IX

[37] Aber zu der liebesgekränkten,

Kummerversenkten, verlangenvollen,

Über Hari's Vergehen grollenden,

Mit ihm schmollenden, spricht die Magd:

(1)


Hari auf Flügeln der Lenzluft besucht dich;

Locket auf Erden wohl süßere Frucht dich?

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(2)


Deine die Dattel beschämende Brust hier,

Sprich, was entziehest du selber die Lust ihr?

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(3)
[37]

Sagt' ich's so oft dir in jeglicher Art nicht?

Gegen den herrlichen Hari sei hart nicht!

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(4)


Warum o zagest du, klagest du, weinst du?

Alle Gefährtinnen lachen, was meinst du?

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(5)


Sieh, auf dem Lager von Blüt' und von Blatt da

Lagert er mache die Augen dir satt da!

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(6)


Treibe vom Herzen des Kummers Berennung!

Höre mein Wort, das nicht rät zu der Trennung:

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(7)


Hari soll kommen und kosen genußreich;

Freundin, was machst du das Herz dir verdrußreich?

Gegen Mādhava tu

Nicht spröd', o spröde du!

(8)


Wenn du hart dem weichen, wenn du starr bist dem sich schmiegenden,

Abgeneigt dem zugeneigten, feindlich einem solchen Freund;

Billig wird dann, o Verkehrte, Sandelsalbe dir zu Gift,

Mondstrahl Sonnenbrand, Schnee Feuer, Minnelustspiel Todeskampf.

(10)

Quelle:
Gītagovinda: Das indische Hohelied des bengalischen Dichters Jayadeva. Leipzig [1920], S. 37-38.
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