentlich Parallelstellen zur Vâjasaneyi-Samhitâ, wieder, andres steht auf der Stufe der KâṭhakaMuṇḍaka-,[241] Çvetâçvatara-, Kaivalya-Upanishad, und an einigen Stellen findet sich Chândogya-Upanishad deutlich nachgebildet (vgl. Anuv. 10, v. 23 und Anuv. 13, vielleicht auch Anuv. 63,16, wo man gleich sehr an Chând. 7 und Taitt. 2 erinnert wird). Führt dies schon in eine späte Zeit, so noch mehr die Art wie der Om-Laut 10,24 erwähnt wird, ferner die Schilderung des Herzens 11,6-12, der Name Vedânta 10,22 (=Muṇḍ. 3,2,6), die stellenweise nicht wohl allein auf Rechnung der Überlieferung zu setzenden grammatischen Unkorrektheiten (vgl. z.B. 1,5) und das Prâkṛitzitat in Anuv. 9. – Im ganzen, und von den altertümlichen Zitaten abgesehen, wird unsre Upanishad als ein Übergangsglied zwischen den Dreiveda-Upanishad's und denen des Atharvaveda zu betrachten sein.

Nach dem Vorgange des Oupnekhat beschränken wir die Übersetzung auf die upanishad-artigen Partien, folgen aber nicht, wie er und Weber (Ind. Stud. II, 78 fg). der Ândhra-Rezension in 80 Anuvâka's (welche uns nicht zugänglich ist), sondern der von Sâyaṇa kommentierten und in der Bibliotheca Indica herausgegebenen, aus 64 Anuvâka's bestehenden Rezension der Drâviḍa's. Die beiden Rezensionen entsprechen sich (nach Weber, Ind. Stud. II, 79 und Râjendralâla Mitra, p. 911-913 der Ausgabe) in folgender Weise:


Drâviḍa-Ândhra:

D. 1 = Â. 1-2D. 26-28 = Â. 34-35

D. 2 = Â. 4D. 29 = Â. 68

D. 3 = Â. 3D. 30 = Â. 36

D. 4 = Â. 5D. 31 = Â. 68

D. 5 = Â. 6D. 32-35 = Â. 69

D. 6-11 = Â. 8-13D. 36 = Â. 70

D. 12 = Â. 23D. 37 = Â. 74

D. 13 = Â. 14D. 38 = Â. 71

D.14 = Â. 15D. 39 = Â. 41

D. 15 = Â. 37D. 40-41 = Â. 42

D. 16 = Â. 24D. 42-47 = Â. 43. 17-21

D 17 = Â. 25D. 48-50 = Â. 38-40

D. 18 = Â. 22D. 51-61 = Â. 65-66

D. 19-25 = Â. 26-32D. 62-64 = Â. 78-80


Ândhra-Drâviḍa:

Â. 1-2 = D. 1Â. 23 = D. 12Â. 44-64 fehlen

Â. 3 = D. 3Â. 24 = D. 16Â. 65-66 = D. 51-61

Â. 4 = D. 2Â. 25 = D. 17Â. 67 fehlt

Â. 5 = D. 4Â. 26-32 = D. 19-25Â. 68 = D. 29-31

Â. 6 = D. 5Â. 33 fehltÂ. 69 = D. 32-35

Â. 7 fehltÂ. 34-35 = D. 26-28Â. 70 = D. 36

Â. 8-13 = D. 6-11Â. 36 = D. 30Â. 71 = D. 38

Â. 14 = D. 13Â. 37 = D. 15Â. 72-73 fehlen

Â. 15 = D. 14Â. 38-40 = D. 48-50Â. 74 = D. 37

Â. 16 fehltÂ. 41 = D. 39Â. 75-77 fehlen

Â. 17-21 = D. 43-47Â. 42 = D. 40-41Â. 78-80 = D. 62-64

Â. 22 = D. 18Â. 43 = D. 42


Ausserdem ist unsre Upanishad noch in einer von Col. Jacob (Bombay 1888) herausgegebenen Atharva-Rezension in 25 Khaṇḍa's vorhanden. Die Abweichungen derselben sind in den von uns übersetzten Abschnitten nur unerheblich; die wichtigsten unter ihnen werden wir in den Anmerkungen mitteilen.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 241-242.
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