II. Karlsruhe

[133] Der Aufstand in Baden kam unter den günstigsten Umständen zustande, in denen eine Insurrektion sich nur befinden kann. Das ganze Volk war einig in dem Haß gegen eine wortbrüchige, achselträgerische und in ihren politischen Verfolgungen grausame Regierung. Die reaktionären Klassen, Adel, Bürokratie und große Bourgeoisie, waren wenig zahlreich. Eine große Bourgeoisie besteht überhaupt in Baden nur embryonisch. Mit Ausnahme dieser wenigen Adeligen, Beamten und Bourgeois, mit Ausnahme der Karlsruher und Baden-Badener vom Hof und von reichen Fremden lebenden Krämer, mit Ausnahme einiger Heidelberger Professoren und eines halben Dutzend Bauerndörfer um Karlsruhe war das ganze Land ungeteilt für die Bewegung. Die Armee, die in andern Aufständen erst besiegt werden mußte, die Armee, von ihren adligen Offizieren mehr als irgendwo anders schikaniert, seit einem Jahre von der demokratischen Partei bearbeitet, seit kurzem durch Einführung einer Art allgemeiner Wehrpflicht noch mehr mit rebellischen Elementen versetzt, die Armee stellte sich hier an die Spitze der Bewegung und trieb sie sogar weiter, als die bürgerlichen Leiter der Offenburger Versammlung wollten. Die Armee gerade war es, die in Rastatt und Karlsruhe die »Bewegung« in eine Insurrektion verwandelte.

Die insurrektionelle Regierung fand also bei ihrem Amtsantritt eine fertige Armee, reichlich versehene Arsenale, eine vollständig organisierte Staatsmaschine, einen gefüllten Staatsschatz und eine so gut wie einstimmige Bevölkerung vor. Sie fand ferner auf dem linken Rheinufer, in der Pfalz, eine bereits fertige Insurrektion vor, die ihr die linke Flanke deckte; in Rheinpreußen eine Insurrektion, die zwar stark bedroht, aber noch nicht besiegt war; in Württemberg, in Franken, in beiden Hessen und Nassau eine allgemeine Aufregung, selbst unter der Armee, die nur eines Funkens bedurfte, um den badischen Aufstand in ganz Süd- und Mitteldeutschland zu wiederholen und wenigstens 50000 bis 60000 Mann regulärer Truppen der Empörung zu Gebot zu stellen.[133]

Was unter diesen Umständen zu tun war, ist so einfach und handgreiflich, daß jetzt nach der Unterdrückung des Aufstandes jedermann es weiß, jedermann es gleich von Anfang gesagt haben will. Es handelte sich darum, sofort und ohne einen Augenblick zu zaudern, den Aufstand weiterzutragen, nach Hessen, Darmstadt, Frankfurt, Nassau und Württemberg. Es handelte sich darum, sofort von den disponiblen regulären Truppen 8000 bis 10000 Mann zusammenzuraffen – mit der Eisenbahn konnte das in zwei Tagen geschehen – und sie nach Frankfurt zu werfen – »zum Schutz der Nationalversammlung«. Die erschrockene hessische Regierung war durch die Schlag auf Schlag einander folgenden Fortschritte des Aufstandes wie festgebannt; ihre Truppen waren notorisch günstig gestimmt für die Badenser; sie, sowenig wie der Frankfurter Senat, konnten den mindesten Widerstand leisten. Die in Frankfurt stationierten kurhessischen, württembergischen und Darmstädter Truppen waren für die Bewegung; die dortigen Preußen – meist Rheinländer – schwankten; die Österreicher waren wenig zahlreich. Die Ankunft der Badenser, man mochte nun versuchen, sie zu verhindern oder nicht, mußte die Insurrektion bis ins Herz beider Hessen und Nassaus tragen, den Rückzug der Preußen und Östreicher nach Mainz erzwingen und die zitternde deutsche sogenannte Nationalversammlung unter den terrorisierenden Einfluß einer insurgierten Bevölkerung und einer insurgierten Armee stellen. Brach dann der Aufstand an der Mosel, in der Eifel, in Württemberg und Franken nicht sofort los, so waren Mittel genug vorhanden, ihn auch in diese Provinzen zu tragen.

Man mußte ferner die Macht der Insurrektion zentralisieren, ihr die nötigen Geldmittel zur Verfügung stellen und durch sofortig; Abschaffung aller Feudallasten die große ackerbautreibende Mehrzahl der Bevölkerung bei der Insurrektion interessieren. Herstellung einer gemeinsamer Zentralmacht für Krieg und Finanzen mit der Vollmacht, Papiergeld1 auszugeben, zunächst für Baden und die Pfalz, Aufhebung aller Feudallasten in Baden und jedem von der Insurrektionsarmee besetzten Bezirk hätten vorderhard hingereicht, um dem Aufstand einen ganz anders energischen Charakter zu geben.

Alles das mußte jedoch im ersten Augenblick geschehen, um mit der Schnelligkeit durchgeführt zu werden, die allein den Erfolg sichern konnte. Acht Tage nach Einsetzung des Landesausschusses war es sehen zu spät. Die rheinische Insurrektion war unterdrückt, Württemberg und Hessen rührten sich nicht, die anfangs günstig gestimmten Truppenteile wurden unsicher,[134] sie folgten schließlich wieder ganz ihren reaktionären Offizieren. Der Aufstand hatte seinen allgemeindeutschen Charakter verloren, er war ein rein badischer oder badisch-pfälzischer Lokalaufstand geworden.

Wie ich nach Beendigung des Kampfes erfahren, hatte der ehemalige badische Unterleutnant F. Sigel, der während des Aufstandes als »Oberst« und später als »Obergeneral« sich einen mehr oder weniger zweideutigen Zwerglorbeer errang, gleich im Anfang dem Landesausschuß einen Plan vorgelegt, nach dem man die Offensive ergreifen sollte. Dieser Plan hat das Verdienst, den richtigen Gedanken zu enthalten, daß unter allen Umständen angegriffen werden müsse; im übrigen ist er der abenteuerlichste, der nur vorgeschlagen werden konnte. Sigel wollte mit einem badischen Korps zuerst nach Hohenzollern rücken und die Hohenzollersche Republik proklamieren, sodann Stuttgart nehmen und von da, nach Insurgierung Württembergs, auf Nürnberg marschieren und im Herzen des ebenfalls insurgierten Frankens ein großes Lager aufschlagen. Man sieht, daß dieser Plan die moralische Wichtigkeit Frankfurts, dessen Besitz der Insurrektion erst einen allgemeindeutschen Charakter gab, und die strategische Wichtigkeit der Mainlinie gänzlich unberücksichtigt ließ. Man sieht, daß er ganz andre Streitkräfte voraussetzte, als wirklich disponibel waren, und daß er sich schließlich, nach einem vollständig Don-Quijoteschen oder Schillschen Streifzug, ins Blaue verlief, um dem Aufstand die stärkste, die unter allen süddeutschen Armeen einzig entschieden feindliche Armee, die bayrische, sofort auf die Fersen zu hetzen, noch ehe er sich durch den Übertritt der hessischen und nassauischen Truppen verstärken konnte.

Die neue Regierung ließ sich auf gar keine Offensive ein, unter dem Vorwand, die Soldaten seien fast sämtlich auseinander- und nach Hause gegangen. Abgesehen davon, daß dies nur bei einzelnen wenigen Truppenteilen, namentlich beim Leibregiment, der Fall war, so waren selbst diese auseinandergegangenen Soldaten binnen drei Tagen fast alle wieder bei ihren Fahnen.

Die Regierung hatte übrigens ganz andere Gründe, sich gegen jede Offensive zu sträuben.

An der Spitze der ganzen badischen Reichsverfassungsagitation stand Herr Brentano, ein Advokat, der mit dem immer etwas mesquinen Ehrgeiz eines deutschen Kleinstaatenvolksmannes und mit der anscheinenden Gesinnungstüchtigkeit, die in Süddeutschland überhaupt die erste Bedingung aller Popularität ist, eine gewisse diplomatische Schlauheit verband, die hinreichte, seine ganze Umgebung, mit Ausnahme vielleicht eines einzigen, vollständig zu beherrschen. Herr Brentano – es ist jetzt trivial geworden, aber[135] es ist richtig – Herr Brentano und seine Partei, die stärkste im Lande, verlangte auf der Offenburger Versammlung weiter nichts als Veränderungen der großherzoglichen Politik, die nur mit einem Ministerium Brentano möglich waren. Die Antwort des Großherzogs, die allgemeine Agitation, riefen die Rastatter Militärrevolte hervor – gegen den Willen und die Absichten Brentanos. In dem Augenblick, als Herr Brentano an die Spitze des Landesausschusses gesetzt wurde, war er schon überholt von der Bewegung, mußte er sie schon zu hemmen suchen. Da kam der Krawall in Karlsruhe hinzu; der Großherzog floh, und derselbe Umstand, der Herrn Brentano an die Spitze der Verwaltung rief, der ihm sozusagen diktatorische Gewalt gab, vereitelte alle seine Pläne, brachte ihn dahin, diese Gewalt gegen dieselbe Bewegung zu verwenden, die ihm die Gewalt verschafft hatte. Während das Volk über die Entfernung des Großherzogs jubelte, saßen Herr Brentano und sein getreuer Landesausschuß wie auf Kohlen.

Dieser Landesausschuß, fast ausschließlich aus badischen Biedermännern mit der tüchtigsten Gesinnung und mit den unklarsten Köpfen bestehend, aus »reinen Republikanern«, die vor der Proklamierung der Republik zitterten und vor der geringsten energischen Maßregel sich bekreuzten – dieser echte Spießbürgerausschuß war natürlich ganz von Brentano abhängig. Die Rolle, die in Elberfeld der Advokat Höchster übernommen hatte, diese Rolle übernahm hier auf einem etwas größeren Terrain der Advokat Brentano. Von den drei fremdartigen Elementen, die aus dem Gefängnis in den Landesausschuß kamen, Blind, Fickler und Struve, wurde Blind so sehr von Brentanoschen Intrigen umsponnen, daß ihm, der ganz allein stand, nichts übrigblieb, als in der Eigenschaft eines Vertreters von Baden ins Exil nach Paris zu wandern; Fickler mußte eine gefährliche Mission nach Stuttgart übernehmen; Struve erschien Herrn Brentano so wenig gefährlich, daß er ihn ruhig im Landesausschuß duldete, ihn überwachte und ihn unpopulär zu machen suchte, was ihm auch vollständig gelang. Man weiß, wie Struve mit mehren andern einen »Klub des entschiedenen (oder vielmehr besonnenen) Fortschritts« stiftete, der nach einer verfehlten Demonstration aufgelöst wurde. Wenige Tage nachher war Struve in der Pfalz, mehr oder weniger »Flüchtling«, und versuchte dort abermals seinen »Deutschen Zuschauer« herauszugeben. Die Probenummer war kaum erschienen, als die Preußen einrückten.

Der Landesausschuß, von vornherein ein reines Werkzeug Brentanos, erwählte ein Exekutivkomitee, an dessen Spitze abermals Brentano stand. Dieses[136] Exekutivkomitee ersetzte sehr bald den Landesausschuß fast ganz, ließ sich höchstens von ihm die Kredite und die getroffenen Maßregeln bestätigen und entfernte die mehr oder weniger unzuverlässigen Mitglieder des größeren Ausschusses durch allerlei untergeordnete Missionen in die Kreise oder zur Armee. Endlich beseitigte es den Landesausschuß vollständig durch die ganz unter Brentanos Einfluß gewählte »Konstituante« und verwandelte sich in eine »provisorische Regierung«, deren Haupt natürlich abermals Herr Brentano war. Er war es, der die Minister ernannte. Und welche Minister – Florian Mördes und Mayerhofer!

Herr Brentano war der vollkommenste Repräsentant des badischen Kleinbürgertums. Er unterschied sich von der Masse der Kleinbürger und ihren sonstigen Repräsentanten nur dadurch, daß er zu einsichtig war, um alle ihre Illusionen zu teilen. Herr Brentano hat die badische Insurrektion vom ersten Augenblick an verraten, und gerade deswegen, weil er die Lage der Dinge vom ersten Augenblick an richtiger erkannte als irgendeine andere offizielle Person in Baden, weil er die einzigen Maßregeln ergriff, die der Kleinbürgerschaft die Herrschaft bewahren, aber ebendeshalb auch die ganze Insurrektion zugrunde richten mußten. Dies ist das Geheimnis der damaligen grenzenlosen Popularität Brentanos und zugleich das Geheimnis der Beschimpfungen, die seit Juli von seinen ehemaligen Verehrern auf ihn gehäuft werden. Die badischen Kleinbürger waren der Masse nach ebensogut Verräter wie Brentano; sie waren zu gleicher Zeit düpiert, was er nicht war. Sie verrieten aus Feigheit, sie ließen sich düpieren aus Dummheit.

In Baden, wie überhaupt in Süddeutschland, gibt es fast gar keine große Bourgeoisie. Die Industrie und der Handel des Landes sind unbedeutend. Es gibt daher auch nur ein sehr wenig zahlreiches, sehr zersplittertes, wenig entwickeltes Proletariat. Die Masse der Bevölkerung teilt sich in Bauern (die Mehrzahl), Kleinbürger und Handwerksgesellen. Die letzteren, die städtischen Arbeiter, in kleinen Städten zerstreut, ohne irgendein größeres Zentrum, in dem sich eine selbständige Arbeiterpartei ausbilden könnte, stehen oder standen wenigstens bisher unter dem vorwiegenden gesellschaftlichen und politischen Einfluß der Kleinbürger. Die Bauern, noch mehr über die Oberfläche des Landes zerstreut, ohne Bildungsmittel, haben mit den Kleinbürgern ohnehin teils zusammenfallende, teils sozusagen parallellaufende Interessen und standen daher ebenfalls unter ihrer politischen Vormundschaft. Die Kleinbürger, vertreten durch Advokaten, Ärzte, Schulmeister, einzelne Kaufleute und Buchhändler, beherrschten also teils direkt, teils durch ihre Vertreter die ganze politische Bewegung in Baden seit dem März 1848.

Dieser Abwesenheit des Gegensatzes von Bourgeoisie und Proletariat und[137] dem daraus hervorgehenden politischen Übergewicht der Kleinbürgerschaft ist es zuzuschreiben, daß eine sozialistische Agitation in Baden eigentlich nie existiert hat. Die sozialistischen Elemente, die von außen hineinkamen, sei es durch Arbeiter, die in entwickelteren Ländern gewesen waren, sei es durch den Einfluß der französischen oder deutschen sozialistischen und kommunistischen Literatur, konnten sich nie Bahn brechen. Das rote Band und die rote Fahne bedeuteten in Baden nichts andres als die bürgerliche Republik, wenn es hoch kam, mit etwas Terrorismus versetzt, und die von Herrn Struve entdeckten »sechs Geißeln der Menschheit«, so bürgerlich unschuldig sie sind, waren das Äußerste, das bei der Masse noch Anklang finden konnte. Das höchste Ideal des badischen Kleinbürgers und Bauern blieb immer die kleine bürgerlich-bäuerliche Republik, wie sie in der Schweiz seit 1830 besteht. Ein kleines Tätigkeitsfeld für kleine, bescheidene Leute, der Staat eine etwas vergrößerte Gemeinde, ein »Kanton«; eine kleine, stabile, auf Handarbeit gestützte Industrie, die einen ebenso stabilen und schläfrigen Gesellschaftszustand bedingt; wenig Reichtum, wenig Armut, lauter Mittelstand und Mittelmäßigkeit; kein Fürst, keine Zivilliste, keine stehende Armee, fast keine Steuern; keine aktive Beteiligung an der Geschichte, keine auswärtige Politik, lauter inländischer kleiner Lokalklatsch und kleine Zänkereien en famille; keine große Industrie, keine Eisenbahnen, kein Welthandel, keine sozialen Kollisionen zwischen Millionären und Proletariern, sondern ein stilles, gemütliches Leben in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit, in dir kleinen, geschichtslosen Bescheidenheit zufriedener Seelen – das ist das sanfte Arkadien, das im größten Teile der Schweiz existiert und für dessen Einführung der badische Kleinbürger und Bauer seit Jahren geschwärmt hat. Und erweitert sich in Momenten kühnerer Begeisterung der Gedanke des badischen und, sagen wir es, des süddeutschen Kleinbürgers überhaupt zu der Vorstellung von ganz Deutschland, so schwebt ihm das Ideal von Deutschlands Zukunft vor in der Gestalt einer vergrößerten Schweiz, in der Gestalt der Föderativrepublik. So hat auch Herr Struve in einer Broschüre Deutschland bereits in 24 Kantone mit ebensoviel Landammännern und großen und kleinen Räten eingeteilt und sogar die Landkarte mit der fertigen Einteilung der Broschüre beigeheftet. Könnte Deutschland sich jemals in ein solches Arkadien verwandeln, so wäre es damit auf einer Stufe der Erniedrigung angekommen, von der es bisher selbst in seinen schmachvollsten Zeiten keine Ahnung hatte.

Die süddeutschen Kleinbürger hatten inzwischen schon mehr als einmal die Erfahrung gemacht, daß eine Revolution, und trüge sie auch ihre eigene[138] bürgerlich-republikanische Fahne, ihr geliebtes stilles Arkadien sehr leicht im Strudel weit kolossalerer Konflikte, wirklicher Klassenkämpfe, mit wegschwemmen könnte. Daher die Furcht der Kleinbürger nicht nur vor jeder revolutionären Erschütterung, sondern auch vor ihrem eignen Ideal der föderierten Tabak- und Bierrepublik. Daher ihre Begeisterung für die Reichsverfassung, die wenigstens ihre nächsten Interessen befriedigte und ihnen Hoffnung gab, bei dem bloß suspensiven Veto des Kaisers die Republik zu gelegener Zeit auf gesetzlichem Wege einzuführen. Daher ihre Überraschung, als das badische Militär ihnen ungefragt eine fertige Insurrektion auf dem Präsentierteller überreichte, daher ihre Furcht, die Insurrektion über die Grenzen des zukünftigen Kantons Baden hinaus zu verbreiten. Die Feuersbrunst hätte ja auch einmal Gegenden ergreifen können, in denen es große Bourgeois und massenhaftes Proletariat gab, Gegenden, in denen sie dem Proletariat die Gewalt in die Hand legte, und dann – wehe dem Eigentum!

Was tat unter diesen Umständen Herr Brentano?

Was die Kleinbürgerschaft in Rheinpreußen mit Bewußtsein getan hatte, tat er in Baden für die Kleinbürgerschaft: Er verriet die Insurrektion, aber er rettete die Kleinbürgerschaft.

Keineswegs durch seine letzten Handlungen, durch seine Flucht nach der Niederlage an der Murg, wie der endlich enttäuschte badische Kleinbürger sich einbildete, sondern vom ersten Augenblick an verriet Brentano die Insurrektion. Gerade die Maßregeln, denen die badischen Spießbürger und mit ihnen ein Teil der Bauern und selbst die Handwerker am meisten zujubelten, gerade diese Maßregeln verrieten die Bewegung an Preußen. Gerade dadurch, daß Brentano verriet, wurde er so populär, kettete er den fanatischen Enthusiasmus des Spießbürgers an seine Fersen. Der kleine Bürger übersah den Verrat an der Bewegung über der raschen Herstellung der Ordnung und Sicherheit, über der augenblicklichen Hemmung der Bewegung selbst; und als es zu spät war, als er, in der Bewegung kompromittiert, die Bewegung und sich mit ihr verloren sah, schrie er über Verrat, fiel er mit der ganzen Entrüstung des geprellten Biedermannes über seinen treuesten Diener her.

Herr Brentano freilich ist auch geprellt worden. Er hoffte als großer Mann der »gemäßigten« Partei, d.h. eben der Kleinbürgerschaft, aus der Bewegung hervorzugehn, und er hat bei Nacht und Nebel schmählich ausreißen müssen vor seiner eignen Partei, vor seinen besten Freunden, denen plötzlich ein erschreckendes Licht aufging. Er hoffte sich sogar die Möglichkeit eines großherzoglichen Ministerpostens offenhalten zu können und hat zum Dank für seine Klugheit die Fußtritte aller Parteien, die Unmöglichkeit, jemals auch nur noch irgendeine Rolle spielen zu können. Aber freilich, man[139] kann gescheuter sein als sämtliche Kleinbürger irgendeines deutschen Raubstaats und darum doch seine schönsten Hoffnungen geknickt, seine edelsten Absichten mit Kot beworfen sehn!

Von dem ersten Tage seiner Regierung an tat Herr Brentano alles, um die Bewegung in das spießbürgerliche Bett einzudämmen, das sie zu überschreiten kaum versucht hatte. Unter dem Schutz der Karlsruher, dem Großherzog ergebenen Bürgerwehr, derselben Bürgerwehr, die sich den Tag zuvor noch gegen die Bewegung geschlagen hatte, zog er ins Ständehaus ein, um von hier aus die Bewegung zu zügeln. Die Rückberufung der desertierten Soldaten geschah mit möglichster Schläfrigkeit; die Reorganisierung der Bataillone wurde nicht rascher betrieben. Dagegen bewaffnete man sofort die Mannheimer entwaffneten Spießbürger, von denen jeder wußte, daß sie sich nicht schlagen würden, und die nach dem Waghäuseler Gefecht sich sogar dem Verrat Mannheims durch ein Dragonerregiment zum großen Teil angeschlossen haben. Von einem Marsche nach Frankfurt oder Stuttgart, von einer Verbreitung der Insurrektion nach Nassau oder Hessen war gar nicht die Rede. Wurde ein Vorschlag der Art gemacht, so war er auch sogleich beseitigt, wie der Sigelsche. Von der Emittierung von Papiergeld zu sprechen, hätte für ein Staatsverbrechen, für kommunistisch gegolten. Die Pfalz schickte Gesandte über Gesandte: Sie sei waffenlos, sie habe keine Gewehre, von Artillerie gar nicht zu sprechen, keine Munition, sie bedürfe alles dessen, was zur Durchführung einer Insurrektion und namentlich zur Einnahme der Festungen Landau und Germersheim nötig sei; aber von Herrn Brentano war nichts zu erhalten. Sie trug auf sofortige Einsetzung eines gemeinsamen Militärkommandos, ja auf Vereinigung beider Länder unter einer einzigen gemeinsamen Regierung an. Alles wurde verschleppt und verzögert. Ein kleiner Geldzuschuß ist, glaube ich, das einzige, was die Pfalz bekommen konnte; später, als es zu spät war, kamen acht Geschütze mit etwas Munition, ohne Bedienung und Bespannung, und endlich auf Mieroslawskis direkten Befehl ein badisches Bataillon und zwei Mörser, von denen, wenn ich mich recht erinnere, einer einen Schuß getan hat.

Mit dieser Verschleppung und Beseitigung der notwendigsten Maßregeln, die die Insurrektion hätten weitertragen können, war die ganze Bewegung schon verraten. Nach innen wurde mit derselben Nonchalance verfahren. Von Aufhebung der Feudallasten war keine Rede; Herr Brentano wußte sehr gut, daß in den Bauern mehr revolutionäre Elemente steckten, namentlich im Oberland, als ihm lieb war, und daß er sie daher eher zurückhalten als noch tiefer in die Bewegung schleudern müsse. Die neuen Beamten waren meist Kreaturen Brentanos oder total unfähig; die alten Beamten, mit Ausnahme[140] derer, die zu direkt bei der Reaktion der letzten zwölf Monate kompromittiert und daher von selbst desertiert waren, behielten sämtlich ihre Stellen, zum großen Entzücken aller ruhigen Bürger. Sogar Herr Struve fand noch in den letzten Tagen des Mai an der »Revolution« zu loben, daß alles so hübsch ruhig abgegangen sei und fast alle Beamten in ihren Stellen hätten bleiben können. – Im übrigen wirkten Herr Brentano und seine Agenten dahin, daß alles, wo möglich, ins alte Geleis zurückkehre, daß möglichst wenig Unruhe und Aufregung herrsche und das revolutionäre Exterieur des Landes baldigst verschwinde.

In der Militärorganisation herrschte derselbe Schlendrian. Man tat nicht mehr, als was man unmöglich unterlassen konnte. Die Truppen wurden ohne Führer, ohne Beschäftigung, ohne Ordnung gelassen; der unfähige »Kriegsminister« Eichfeld und sein Nachfolger, der Verräter Mayerhofer, wußten sie nicht einmal erträglich zu dislozieren. Die Truppenkonvois kreuzten sich auf der Eisenbahn, ohne Zweck, ohne Resultat. Die Bataillone wurden heute hierhin geführt, morgen wieder zurück, kein Mensch konnte absehen, weshalb. In den Garnisonen zogen sie von einem Wirtshaus ins andere, weil sie nichts anderes zu tun hatten. Es schien, als sollten sie absichtlich demoralisiert werden, als wolle die Regierung ihnen den letzten Rest von Disziplin geradezu austreiben. Die Organisation des ersten Aufgebots der sogenannten Volkswehr, d.h. aller waffenfähigen Mannschaft bis zu 30 Jahren, wurde dem bekannten Joh. Ph. Becker, einem naturalisierten Schweizer und Offizier der eidgenössischen Armee, übertragen. Inwieweit Becker von Brentano in der Ausführung seiner Mission gehemmt wurde, weiß ich nicht. Ich weiß aber, daß Brentano nach dem Rückzuge der Pfälzer Armee auf badisches Gebiet, als die gebieterischen Forderungen der schlechtbekleideten und schlechtbewaffneten Pfälzer sich nicht mehr zurückweisen ließen – daß Brentano damals mit folgenden Worten seine Hände in Unschuld wusch: »Meinetwegen gebt ihnen, was ihr wollt; aber wenn der Großherzog wiederkommt, so soll er wenigstens wissen, wer ihm seine Vorräte so verschleudert hat!« Wenn also die badische Volkswehr teils schlecht, teils gar nicht organisiert war, so ist nicht zu zweifeln, daß die Hauptschuld auch hier auf Brentano und auf den schlechten Willen oder die Ungeschicklichkeit seiner Kommissäre in den einzelnen Kreisen fällt.

Als Marx und ich nach der Unterdrückung der »Neuen Rheinischen Zeitung« zuerst auf badisches Gebiet kamen – es mochte der 20. oder 21. Mal sein, also mehr als acht Tage nach der Flucht des Großherzogs –, waren wir erstaunt über die enorme Sorglosigkeit, mit der die Grenze bewacht oder vielmehr nicht bewacht wurde. Von Frankfurt bis Heppenheim die ganze Eisenbahn[141] mit württembergischen und hessischen Reichstruppen besetzt; Frankfurt und Darmstadt selbst voll von Militär; alle Bahnhöfe, alle Ortschaften von starken Detachements okkupiert; regelmäßige Vorposter, vorgeschoben bis an die Grenze. Von der Grenze bis Weinheim dagegen auch nicht ein Mann zu sehen; in Weinheim ebenso. Die einzigste Vorsichtsmaßregel war die Demolierung einer kurzen Strecke der Eisenbahn zwischen Heppenheim und Weinheim. Erst während unsrer Anwesenheit traf ein schwaches Detachement des Leibregiments, höchstens 25 Mann, in Weinheim ein. Von Weinheim bis Mannheim herrschte wieder der tiefste Friede; höchstens hier und da ein einzelner, überlustiger Volkswehrmann, der eher versprengt oder desertiert als im Dienst befindlich schien. Von Grenzkontrolle war natürlich erst recht keine Rede. Man ging hinein oder heraus, wie man wollte.

In Mannheim sah es allerdings schon etwas kriegerischer aus. Haufen von Soldaten standen auf der Straße oder saßen in den Wirtshäusern. Die Volkswehr und Bürgerwehr exerzierte im Park, meist freilich noch sehr unbeholfen und mit schlechten Instruktoren. Auf dem Rathaus saßen eine Menge Komitees, alte und neue Offiziere, Uniformen und Blusen. Das Volk mischte sich unter die Soldaten und Freischärler, es wurde viel gezecht, viel gelacht, viel karessiert. Aber man sah gleich, daß der erste Aufschwung schon vorüber, daß viele unangenehm enttäuscht waren. Die Soldaten waren malkontent; wir haben die Insurrektion gemacht, sagten sie, und jetzt, wo die Bürgerlichen an die Reihe kommen und die Leitung übernehmen sollen, jetzt lassen sie alles ins Stocken geraten und verderben! Die Soldaten waren mit ihren neuen Offizieren auch nicht recht zufrieden; die neuen Offiziere waren gespannt mit den früheren großherzoglichen, deren damals noch viele da waren, obwohl täglich einige desertierten; die alten Offiziere fanden sie wider Willen in eine fatale Stellung versetzt, aus der sie nicht wußten, wie sie Herauskommen sollten. Über den Mangel an energischer und fähiger Leitung endlich wurde überall geklagt.

Auf der andern Rheinseite, in Ludwigshafen, trat uns die Bewegung in einer viel heiteren Gestalt entgegen. Während in Mannheim noch eine Masse junger Leute, die offenbar zum ersten Aufgebot gehörten, ruhig ihren Geschäften nachgingen, als ob gar nichts geschehen sei, war hier alles bewaffnet. Es war freilich nicht überall so in der Pfalz, wie sich später zeigte. Die größte Einstimmigkeit herrschte in Ludwigshafen zwischen Freischärlern und Militär. In den Wirtshäusern, die natürlich auch hier überfüllt waren, ertönten die Marseillaise und andre derartige Lieder. Man klagte nicht, man murrte nicht, man lachte, man war mit Leib und Seele bei der Bewegung und machte sich damals, besonders beim Füsilier und Freischüler, noch sehr[142] verzeihliche und unschuldige Illusionen über seine eigne Unüberwindlichkeit.

In Karlsruhe nahm die Sache schon größere Feierlichkeit an. Im Pariser Hof war Table d'hôte um ein Uhr angesagt. Aber es wurde nicht angefangen, bis »die Herren vom Landesausschuß« gekommen waren. Dergleichen kleine Aufmerksamkeiten gaben der Bewegung schon einen wohltuenden bürokratischen Anstrich.

Wir sprachen gegen verschiedene Herren vom Landesausschuß die oben entwickelte Ansicht aus, daß gleich im Anfang nach Frankfurt hätte marschiert und dadurch die Insurrektion weiter ausgedehnt werden müssen, daß es jetzt höchstwahrscheinlich schon zu spät und daß ohne entscheidende Schläge in Ungarn oder ohne eine neue Revolution in Paris die ganze Bewegung schon jetzt rettungslos verloren sei. Man kann sich die Entrüstung nicht denken, die bei solchen ketzerischen Behauptungen unter diesen Bürgern vom Landesausschuß losbrach. Blind und Goegg allein waren auf unsrer Seite. Jetzt, nachdem die Ereignisse uns recht gegeben, haben dieselben Herren natürlich von jeher auf die Offensive gedrungen.

In Karlsruhe traf man damals schon die ersten Anfänge jener großartigen Stellenjägerei, die sich unter dem ebenso großartigen Titel einer »Konzentrierung aller demokratischen Kräfte Deutschlands« als Vaterlandsrettung brüstete. Wer nur jemals in irgendeinem Klub mehr oder minder konfus deklamiert, im entferntesten demokratischen Winkelblättchen einmal zum Haß gegen Tyrannen aufgefordert hatte, eilte nach Karlsruhe oder Kaiserslautern, um dort sogleich ein großer Mann zu werden. Daß die Leistungen den hier konzentrierten Kräften vollständig entsprachen, braucht wohl nicht erst ausdrücklich versichert zu werden. – So befand sich hier in Karlsruhe ein bekannter, angeblich philosophischer Atta Troll, Exabgeordneter zur Frankfurter Versammlung und Exredakteur eines von Manteuffel trotz der Anerbietungen unsers Atta Troll unterdrückten, angeblich demokratischen Blättchens. Atta Troll angelte mit großer Emsigkeit nach dem Pöstchen des badischen Gesandten in Paris, zu dem er sich besonders berufen hielt, weil er seinerzeit zwei Jahre in Paris gewesen war und dort kein Französisch gelernt hatte. Er war auch wirklich so glücklich, Herrn Brentano das Kreditiv abzulocken, und packte eben seine Koffer, als Brentano ihn plötzlich rufen ließ und ihm das Beglaubigungsschreiben wieder aus der Tasche nahm. Es versteht sich, daß Atta Troll jetzt, Herrn Brentano zum Trotz, erst recht nach Paris reiste. – Ein anderer gesinnungstüchtiger Bürger, der schon seit[143] einigen Jahren Deutschland mit Revolutionierung und Republikanisierung gedroht hatte, Herr Heinzen, befand sich ebenfalls in Karlsruhe. Dieser Biedermann hatte bekanntlich vor der Februarrevolution überall und immer zum »Dreinschlagen« aufgerufen, hatte es aber nach dieser Revolution für geratener gehalten, den verschiedenen deutschen Insurrektionen von den neutralen Hochgebirgen der Schweiz aus zuzusehen. Jetzt endlich schien ihm die Lust zu kommen, auch einmal auf die »Dränger« dreinzuschlagen. Nach seinem früheren Ausspruche: »Kossuth ist ein großer Mann, aber Kossuth hat das Knallsilber vergessen«, war zu erwarten, daß er sofort die kolossalsten, bisher ungeahnten Zerstörungskräfte gegen die Preußen organisieren werde. Keineswegs. Da höherstrebende Pläne nicht anwendbar schienen, begnügte sich unser Tyrannenhasser, wie es heißt, mit der Bildung eines republikanischen Elitekorps, schrieb inzwischen Artikel zugunsten Brentanos in die »Karlsruher Zeitung« und besuchte den Klub des entschiedenen Fortschritts. Der Klub wurde aufgelöst, die republikanische Elite kam nicht, und Herr Heinzen merkte endlich, daß selbst er die Brentanosche Politik nicht länger verteidigen könne. Verkannt, verbraucht, verdrießlich ging er zunächst ins badische Oberland und von da in die Schweiz, ohne einen einzigen »Dränger« erschlagen zu haben. Er rächt sich jetzt an Urnen, indem er sie von London aus in effigie millionenweise guillotiniert.

Wir verließen Karlsruhe am nächsten Morgen, um die Pfalz zu besuchen.

Von dem weitem Verlauf der badischen Insurrektion brauche ich in bezug auf die Leitung der allgemeinen Politik und der Zivilverwaltung nur noch wenig zu sagen. Als Brentano sich stark genug fühlte, vernichtete er die zahme Opposition, die ihm der Klub des entschiedenen Fortschritts machte, mit einem Schlage. Die »konstituierende Versammlung« , unter dem Einfluß der immensen Popularität Brentanos und der alles regierenden Kleinbürgerschaft gewählt, gab ihr Ja und Amen zu allen seinen Schritten. Die »provisorische Regierung mit diktatorischer Gewalt« (eine Diktatur unter einem angeblichen Konvent!) war ganz unter seiner Leitung. So regierte er fort, hemmte die revolutionäre und militärische Entwicklung der Insurrektion, ließ die laufenden Geschäfte tant bien que mal besorgen und bewachte eifersüchtig die Vorräte und das Privateigentum des Großherzogs, den er fortwährend als seinen legitimen Souverän von Gottes Gnaden behandelte. In der »Karlsruher Zeitung« erklärte er, der Großherzog könne jeden Augenblick zurückkommen, und wirklich blieb das Schloß während der ganzen Zeit verschlossen, als sei sein Bewohner bloß verreist. Die Pfälzer Abgesandten hielt[144] er mit unbestimmten Antworten von einem Tage zum andern hin; das Höchste, was zu erreichen war, war das gemeinsame Militärkommando unter Mieroslawski und – ein Vertrag wegen Aufhebung des Mannheim-Ludwigshafener Brückenzolls, der Herrn Brentano indes nicht verhinderte, diesen Zoll auf der Mannheimer Seite forterheben zu lassen.

Als endlich Mieroslawski nach dem Gefechte bei Waghäusel und Ubstadt die Trümmer seiner Armee durch das Gebirg bis hinter die Murg zurückziehen mußte, als Karlsruhe mit einer Masse Vorräten aufgegeben werden mußte, als die Niederlage an der Murg das Schicksal der Bewegung entschied, da verschwanden die Illusionen der badischen Bürger, Bauern und Soldaten, da erhob sich ein allgemeiner Ruf, Brentano habe verraten. Mit einem Schlage war das ganze, durch die Feigheit der Kleinbürger, durch die Unselbständigkeit der Bauern, durch den Mangel an Konzentrierung der Arbeiter aufrechtgehaltene Gebäude der Popularität Brentanos vernichtet. Brentano floh bei Nacht und Nebel nach der Schweiz, verfolgt von dem Vorwurfe des Volksverrats, mit dem ihn seine eigene »Konstituante« brandmarkte, und verbarg sich in Feuerthalen im Kanton Zürich.

Man könnte sich dabei beruhigen, daß Herr Brentano durch den gänzlichen Ruin seiner politischen Stellung, durch die allgemeine Verachtung aller Parteien für seinen Verrat genug gezüchtigt ist. An dem Untergang der badischen Bewegung liegt nicht viel. Der 13. Juni in Paris und die Weigerung Görgeys, auf Wien zu marschieren, vernichteten alle Chancen, die Baden und die Pfalz noch hatten, selbst wenn es gelungen wäre, die Bewegung nach Hessen, Württemberg und Franken zu verpflanzen. Man wäre ehrenvoller gefallen, aber gefallen wäre man. Was aber die revolutionäre Partei Herrn Brentano nie vergessen wird, was sie den feigen badischen Kleinbürgern, die ihn aufrechterhielten, nie vergessen wird, das ist, daß sie direkt schuld sind an dem Tode der in Karlsruhe, in Freiburg und in Rastatt Erschossenen und der zahllosen und namenlosen Opfer, die die Preußen vermittelst des Typhus in den Rastatter Kasematten im stillen hingerichtet haben.

Im zweiten Hefte dieser »Revue« werde ich die Zustände in der Pfalz und zum Beschluß die badisch-pfälzische Kampagne schildern.[145]

1

Die badischen Kammern hatten früher schon eine Emission von zwei Millionen Papiergeld genehmigt, von denen noch kein Kreuzer ausgegeben war.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1960, Band 7, S. 133-146.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich

Deutsche Lieder aus der Schweiz

Deutsche Lieder aus der Schweiz

»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.

90 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon