[479] 6. aērutatvād iti cen? na! ishṭa-ādi-kāriṇāṃ pratīteḥ
weil sie nicht erwähnt, meint ihr? – Nein, weil die Vollbringer der Opfer u.s.w. zu verstehen.

›Zugegeben wegen der Frage und Antwort, dass die Wasser vormittelst des Glaubens u.s.w. bei der fünften Opferung in Menschengestalt übergehen, so sind es doch nicht die Seelen, welche von ihnen umschlungen rennen, »weil sie nicht erwähnt« werden, denn es liegt kein Wort vor, welches, so wie der Wasser, auch der Seelen gedächte. Somit ist es unzutreffend, dass von ihnen umschlungen die Seele renne.‹ – Hierauf erwidern wir, dass darin kein Fehler liegt; warum? »weil die Vollbringer der Opfer u.s.w. zu verstehen«; denn es heisst: »hingegen diese, welche | im Dorfe Opfer, fromme Werke und Almosengeben üben, die gehen ein in den Rauch« (Chānd. 5, 10, 3); an dieser Stelle wird weiter erzählt, wie die Vollbringer der Opfer u.s.w. auf dem Wege des Rauches u.s.w., d.h. auf dem Väterwege [479] (pitṛiyāna), zum Monde gelangen; denn wenn es heisst »aus dem Ākāēa in den Mond, der ist der König Soma« (Chānd. 5, 10, 4), so sind hier wiederum dieselben zu verstehen, wie sich ergiebt aus der Übereinstimmung mit der Stelle: »in diesem Feuer opfern die Götter den Glauben; aus dieser Opferung entsteht der König Soma« (Chānd. 5, 4, 2.) Auch passt es auf die Opfernden, dass die von ihnen bei den Werken des Feueropfers, Neumondopfers, Vollmondopfers u.s.w. gebrauchten Mittel, nämlich saure Milch, Milch, und Ähnliches, wegen des Überwiegens der flüssigen Substanz geradezu zu Wasser werden; diese in dem Opferfeuer dargebrachten feinstofflichen Opfergüsse gehen über in die Gestalt des Apūrvam [des neu erworbenen Verdienstes] und dienen als solches den Vollbringern der Opfer u.s.w. als Substrat. Wenn nämlich ihr Leichnam bei der Totenfeier in dem letzten Feuer von den Priestern geopfert wird mit den Worten: »er gehe ein zur Himmelswelt, svāha!« dann lässt sich denken, dass jene Opferungswasser, indem sie das auf den Glauben beruhende Werk inhärierend haben, in Gestalt des Apūrvam die Seelen der Vollbringer der Opfer u.s.w. umkleiden und sie zum Empfange des Lohnes in jene Welt führen; daher es auch heisst: »was er dabei opfert, darauf kommt es nicht an, denn man opfert den Glauben.« Und ähnlich heisst es beim Feueropfer im Verlaufe der auf die sechs Fragen gegebenen Antworten: | »wahrlich diese beiden Opferspenden steigen geopfert empor« (Ēatap. br. 11, 6, 2, 6), wo weiter gezeigt wird, wie die Spenden beim Feueropfer zur Bewirkung des Lohnes in die andere Welt gelangen. – Somit ist es richtig, dass es die Seelen sind, welche, von den Wassern der Opfergüsse umschlungen, forteilen zum Genusse der Frucht ihrer Werke.

›Aber wie kann man annehmen, dass dieses Hineilen der Vollbringer der Opfer u.s.w. zu dem Zwecke geschehe, die Frucht ihrer Werke zu geniessen, da doch vielmehr die Schrift von ihnen sagt, dass sie selbst, nachdem sie auf dem Wege, dessen Eingangspforte der Rauch ist, zum Monde aufgestiegen sind, zur Speise werden; denn es heisst: »der ist der König Soma, darum ist er die Nahrung der Götter, denselbigen geniessen die Götter« (Chānd. 5, 10, 4), und an einer andern Stelle, die denselben Gegenstand behandelt: »wenn sie in den Mond gelangt sind, werden sie Nahrung; daselbst, gleichwie man den König Soma mit den Worten: ›schwill an und schwinde‹ geniesst, also werden sie von den Göttern genossen« (Bṛih. 6, 2, 16, vgl. System des Vedānta S. 393.) – Man kann doch nicht annehmen, dass es ein Genuss sei, von den Göttern wie von Tigern u.s.w. verzehrt zu werden!‹ – Hierauf antwortet der Lehrer:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 479-480.
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