Achter Teil

Vacchapālo

[297] 71

Wer fein geborgnes zartes Ziel erschaut,

Gewisse Kunde kennt, in eigner Ebbung weilt,

Und innig wirbt um wache Meisterart:

Gewinnen wird er Wahnerlöschung leicht.


Ātumo

72

Gleichwie die Knospe zart hervorbricht oben

Und langsam nur vom Blütenknauf sich ablöst,

So hat gehemmt mich noch der Gattin Anblick:

Erkenn' mich nun, bin aufgegangen heute!


Māṇavo

73

Ich hab' den Greis gesehn, und siechen, kranken Mann,

Gesehn den Toten, ohne Odem, abgelebt,

Bin darum fort vom Haus als Bettler zogen hin,

Verschmerzend was als Wunsch und Wähnen schmeichelt.


Suyāmano

74

Begehrlich Hangen, Hassensgroll,

Vergrämte matte Müdigkeit,

Und Stolz, und starre Zweifelsucht

Hat sicherlich der Mönch versiegt.


Susārado

[298] 75

Gar selig ist es rechte Recken sehn,

Unklares klärt sich auf und Weisheit wächst,

Ja schier den Toren schaffen klug sie um:

Gesellschaft Guter gilt mir selig so.


Piyañjaho

76

Vor Ungebeugten sei gebeugt,

Und vor Gebeugten ungebeugt,

Verweile gern wo keiner weilt,

Wo alles jubelt juble nicht.


Hatthārohaputto

77

Einst stürmte jubelnd dieses wilde Herz dahin,

Wohin sein Wille, seine Lust, sein Glück es trieb:

Von heut' an werd' ich tapfer halten dich zurück,

Gleichwie der Bändiger den Elefanten zwingt.


Meṇḍasiro

78

In öder, irrer Wandelwelt

Bin elend auf und ab gewallt:

In Leiden wesend überall

Hab' Leid um Leid ich ausgelebt.


Rakkhito

79

Verleugnet hab' ich alle Lust,

Verworfen gänzlich allen Haß,

Vergangen ist mir aller Wahn:

Verglommen bin ich, ausgeglüht.


[299]

Uggo

80

Was immer ich für Tat getan,

So kleine Tat wie große Tat,

Ist alles völlig ausgetilgt,

Und nimmer gibt es Wiedersein.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 297-300.
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