III. Bd., XXII. Thls.

29.-33. Suttas.

»Wahnheim«

[930] Zu einer Zeit weilte der Erhabene zu Sāvatthī. Dort sprach er zu den Mönchen:

»Wer, ihr Jünger, sich des Körpers erfreut, der erfreut sich des Leidens; wer sich des Leidens erfreut, unerlöst ist der vom Leiden: Das sage ich.

Wer sich des Gefühls – der Wahrnehmung – der Unterscheidungen – des Bewusstseins erfreut, der erfreut sich des Leidens; wer sich des Leidens erfreut, unerlöst ist der vom Leiden: Das sage ich.

Wer aber, wahrlich, ihr Jünger, sich des Körpers nicht erfreut, der erfreut sich nicht des Leidens; wer sich des Leidens nicht erfreut, erlöst ist der vom Leiden: Das sage ich.

Wer sich des Gefühls – der Wahrnehmung – der Unterscheidungen – des Bewusstseins nicht erfreut, der erfreut sich nicht des Leidens; wer sich des Leidens nicht erfreut, erlöst ist der vom Leiden: Das sage ich.«


»Die Entstehung des Körpers, ihr Jünger, seine Bildung, seine Objektivation, seine Erscheinung: Das ist des Leidens Entstehung, der Krankheiten Bildung, des Alterns und Sterbens Erscheinung.

Die Entstehung des Gefühls – der Wahrnehmung – der Unterscheidungen – des Bewusstseins, seine Bildung, seine Objektivation, seine Erscheinung: Das ist des Leidens Entstehung, der Krankheiten Bildung, des Alterns und Sterbens Erscheinung.

Die Aufhebung des Körpers aber, wahrlich, ihr Jünger, sein Aufhören, seine Vernichtung: Das ist des Leidens Aufhebung, der Krankheiten Aufhören, des Alterns und Sterbens Vernichtung.

Die Aufhebung des Gefühls – der Wahrnehmung – der Unterscheidungen – des Bewusstseins, sein Aufhören, seine Vernichtung: Das ist des Leidens Aufhebung, der Krankheiten Aufhören, des Alterns und Sterbens Vernichtung.«


[931] »Das Uebel, ihr Jünger, werde ich euch zeigen, und des Uebels Wurzel. Höret es und achtet wohl auf meine Rede.

Was also, ihr Jünger, ist das Uebel? – Der Körper ist das Uebel, das Gefühl ist das Uebel, die Wahrnehmung ist das Uebel, die Unterscheidungen sind das Uebel, das Bewusstsein ist das Uebel. Das heisst, ihr Jünger, das Uebel.

Und was, ihr Jünger, ist des Uebels Wurzel? – Es ist diese Begier (taṇhā), die von Wiedergeburt zu Wiedergeburt führt, die von Freude und Leidenschaft begleitete, die bald da bald dort sich ergötzt, es ist der Geschlechtstrieb, der Daseinstrieb, der Entfaltungstrieb. Das heisst, ihr Jünger, des Uebels Wurzel.«


»Das Gebrechliche, ihr Jünger, werde ich euch zeigen, und das Ungebrechliche. Höret es und achtet wohl auf meine Rede.

Was also, ihr Jünger, ist das Gebrechliche, und was ist das Ungebrechliche? – Der Körper, ihr Jünger, ist das Gebrechliche; die Aufhebung desselben, sein Aufhören, seine Vernichtung: Das ist das Ungebrechliche.

Das Gefühl – die Wahrnehmung – die Unterscheidungen – das Bewusstsein: Das ist das Gebrechliche; die Aufhebung desselben, sein Aufhören, seine Vernichtung: Das ist das Ungebrechliche.«


»Was euch nicht angehört, ihr Jünger, das gebet auf: das von euch Aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Was aber, ihr Jünger, gehört euch nicht an? – Der Körper, ihr Jünger, gehört euch nicht an: ihn gebet auf; der von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Das Gefühl gehört euch nicht an: das gebet auf; das von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Die Wahrnehmung gehört euch nicht an: sie gebet auf; die von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Die Unterscheidungen gehören euch nicht an: sie gebet auf; die von euch aufgegebenen werden euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Das Bewusstsein gehört euch nicht an: das gebet auf; das von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Gleichwie, z.B., ihr Jünger, wenn ein Mann Das, was an Gräsern und Reisig, Zweiglein und Blättern in diesem Jeta-Waldhaine daliegt, wegtrüge, oder verbrennte, [932] oder sonst nach Belieben damit schaltete: würdet ihr da wohl denken: ›Uns trägt der Mann weg, oder verbrennt er, oder schaltet sonst nach Belieben?‹«

»Wahrlich nicht, o Herr!«

»Aus welchem Grunde?«

»Nicht sind ja, wahrlich, o Herr, wir Das, noch gehört es uns an.«

»Ebenso auch, wahrlich, ihr Jünger, gehört euch der Körper nicht an: ihn gebet auf; der von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.

Das Gefühl – die Wahrnehmung – die Unterscheidungen – das Bewusstsein gehört euch nicht an: das gebet auf; das von euch aufgegebene wird euch zum Heile, zum Glücke gereichen.«

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 930-933.
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