[151] 16. dhṛiteç ca, mahimno 'sya asmin upalabdheḥ
auch wegen des Haltens, weil von ihm solche Grösse bezeugt.

[151] »Auch wegen des Haltens« muss der kleine Raum der höchste Gott sein. Nämlich, nachdem nach den Worten »inwendig darinnen ist ein kleiner Raum« und nach Vorausschickung der Gleichsetzung desselben mit dem Weltraume das Beschlossensein des Weltganzen in dem kleinen Raume sowie die Bestimmung desselben durch das Wort »Âtman« und durch die Eigenschaften der Sündlosigkeit u.s.w. vorhergegangen, so heisst es von eben diesem kleinen Raume, und ohne dass der Gegenstand der Betrachtung gewechselt hätte: »der Âtman, der ist die Brücke, welche diese Welten auseinanderhält, dass sie nicht verfliessen« (Chând. 8, 4, 1); die Worte »welche auseinanderhält« (vidhṛiti) bedeuten, wegen ihrer Coordination mit dem Worte Âtman, einen, der die Thätigkeit des Auseinanderhaltens übt (vidhârayitar), da nach der Smṛiti [der Grammatiker] ktic [d.h. das Suffix -ti in vidhṛiti] den Thäter anzeigt. Wie nämlich im gemeinen Leben bei einer [zur Bewässerung über die Felder geleiteten] Wassermasse die Brücke [der Damm zwischen den Feldern] zum Auseinanderhalten dient, damit die richtigen Verhältnisse der Grundstücke nicht verfliessen, so hält auch der Âtman die zur Vielheit der Individualität u.s.w. zerspaltenen Welten | gemäss ihrer Einteilung in Kasten, Âçrama's (Lebensstadien) u.s.w. als Brücke (Damm) auseinander, »dass sie nicht verfliessen«, d.h. damit sie sich nicht vermengen. Die in diesem Aüseinanderhalten liegende »Grösse« wird hier dem vorhererwähnten »kleinen Raume« beigelegt; und eine »solche Grösse« kommt nur dem höchsten Gotte zu, wie es eine andere Schriftstelle »bezeugt«, in der es heisst: »auf dieses Unvergänglichen Geheiss, o Gârgî, stehen auseinandergehalten Sonne und Mond« u.s.w. (Bṛih. 3, 8, 9); und ebenso sagt eine andere Stelle, deren Beziehung auf den höchsten Gott ausser Zweifel steht: »er ist der Herr der Welt, er ist der Gebieter der Wesen, er ist der Hüter der Wesen, er ist die Brücke, welche diese Welten auseinanderhält, dass sie nicht verfliessen« (Bṛih. 4, 4, 22.) So folgt »auch wegen des Haltens«, dass der kleine Raum den höchsten Gott bedeuten muss.

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 151-152.
Lizenz:
Kategorien: