Antinomie zwischen der Vorstellung des göttlichen Intellekts und der Vorstellung des göttlichen Willens

[317] Die Metaphysik als Vernunftwissenschaft, wie sie in Aristoteles ihren Abschluß gefunden, hatte die Gottheit als »Denken des Denkens« bestimmt. In Aristoteles verkörperte sich für das Mittelalter die Thesis, nach welcher die Welt, wie sie in der äußeren Erfahrung gegeben ist, einen dem Denken angemessenen Zusammenhang bildet, welcher als Gedankenmäßigkeit, Zusammenstimmung, Zweckmäßigkeit erkannt und auf eine höchste Intelligenz zurückgeführt wird.

Die Peripatetiker des Islam standen, wie wir sahen, in Zusammenhang mit der älteren peripatetischen Schule und unter dem Eindruck der fortschreitenden Naturerkenntnis. Sie zogen aus der Art, wie vom Studium der Außenwelt aus der metaphysische Zusammenhang erscheint, eine Folgerung, welche die Vernunftwissenschaft des Aristoteles einen Schritt weiter, Spinoza und dem modernen intellektualistischen Pantheismus entgegen führte.346 Verbleibt man innerhalb des Studiums der äußeren Wirklichkeit, so gilt das: ex nihilo nihil fit.347 Von dieser Voraussetzung aus hält Ibn Roschd an der Aristotelischen Ewigkeit der Welt fest. Der gedankenmäßige Zusammenhang dieser ewigen Welt steht nun mit dem Verstande Gottes und zugleich mit dem menschlichen Intellekt in Beziehung. Dies für die Vernunftwissenschaft grundlegende Verhältnis empfängt bei den arabischen Peripatetikern, insbesondere bei Ibn Roschd eine geänderte Fassung, indem der letztere nach dem Vorgang des Ibn Badja die menschlichen Einzelintelligenzen nicht voneinander trennt, sondere als in dem universellen Verstande enthalten betrachtet. So entsteht die erste Formel dessen, was dann als unendlicher Intellekt Gottes bei Spinoza, als Weltvernunft in der deutschen Spekulation erscheint.

Diese Einheit des in der reinen Erkenntnis wirksamen Intellekts erscheint unter einem bestimmten Gesichtspunkt als berechtigte Konsequenz der Aristotelischen Vernunftwissenschaft.

Abstrahiert man von den Erfahrungen des Willens, so liegt in dem isoliert betrachteten Intellekt tatsächlich ein über das Individuum hinausreichender Zusammenhang, vermöge dessen die Prämissen des Denkens von Aristoteles in das Denken des Plato und weiter des Parmenides[318] usw. zurückreichen, und die Allgemeingültigkeit der Sätze das Individuelle aufzuheben strebt. Dies Unpersönliche des Denkens erhält in dem Maße für die metaphysische Weltansicht größeres Gewicht, als das System der allgemeinen Begriffe und Wahrheiten im Geiste verselbständigt wird. Wird das Wesen des Menschengeistes im Denken gefunden, so fehlt ein Prinzip, welches dem Einzelgeiste seinen selbständigen Mittelpunkt sicherte; denn ein solches liegt nur in dem Lebensgefühl und dem Willen.

Wenden wir diese allgemeinen Sätze an. Der Intellektualismus der arabischen Peripatetiker, wie er in Ibn Roschd seinen Höhepunkt erreicht hat, findet in Vorgängen des Wissens das Band des Weltzusammenhangs, und selbst die Vereinigung der Seele mit Gott vollzieht sich ihm in der Wissenschaft. Ihm fehlt daher, in folgerichtigem Zusammenhang mit dem Grundgedanken der Aristotelischen Vernunftwissenschaft, für die geistige Welt ein Prinzip der Individuation348; da in der Materie ein solches nur für die sinnlichen Einzelexistenzen gegeben ist. Ja Ibn Roschd ist sich der Eigenschaften des Denkens, welche die Akte desselben in verschiedenen Individuen innerlich zu einem Vernunftzusammenhang verbinden, sehr klar bewußt. Er schließt daraus, daß das Denken das Unveränderliche zu seinem Gegenstande hat, es müsse selber ewig sein.349 In dem über Entstehung und Untergang der Individuen hinausgreifenden Zusammenhang der Wissenschaft ist das Auftreten dieses oder jenes Denkers nur zufällig, der Verstand selber ist ewig.350 Der einheitliche Verstand entspricht der Selbigkeit der Vernunftwahrheit in den vielen Individuen.351 Nur so ist erklärbar, daß der Intellekt das Allgemeine, und zwar nicht im Verhältnis einer durch die Materie ihm zufallenden endlichen Stellung in der Körperwelt, zu erkennen vermag.352 Daher ist die menschzusammenhängendes[319] Ganze ein in Gott gegründeter, notwendiger und ewiger Bestandteil der Weltordnung. Sie ist unabhängig von dem Leben des einzelnen Menschen. Ex necessitate est, ut sit aliquis philosophus in specie humana.353 – Innerhalb dieser panlogistischen Verfassung des Systems tritt von neuem bei Ibn Roschd die pantheistische Konsequenz derjenigen Vernunftwissenschaft hervor, welche die Gedankenmäßigkeit der Welt in dem realen Zusammenhang der Gattungen und Arten sieht, Ibn Roschds Lehre von dem ewigen und universellen Verstande entsprang näher aus der Aristotelischen Ansicht von den Prinzipien der Individuation. Das Einzelwesen besteht aus Stoff und Form; nun ist Stoff den Geistern oder Seelen nicht beizulegen, ihre Form oder Wesenheit aber ist identisch; sonach müssen sie selber identisch sein.354 – Und dem entspricht die Verschiebung des Ausgangspunktes der Beweise für die Unsterblichkeit, die wir in seiner Darlegung derselben heraushoben. In der Vereinigung mit dem von Gott ausstrahlenden »wirkenden Geiste« besteht diejenige Unsterblichkeit des Menschengeistes, welche Ibn Roschd als in der Vernunftwissenschaft begründet anerkennt.355

Was trennt diese Theorie noch von Spinozas unendlichem göttlichen Intellekt oder von dem Panlogismus der deutschen Identitätsphilosophie? Innerhalb des naturwissenschaftlichen Denkens ist es die astronomische Konstruktion der Welt, welche Gott räumlich von der Welt sondert und den Bezirk der vollkommenen, unveränderlichen Bewegungen noch von dem der Veränderlichkeit, des Entstehens und Vergehens scheidet. So entsteht bei den arabischen Peripatetikern die emanatistische Form des Panlogismus, welche der pantheistischen vorausgeht. Das Schema entspringt, nach welchem einerseits ein Bewegungssystem sich abwärts in der Welt abstuft, andererseits ein Wissen. Von der Wissenschaft Gottes strahlt das Wissen aus und, dem Lichte gleich, das in die trübe Atmosphäre hineinscheint, zerstreut es sich und schwächt sich ab, indem es von einem Weltkreise der Bewegung zum ändern sich fortpflanzt. So trennen sich in der emanatistischen Vorstellung des Ibn Roschd Intelligenzen voneinander, bis zu dem separaten Intellekt abwärts, der im menschlichen Denken sich der Seele verbindet. Das ist der ganz vergängliche Teil der berühmten Theorie des Ibn Roschd vom gesonderten einheitlichen Intellekt, welche so viele Federn im christlichen Abendlande in Bewegung setzte.[320]

Zwischen dieser Wissenschaft von dem gedankenmäßigen Zusammenhang des Kosmos und der Lehre von einem wirklichen Willen in Gott besteht ein unauflösbarer Widerspruch. Der unerbittliche Scharfsinn des Ibn Roschd hat ihn erkannt und schließt den freien Willen in Gott durch folgende Beweisführung aus.356 Die Welt ist entweder möglich in dem Sinne, daß aus der Wahl Gottes auch andere Eigenschaften der Dinge hätten hervorgehen können, oder in ihr ist ein höchster Zweck vermöge der angemessenen Mittel und in einem Zusammenhang, der nicht anders gedacht werden kann, verwirklicht. Nur in dem letzteren Falle existiert für uns ein vernünftiger Zusammenhang, der auf ein erstes Denken führt. »Wenn man nicht einsieht, daß es zwischen den Anfängen und den Zielpunkten in den hervorgebrachten Dingen Mittelglieder gibt, auf welche die Existenz der Zielpunkte gebaut ist, so gibt es keine Ordnung und Reihenfolge, und wenn es diese nicht gibt, so existiert kein Beweis, daß diese Wesen ein wollendes, wissendes Agens haben. Denn die Ordnung und Anreihung und das Gegründetsein der Ursachen auf die Wirkungen beweist, daß sie von einem Wissen und einer Weisheit abstammen.« Den gedankenmäßigen Zusammenhang bis zu seinem ersten Prinzip erkennen, ist ihm hiernach, Gott erkennen, und die Dinge als zufällig betrachten, heißt ihm Gott leugnen. Auch ergibt sich die Unmöglichkeit der Wahlfreiheit in Gott daraus, daß sie in ihm einen Mangel, einen leidenden Zustand, eine Veränderung voraussetzen würde. Daher bedeutet der Wille in Gott, daß die Vorstellung des vollkommensten Zweckes einen notwendigen Zusammenhang der Verursachung in Gott in Bewegung setzt. Und dies nennt Ibn Roschd die Güte Gottes !

Stellt Thomas von Aquino hier überall nur ein künstliches Gleichgewicht zwischen den Sätzen und Gegensätzen her, mit welchen die Scholastik ringt357, so hat dagegen Duns Scotus358 diese Antinomie mit klarem Bewußtsein aufgefaßt, und er buchte sie nicht wie Ibn[321] Roschd wegzuschaffen, indem er den Willen beiseite brachte, sondern sein System bezeichnet den Punkt im mittelalterlichen Denken, an welchem mit derselben energischen Schärfe des Geistes der verstandesmäßige Zusammenhang in der Welt und das dem Verstande sich entziehende Walten der Freiheit anerkannt werden. Daher ist sein System von diesem Widerspruch in der Mitte zerrissen. Der Bestandteil der Weltauffassung, welcher einen gedankenmäßigen notwendigen Zusammenhang erkennt und ihn auf eine denkende Ursache zurückführt, ist gänzlich getrennt von dem anderen, welcher eine unableitbare Tatsächlichkeit, die ebensogut anders sein, und einen freien Willen, der wollen oder nicht wollen kann, feststellt und beides auf ein Prinzip des Willens zurückführt. Hiervon war die Bedingung, daß er eine erste gründliche Analyse der Willensfreiheit vornahm; dieselbe zieht sich durch seine ganze schriftstellerische Tätigkeit hindurch. Er stellt sich dem Aristoteles selbständig gegenüber, welcher das Problem des Unterschieds von Wille und Denken nicht zureichend behandelt habe359, und tut den Schritt zu klarem Erfassen der sich selbst bestimmenden Spontaneität.360 Diese ist eine unmittelbar gegebene Tatsächlichkeit.361 Dieselbe kann nicht geleugnet werden; denn die Zufälligkeit des Weltlaufs ist augenscheinlich, wer sie bestreitet, müßte gemartert werden, bis er zugesteht, es sei auch möglich, daß er nicht gemartert würde; diese Zufälligkeit weist aber auf eine freie Ursache. Die Tatsache des freien Willens kann andererseits nicht erklärt werden; denn daß sie der Auflösung in Vernunftzusammenhang unzugänglich ist, macht eben ihren Charakter aus. Sonach sind das Denken in Gott und der Wille in ihm zwei letzte Erklärungsgründe, deren keiner auf den anderen zurückgeführt zu werden vermag.362 Zwar ist der Intellekt die Bedingung des Willens, aber dieser letztere kann das was der Intellekt vorstellt, wollen oder nicht wollen, ganz unabhängig von jenem. So ist in dem System des Duns Scotus Dualismus der Ausdruck der Antinomie, von welcher es bewegt ist. Er hat diese Antinomie so durchschaut, daß seine Begriffe nur in das Psychologische und Erkenntnistheoretische umgedacht zu werden brauchen. Denn der Verstand ist nach ihm eine natürliche und nach dem Gesetze der Notwendigkeit wirkende Kraft, in dem Willen, aber nur in ihm allein, wird der notwendige Naturzusammenhang überschritten,[322] und zwar ist der Wille eben frei, sofern hier das Aufsuchen einer ratio endet.363 Schließlich hat Duns Scotus die Annahme der vom Verstande getrennten Freiheit in Gott bis zu dem Satze verfolgt, daß auch sittliche Gesetze ihm in diesem Willkürakte Gottes allein begründet schienen.

So erkennt das Denken des Mittelalters die Unmöglichkeit, ein inneres Verhältnis von Wille und Intellekt in diesem höchsten göttlichen Wesen (dem Abbilde des Gegensatzes unseres wissenschaftlichen Denkens des Kosmos und unserer Willenserfahrungen in ungeheurem Maßstabe) zu entwerfen; denn es kann weder Wille in Gott noch Verstand in ihm leugnen, es vermag auch nicht eins dem andern unterzuordnen und am wenigsten kann es sie koordiniert nebeneinanderstellen, als letzte objektive und einander heterogene Tatsachen, wie Duns Scotus getan hatte.

Und wie in Ibn Roschd die eine Seite dieser antinomischen Weltordnung einseitig entwickelt worden war, so finden wir in dem Fortgang der Metaphysik des christlichen Abendlandes insbesondere durch Occam die andere in ihre letzten Konsequenzen fortgeführt.364 Jene mußte im weiteren Verlauf in dem Panlogismus endigen, diese mußte die Metaphysik zerstören und der inneren Erfahrung sowie dem in ihr gegebenen Willen Raum machen. Jene führt zu Spinoza und Hegel, diese zu den Mystikern und Reformatoren. Indem aber in der Metaphysik selber das Prinzip des Willens, ja der Willkür geltend gemacht wird, zersetzt der hierin liegende Widerspruch zwischen der Form und dem Inhalt die Metaphysik, deren Wesen deduktive Folgerichtigkeit ist, und er erscheint in Occam und seinen Schülern als Frivolität und als Flucht in ein supranaturales asylum ignorantiae, während zugleich ein tiefer Ernst in der Behauptung des großen Prinzips der Willenspersönlichkeit und ihrer freien Macht gegenüber aller Autorität und aller leeren Abstraktion in Occam sich geltend macht.

Indem Occam so die Antithesis der Antinomie ebenso einseitig entwickelte, wie Ibn Roschd die Thesis ausgebildet hatte, empfing nunmehr der Nominalismus einen Lebensgehalt. Dieser hatte in Roscellinus mit unfruchtbarer Negativität die Begriffe, welche ein Allgemeines oder ein Ganzes aussprechen, verneint, während gerade auf den letzteren die ganze theologische Dogmatik als Lehre von der[323] Ökonomie des Heils beruhte. Jetzt wirkte das Prinzip der Erfahrung, welches bisher nur eine unfruchtbare Erinnerung des Altertums und totes Spiel des Verstandes gewesen war, positiv und aufbauend. Es hat in Roger Bacon das Studium der Außenwelt, in Occam die selbständige Betrachtung der inneren Erfahrung begründet. Occam ist die mächtigste Denkerpersönlichkeit des Mittelalters seit Augustinus. Wie er die Independenz des Willens verkündete, so hat er sie auch kämpfend in seinem Leben dargestellt. Ihn beseelt das moderne Prinzip der unabhängigen Willensmacht der Person. Das Objekt des Wissens sind die Einzeldinge; die allgemeinen Begriffe Zeichen; das Band zwischen ihnen und dem göttlichen Intellekt, das alle Vernunftwissenschaft zusammengehalten hatte, ist zerrissen; und die praktische Theologie selber wird zersetzt von dem Gegensatz der scholastischen Verstandeserörterung als ihrer Form, und der Willenserfahrung als ihres Inhaltes.

Als Luther, ein eifriger Leser Occams, die Independenz der Erfahrungen des Willens aussprach und den persönlichen Glauben von aller Metaphysik auch in bezug auf die Form sonderte, da war die Metaphysik des Mittelalters durch eine freiere Gestalt des Bewußtseins abgelöst. Aber so langsam arbeitet die Wahrheit in der Geschichte, daß die altprotestantische Dogmatik wie in einem Schattenspiel die Begriffe der mittelalterlichen theologischen Metaphysik wieder erscheinen ließ. Die Gedankenmäßigkeit der äußeren Welt ist die Grundvoraussetzung der Wissenschaft, und das System der Erscheinungen nach dem Satze vom Grunde ist ihr Ideal; wo aber die Erfahrungen des Willens und des Gemüts beginnen, hat eine solche Erkenntnis keine Stelle mehr.

346

Das dritte Bach der Psychologie des Aristoteles wurde der Ausgangspunkt für die Lehre vom einheitlichen Intellekt: Alexander von Aphrodisias, Themistius, die pseudoaristotelische Theologie entwickelten sie, und die arabischen Peripatetiker benutzten die Theorien vom leidenden und tätigen Verstande bei Alexander und Themistius.

347

Die eingeschränkte Geltung des Satzes ex nihilo nihil fit hat schon Thomas von Aquino erkannt der Satz hat keine Geltung für die transzendente Ursache, contra gentil. II, c. 10. 16. 17. 37.

348

Averroes, Destructio destructionum II, disp. 3 fol. 145 (Venet. 1562): nam plurificatio numeralis individualis provenit ex materia.

349

Averroes de animae beatitudine c. 3 fol. 150 ff.

350

Destructio destructionum II, disp. 3 fol. 144 K, Averroes zu der ratio decima: igitur necesse est ut sit non generabilis, non corruptibilis, nec deperditur, cum deperdatur aliquod individuorum, in quibus invenitur ille. et ideo scientiae sunt aeternae et nec generabiles nec corruptibiles, nisi per accidens, scilicet ex copulatione earum Socrati et Platoni.. quoniam intellectui nihil est individuitatis.

351

Destr. destr. I, disp. 1 fol. 20 M: et anima quidem Socratis et Platonis sunt eaedem aliquo modo et multae aliquo modo: ac si diceres sunt eadem ex parte formae, et multae ex parte subjecti earum... anima autem prae caeteris assimilatur lumini, et sicut lumen dividitur ad divisionem corporum illuminatorum, deinde fit unum in ablatione corporum, sie est res in animabus cum corporibus.

352

Albertus Magnus de unitate intellectus contra Averroem c. 4. – Die Argumente sind im Text frei wiedergegeben, da sie in ihrer genauen Fassung die Spezialitäten der Averroistischen Metaphysik voraussetzen. – Vgl. übrigens Leibniz, Considérations sur la doctrine d'un esprit universel, welche schon Averroes zu Spinoza in Beziehung setzen.

353

Averroes de anim. beat. c. 2 fol. 149 G.

354

Averroes, Destr. II. disp. 3 fol. 145 ff.

355

Das Nähere hierüber bei Renan, Averroès3 p. 152 ff. und exakter bei Munk, Le guide des égarés, traité de théologie et de philosophie t. I, p. 434 Note 4. – Die Verschiebung der Beweise, nach welcher Ibn Roschd hauptsächlich von der Tatsache der abstrakten Wissenschaft ausgebt, ist angedeutet und belegt S. 316.

356

Philosophie und Theologie des Averroes (Müller) S. 79 ff.

357

Thomas von Aquino verbleibt in der Auffassung des Willens unter dem Banne des Intellektualismus; vgl. contra gentil. I, c. 82 f. p. 112 a. Er verlegt aber die Antinomie in den Willen Gottes selber, indem er die Notwendigkeit, mit welcher dieser seinen eigenen Inhalt als Zweck will, von der Freiheit unterscheidet, mit welcher er dessen Mittel in der zufälligen Welt will, da er doch auch ohne diese Mittel seine Vollkommenheit besitzen könnte; vgl. summa theol. p. I, qu. 19 art. 3. Und zwar enthält nach ihm ein solcher Wille keine Unvollkommenheit, weil er sein Objekt stets in sich selber hat; vgl. ebda. art. 2. So will Gott ewig, was er will, nämlich seine eigene Vollkommenheit, sonach auf notwendige Weise; ebda. art. 3. Hiernach ist augenscheinlich Gottes Wille nach Thomas in seinem Kern notwendig, wie sein Wissen.

358

Ich benutze besonders Duns Scotus in sent. I, dist. 1 und 2; dist. 8 quaest. 5; dist. 39 besonders quaest. 5; II, dist. 25. 29. 43.

359

Duns Scotus in sent. I, dist. 2 quaest. 7.

360

Vgl. mit Aristoteles S. 268 Duns Scotus in sent. II, dist. 25 quaest. 1.

361

Duns Scotus in sent. I, dist. 8 quaest. 5: et si quaeras, quare igitur voluntas divina magis determinatur ad unum contradictoriorum, quam ad alterum, respondeo: indisciplinati est, quaerere omnium causas et demonstrationem.. principii enim demonstrationis non est demonstratio: immediatum autem principium est, voluntatem velle hoc.

362

Duns Scotus in sent. I, dist. 2.

363

In sent. II, dist. 1 qu. 2: sicut non est ratio, quare voluit naturam humanam in hoc individuo esse et esse possibile et contingens: ita non est ratio, quare hoc voluit nunc et non tunc esse, sed tantum quia voluit hoc esse, ideo bonum fuit illud esse. Vgl. hierzu und zur ganzen Lehre vom Willen Duns Scotus, quaestiones quodlibetales, quaest. 16.

364

Die parallele Erscheinung im Morgenlande fehlt auch hier nicht. Die Mutakalimun substituierten dem Kausalzusammenhang der Natur unmittelbare Einzelakte Gottes und führten so den Weltlauf als zufällig auf den göttlichen Willen zurück.

Quelle:
Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften. Band 1, Leipzig u.a. 1914 ff, S. 317-324.
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