Verfolgt von Mücken-, Wespenbrut
In Waldesmitte, Waldespracht:
Gelassen, wie der Elefant
Im Schlachtgewühle, weile schlau.
32
Verweslich, hab' ich Wesenschaft,
Inbrünstig, aller Brünste Ziel
Bereitet, höchster Ruhe Heil,
Das unvergleichlich echte Glück.
Gleichwie die Mutter wohlgemut
Ihr einzig Kindlein hegt und pflegt,
So heg' und pflege jedermann
Ein jeglich Wesen überall!
34
Wer einsam west hat gut gewählt:
So gilt es Denkern immerdar.
Vom Dorf in dichten Wald hinein,
Durch dichten Wald zur Zelle dann,
Und weit und weiter zieh' ich fort
Nach kurzer Rast, und rede nicht.
Das Glück erlangt wer Glück begehrt, ein höchstes Glück;
Gepriesen wird er, wahrlich, rings umher gerühmt,
Wer hier den heil'gen achtgeteilten Pfad erfüllt,
Den Weg, der grad' in Ewigkeit uns überführt.
36
O Heil dem Worte, Heil der tapfern Tat,
O Heil dem Pilger, der als Bettler schweift!
Als Jünger dient in Demut er, bedacht:
Das ist Asketenschaft von Kummer frei.
37
Sie wandern durch die Lande hin
Und leben lässig, ohne Ernst,
Sind unstet, ungefestigt, feig:
Was frommt es Reich um Reiche reisen durch?
So laßt uns meiden arge Müh',
Alleinig üben Schauung licht.
Wer mächtig da gestaut hat Sarabhū,
Die wogenwilde, selber unverstört:
Den unbenetzten, unvernetzten Helden hehr,
Den Weltenüberwinder grüßen Götter gern.
[289] 39
Wie scharf mit Messern angeschlitzt,
Wie hell am Scheitel angebrannt:
Verleugnend alle Lebenslust
Zieh' weiter, wohlgefaßt, ein Mönch.
Wie scharf mit Messern angeschlitzt,
Wie hell am Scheitel angebrannt:
Verleugnend alle Daseinslust
Zieh' weiter, wohlgefaßt, ein Mönch.
Buchempfehlung
1858 in Siegburg geboren, schreibt Adelheit Wette 1890 zum Vergnügen das Märchenspiel »Hänsel und Gretel«. Daraus entsteht die Idee, ihr Bruder, der Komponist Engelbert Humperdinck, könne einige Textstellen zu einem Singspiel für Wettes Töchter vertonen. Stattdessen entsteht eine ganze Oper, die am 23. Dezember 1893 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt wird.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro