Erster Anuvâka (v. 1-22 = Atharva-Rez. 1-2).

[242] 1. Im Meer ohn' Ufer, in des Weltalls Mitte,

Auf Himmels Rücken, grösser als das Grosse,

Mit seinem Glanz durchdringend die Weltlichter, –

Weilt als Prajâpati im Mutterleib er.


2. In dem die Welt zergeht und sich entfaltet,1

Auf dem die Götter alle sind gegründet,2

Es ist das, was da war, und das, was sein wird,

Es ist im Laute in dem höchsten Raume,3


3. In den gehüllt den Raum mit Erd' und Himmel

Die Sonne überglüht mit Glanz und Funkeln,4

Den selbst dem Meere ein die Dichter weben,

Und jener höchsten Silbe (Om) die Geschöpfe, –


4. Der der Welt Zeugung zeugte, der durch Wasser

Die Lebewesen säte auf der Erde

Und selbst einging in Pflanzen, Tier' und Menschen,

In unbewegte und bewegte Wesen, –


5. Kein Höherer ist als er und keinen Kleinern (Akkusativ),

Des Höchsten Höchstes und des Grössten Grossen (Akkusativ),

Eines, verhüllt, unendlicher Gestaltung

Als All, als altes, finsternis-entrücktes, –


6. Ihn feiern als das Recht, ihn als die Wahrheit,

Ihn weise Dichter als das höchste Brahman;

Opfer und Werk, was vielfach ward und noch wird,

Das alles trägt er als des Weltalls Nabe5


7.6 Das ja ist Agni, ist Vâyu,

Das ist Sûrya und Candramas,

Ist rein, unsterblich, ist Brahman,

Die Wasser und Prajâpati.
[243]

8. Alle Zeitteile entsprangen

Aus dem Blitze, dem Purusha,7

Minuten, Stunden, Sekunden,

Tage und Nächte allzumal,


9. Halbmonat, Monat, Jahreszeit,

Und Jahr seien8 ihm eingefügt!

Er melkt das Wasser aus beiden,

Dem Luftraum und dem Himmel dort.


10. Nicht in der Höhe noch Breite

Noch Mitte ist umspannbar er.9

Nicht ist ein Oberherr dessen,

Der da heisst grosse Herrlichkeit10


11.11 Nicht ist zu schauen die Gestalt desselben,

Nicht sieht ihn irgendwer mit seinem Auge;

Nur wer an Herz und Sinn und Geist bereitet; –

Unsterblich werden, die ihn also kennen.


12. Aus Wassern und der Erde usw.12

Als goldner Keim usw., acht Verse.13


13.14 Er ist der Gott in allen Weltenräumen,

Vordem geboren und im Mutterleibe;

Er ward geboren, wird geboren werden,

Inwärts gewendet und allgegenwärtig.


14.15 Allseitig Auge und allseitig Antlitz,

Allseitig Hände und allseitig Fuss (lies viçvataspât),

[244] Biegt schaffend er mit Armen, biegt mit Flügeln

Zusammen Erd'; und Himmel Gott, der Eine.


15.16 Der Vena schaut es, alle Wesen kennend,

In dem die ganze Welt ihr einzig Nest hat,

Einheits- und Ausgangspunkt der Welt, den Wesen

Allgegenwärtig ein- und angewoben.


16. Des Ew'gen kundig künde der Gandharva

Nun sein geheimnisvoll verborgnes Wesen,

Drei Viertel davon bleiben uns verborgen,

Wer diese weiss, wäre der Sonne (!) Vater.


17. Er, der verwandt uns, Vater und Vorseher,

Kennt die Wohnstätten und die Wesen alle,

Da wo die Götter, Ewigkeit erlangend,

Zum dritten Weltraume empor sich schwangen.


18. Mit eins umwandeln Himmel sie und Erde,

Umwandeln Welten, Pole und das Lichtreich;

Aufdeckte er der Weltordnung Gewebe,

Er schaute es und ward es in den Wesen


19. Umwandelnd alle Wesen, alle Welten,

Umwandelnd alle Gegenden und Pole,

Prajâpati, der Ordnung Erstgeborner,

Hat als das Selbst zum Selbste sich entwickelt.


20.17 Vom wunderbaren Herrn des Throns,

Vom liebenswerten Indrafreund

Erbat als Gabe Weisheit ich.


21. O Wesenkenner, flamme auf,

Wehr' ab von mir die Nirṛiti

Und führe Vieh für mich herbei,

Gib Leben mir und schaffe Raum!


22. Der Wesenkenner schäd'ge nicht

Uns Rind, Ross, Mann und was da lebt!

Nichts habend gegen mich komm her,

Agni, umdränge mich mit Glück!
[245]

Vers 23-34. Gebete an verschiedene Götter.

Vers 35-62. Gebete beim Baden.

Vers 63-68. Sechs Mantra's zur Abwehr des Übels.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 242-246.
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