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[415] 1. Weil die Grösse die offenbare Ursache der Zahl u.s.w. ist, so werden nach der Bestimmung der Ausdehnung Zahl und Gesondertheit bestimmt Nämlich: »Die Einheit ist etwas Anderes«, von der Farbe u.s.w. Verschiedenes, nicht aber selbst Farbe u.s.w. Der Ausdruck: Einheit repräsentirt die Zahl und die ihr folgenden vier Eigenschaften. Man muss nothwendig zugestehen, dass der Gegenstand einer solchen Vorstellung, wie: Der Aether ist eins, die Zeit ist eins, eine von der Farbe u.s.w. verschiedene Eigenschaft ist, weil Farbe, Geschmack, Geruch und Tastbarkeit von dem Aether u.s.w. ausgeschlossen, d.h. darin nicht vorhanden sind. Auch muss nicht gesagt werden: Da es solche Vorstellungen giebt, wie, »das Allgemeine ist eins, das Besondere ist eins, die Inhärenz ist eins, die Nicht-Existenz ist eins«, wie wird es möglich sein, die Annahme zu vermeiden, (dass auch der Farbe u.s.w. Einheit zukomme)? Weshalb nicht? Weil hier die Einheit, welche einen besonderen Gegenstand des Wissens ausmacht, sich nicht so weit erstreckt, und deshalb als ein Schein anerkannt werden muss. V.

2. Die Bestimmung des »von« ist gebräuchlich, in solcher Form wie: Dies ist von diesem gesondert, etwas Anderes, verschieden. Und hier ist nicht die Farbe u.s.w. die Regel, weil sie davon abweicht, und weil die Gränze nicht bestimmt werden kann. Wohl denn, so sei denn die Gesondertheit eben gegenseitige Verneinung, weil Vorstellungen wie: dies ist gesondert, etwas Anderes, ein anderer Gegenstand, und deshalb verschieden, von gegenseitiger Verneinung abhängt. – Dies ist nicht der Fall. Wenn auch solche Ausdrücke wie »gesondert« u.s.w. synonym sind, so bedeuten sie doch nicht gegenseitige Verneinung; weil hier der fünfte Kasus [400] nicht anwendbar wäre; denn Vorstellungen wie, »dies ist von diesem gesondert«, »dies ist nicht dies«, beziehen sich auf verschiedene Gegenstände. Auch bedeutet die Gesondertheit nicht das Haben der gegenseitigen Verneinung; denn auch in dem Ausdrucke: das Gewebe ist Nicht-Topf ist der fünfte Kasus nicht anwendbar. – Sei denn Gesondertheit Bestimmtheit, weil die Vorstellungen »gesondert« und »bestimmt« von gleicher Art sind. – Das ist nicht der Fall, wenn Maittra sich in dem Zustande befindet, der durch das Stabtragen bestimmt ist, die Vorstellung dagegen streitet, dass dieser Maittra von Maittra gesondert ist. Ebenso streitet dagegen, dass der Begriff der Gesondertheit bei dem durch den Ton bestimmten Aether und bei der durch das Wissen bestimmten Seele gebräuchlich ist. Deshalb ist die Gesondertheit auch nicht das Gegentheil, weil, wenn der Topf durch Hitze eine rothe Farbe erhalten hat, es nicht gebräuchlich ist zu sagen, dieser Topf ist vom schwarzen Topfe gesondert; denn der Charakter, welcher diesem entgegengesetzt ist, ist das Gegentheil desselben, und dieses findet nach dem (Aufhören des) Schwarzen auch im Zustande der Röthe Statt. Auch ist die Gesondertheit kein Allgemeines, weil die Gränze des Allgemeinen nicht bestimmt ist, und weil eine Verwirrung der Gattungen entstände, weil wegen des Seins, welches nur im Seienden vorhanden wäre, und wegen des Begriffs der Substanz, welche nur in Substanzen vorhanden wäre, ein Widerstreit des Vorhandenseins in Nicht-Wenigerem und Nicht-Mehrem Statt fände. U.

3. Wie die Kleinheit und Grösse nicht Kleinheit und Grösse haben, und der Gebrauch derselben in dieser Beziehung metaphorisch ist, so ist es auch mit der Einheit und einfachen Gesondertheit. U.

4. Bewegungen und Eigenschaften haben keine Zahl; die Zahl ist nämlich nicht in Zahlen, weil die Zahl eine Eigenschaft ist; noch ist sie in Bewegungen, weil Eigenschaften von Bewegungen ausgeschlossen sind; sonst würde der Begriff der Substanz in Anwendung kommen. Von der Zahl ist aber bewiesen, dass sie eine Eigenschaft, und von der Einheit, dass sie eine Zahl ist. U.

5. Wie findet denn ein Wissen Statt, wie »eine Farbe«, »ein Geschmack« u.s.w.? Die Antwort darauf ist: Das Wissen, dass Bewegungen und Eigenschaften Einheit haben, ist ein Irrthum, weil die entgegengesetzte Ansicht widerlegt ist. Die Anwendung aber [401] ist metaphorisch, und die Metapher ist der Nicht-Unterschied der Identität; dies aber ist nicht Einheit nach der ausgesprochenen Antwort. U.

6. Könnte nun nicht jener Gebrauch der Einheit auch bei den Substanzen ein metaphorischer, und die Vorstellung irrthümlich sein? Was nützte in diesem Falle die Einheit? Die Antwort darauf ist: Wenn wahrhaftige Einheit nicht irgendwo anzutreffen, so gäbe es auch keine metaphorische Anwendung, weil die Metapher von dem Ursprünglichen abhängt, noch auch eine irrthümliche Vorstellung, weil dem Irrthum die wahre Erkenntniss vorangeht.

7. Die Ansicht der Sânkhya, dass den Theilen und dem Ganzen Einheit und einfache Gesondertheit, nicht aber Unterschied zukomme, wird bei dieser Gelegenheit widerlegt, wie folgt: In den Wirkungen und Ursachen ist keine Einheit und einfache Gesondertheit, welche beiden zukäme. Hier wird der Grund angeführt, weil in Wirkungen und Ursachen Einheit und einfache Gesondertheit nicht vorhanden sind. Einheit meint Nicht-Unterschied, einfache Gesondertheit Nicht-Gegentheil; diese sind nicht vorhanden; denn eine solche Vorstellung wie, der Faden ist verschieden von dem Gewebe, dem Gewebe entgegengesetzt, ist bei allen gebräuchlich.

8. Die Abhängigkeit von der Eigenschaft der Ursache, welche von der nicht-beständigen Zahl und Gesondertheit ausgesagt ist, gilt für (bezieht sich auf) die nicht-beständige Einheit und einfache Gesondertheit, weil die anderen Zahlen und Gesondertheiten vom vervielfältigenden Wissen hervorgebracht werden, und der Sinn ist, wie die nicht-beständige Farbe und Tastbarkeit des Lichts von den Eigenschaften der Ursache abhängig sind, so auch nicht-beständige Einheit und einfache Gesondertheit. Das heisst: Die Zweiheit und andere Zahlen bis zur höchsten entstehen von vielen Substanzen. In dieser Art findet das Summiren Statt. Ein anderes Summiren aber, und die gemeinschaftliche Beziehung desselben, ist die zwiefache Gesondertheit bis zur höchsten Gesondertheit. Folgendes ist nun der Gang der Entstehung und Aufhebung der Zweiheit u.s.w.

Wenn zwei Substanzen von gleicher oder ungleicher Art mit dem Auge verbunden sind, (so entsteht) der Begriff der Einheit, (nämlich) das Allgemeine (der Begriff) der beiden Zahlen der Einheit, welche in denselben (tat, d.h. in jeder der beiden Substanzen) vorhanden ist. Nachdem diese beiden (Substanzen) bestimmt [402] sind, entsteht das Wissen der durch dasselbe (das Allgemeine, den Begriff der Einheit) bestimmten Eigenschaft (der Einheit), und dies ist eben das vervielfältigende Wissen, wodurch die Zweiheit der beiden Substanzen hervorgebracht wird. Sodann findet auf das Allgemeine der hervorgebrachten Zweiheit, d.h. auf den Begriff der Zweiheit eine Reflection Statt. Durch diese Reflection wird das vervielfältigende Wissen aufgehoben, und zu gleicher Zeit entsteht ein bestimmtes Wissen, dessen Gegenstand die durch den Begriff der Zweiheit bestimmte Eigenschaft der Zweiheit ist. In dem darauf folgenden Augenblicke findet wegen der Aufhebung des vervielfältigenden Wissens die Aufhebung der Eigenschaft der Zweiheit Statt. Zwei Substanzen, so ist gesagt, und das Wissen der durch die Zweiheit bestimmten Substanzen entsteht zur gleichen Zeit; daher, von diesem Wissen der durch die Zweiheit bestimmten Substanzen, entspringt ein Eindruck (sanskâra). Deshalb ist die kurze Zusammenfassung, wie folgt: Von der Verbindung des Sinnes angefangen bis zum Eindrucke giebt es acht Augenblicke, nämlich 1. Verbindung des Sinns mit dem Substrate der hervorzubringenden Einheit. 2. Das Wissen des Allgemeinen, welches (A.) in der Eigenschaft der Einheit enthalten ist. 3. Das vervielfältigende Wissen in der Form eines Substrats für die Gesammtheit der Eigenschaften der Einheit, welche durch die Allgemeinheit des Begriffs der Einheit bestimmt sind. 4. Entstehung der Eigenschaft der Zweiheit. 5. Das Wissen des Allgemeinen, welches in jener (Eigenschaft der Zweiheit) enthalten ist. 6. Das Wissen der Eigenschaft der Zweiheit, welche bestimmt ist durch jenes Allgemeine. 7. Das Wissen der Substanzen, welche durch die Eigenschaft der Zweiheit bestimmt sind und 8. Eindruck. (Wiederhervorbringung). Der Verlauf der Aufhebung aber ist: 1. Aufhebung des Wissens von dem Allgemeinen (der Klasse), (nämlich) dem Begriffe der Einheit durch das vervielfältigende Wissen. 2. Aufhebung des vervielfältigenden Wissens durch das allgemeine Wissen des Begriffs der Zweiheit. 3. Aufhebung des allgemeinen Wissens des Begriffs der Zweiheit durch das Wissen der Eigenschaft der Zweiheit. 4. (die Aufhebung) des Wissens der Eigenschaft der Zweiheit durch das Wissen der durch die Zweiheit bestimmten Substanzen, und 5. (die Aufhebung) von diesem (zuletzt genannten Wissen) durch den Eindruck, oder auch durch das Wissen eines anderen Gegenstandes.

Gleich wie das Entstehn und Vergehn der Zweiheit, müssen auch das Entstehn und Vergehn der Dreiheit gedacht werden. Die Zweiheit vergeht mit dem Vergehn des vervielfältigenden Wissens; denn, weil eine wirkliche Eigenschaft, wenn das Substrat nicht aufhört oder eine andere entgegengesetzte Eigenschaft nicht vorhanden ist, nicht aufhört, so hört, gleich dem letzten Wissen, das letzte Wissen (Eigenschaft?) mit dem Aufhören des Geschickes auf. Zuweilen hört sie (die Zweiheit) auch mit dem Aufhören des Substrates[403] auf, wo (nämlich) zu gleicher Zeit mit der Bewegung der Theile, welche das Substrat der Zweiheit sind, das allgemeine Wissen der Zweiheit (Statt findet). In dieser Weise: 1. In dem allgemeinen Wissen der Bewegung der Theile, Trennung und das vervielfältigende Wissen. 2. Aufhören der Verbindung und Entstehen der Eigenschaft (der Zweiheit?) in dem allgemeinen Wissen der Zweiheit beim (durch das) Aufhören der Substanz. 3. Hier Aufhören der Zweiheit durch das Aufhören der Substanz. 4. Aufhören des vervielfältigenden Wissens durch das (Aufhören des) allgemeinen Wissens, weil das Aufhören des vervielfältigenden Wissens zu gleicher Zeit mit dem Aufhören der Zweiheit Statt findet, weil (dann) das gemeinsame Verhältniss der Wirkung und Ursache nicht Statt findet. Wenn aber die Bewegung der Theile, welche das Substrat der Zweiheit sind, und das vervielfältigende Wissen zu gleicher Zeit Statt finden, dann erfolgt das Aufhören der Zweiheit durch beides, durch das Aufhören des Substrates und durch das vervielfältigende Wissen. In dieser Weise: 1. Bewegung der Theile und vervielfältigendes Wissen. 2. Entstehn der Trennung und Entstehn der Zweiheit. 3. Beim allgemeinen Wissen des Aufhörens der Verbindung und der Zweiheit (oder der Zweiheit durch das Aufhören der Verbindung) Aufhören der Substanz und Aufhören des vervielfältigenden Wissens. 4. Durch diese beiden letzten Aufhören der Zweiheit, indem nach der Annahme jede von beiden (dazu) die Kraft hat. Dieser Prozess nun zwischen zwei Erkenntnissen als (?) Verhältniss des zu Zerstörenden und des Zerstörenden ist durchaus zulässig; dies Verhältniss eben geht aus dem Beweise hervor (?). Wird nun gesagt: Wie ist bei dem gleichen Gegenstande einer Zweiheit, Dreiheit u.s.w. eine Verschiedenheit der Wirkung möglich, (nämlich) aus zwei Einheiten eine Zweiheit, aus drei Einheiten eine Dreiheit, weil ja in einer Einheit keine Zweiheit u.s.w. vorhanden, und die gemeinschaftliche Beziehung (nämlich) die Zweiheit, Dreiheit u.s.w. eben die Regel ist, – so vereinen wir dies, weil vor dem Entstehn der Zweiheit u.s.w., dort die Zweiheit u.s.w. nicht vorhanden ist, weil hier ebenfalls das Reflektiren auf die Ursache unverwehrt ist, (dagegen) verboten, in den Einheiten des vervielfältigenden Wissens einen solchen Unterschied nicht aufzufassen. – Oder auch: durch die Macht des Resultats (findet) die Annahme davon (Statt); daher auch der Gebrauch der Zweiheit u.s.w.

Wird ferner gesagt: – Sei dem auch so, wozu eine Zweiheit u.s.w.; ein Besonderes (findet vielmehr Statt) durch ein besonderes Geschick. Wenn dem nun so ist, so entsteht selbst durch einen Gegenstand, welcher die Zweiheit anfängt, niemals Dreiheit und Vierheit; dies wäre gegen die Regel, – so antworten wir: Durch den Unterschied der vorhergehenden Nicht-Existenz ist der Unterschied möglich, wie durch den gleichen Gegenstand (der Unterschied?) der Farbe, des Geschmacks, Geruchs und der Tastbarkeit, [404] welche durch Reifwerden entstanden sind. Wird eingewandt: Die vorangehende Nicht-Existenz ist ebenfalls allgemein, so läugnen wir dies, weil die Ursache einer jeden vorangehenden Nicht-Existenz mit Rücksicht auf die Wirkung festgestellt wird. Oder auch: Durch das fehlerfreie vervielfältigende Wissen ist auf die Zweiheit, und mit der Zweiheit auf die Dreiheit zu schliessen (neyam). In solchen Aussagen aber wie: Ich habe 100 Ameisen getödtet, wird wegen Nicht-Vorhandenseins der nicht-inhärenten Ursache die Zweiheit nicht hervorgebracht; demnach ist die Anwendung der Zahl in diesem Falle metaphorisch anzusehen. –

Çrîdharâchârya's Ansicht ist, dass bei einem Walde, Heere u.s.w. nur der Begriff der Mehrheit entspringt, nicht aber die Zahl 100, 1000 u.s.w., weil (hier) dies erforderliche vervielfältigende Wissen nicht vorhanden sei. Udayanâchârya dagegen hält dies für unrichtig; denn wäre es der Fall, so gäbe es keinen Zweifel hinsichtlich einer Alternative (Koti), ob es 100, 1000 u.s.w., noch gäbe es ein grosses und ein grösseres Heer. –

Hier muss Folgendes erwogen werden: Die Dreiheit und die darauf folgenden Zahlen bis zur höchsten sind entweder Mehrheit, oder eine davon verschiedene andere Zahl. Sie sind aber nicht das Erste, weil auch bei einem Heere, Walde Zahlen wie 100, 1000 u.s.w. regelmässig entstehen; sie sind auch nicht das Zweite, weil eine Mehrheit, welche von der Dreiheit u.s.w. verschieden wäre, unmöglich ist. Deshalb ist eine durch das vervielfältigende Wissen hervorgebrachte Zahl wie 100 u.s.w., welches sich nicht auf die regelmässige Einheit stützt, eben Mehrheit; die 100 u.s.w. wird darin nicht offenbar, weil etwas sie Offenbarmachendes nicht vorhanden ist.

Wir aber sagen: Die gemeinsame Beziehung der Dreiheit u.s.w. ist eben eine andere Zahl, die Mehrheit, welche durch das die Dreiheit u.s.w. hervorbringende vervielfältigende Wissen entsteht, und dies Verhältniss (entsteht) durch die (Eintheilung) Verschiedenheit der vorangehenden Nicht – Existenz. Wie würden wir sonst (wissen), dass es viele sind, (nicht aber) bestimmend, dass es 100 oder 1000 sind, nicht wissen. Wie in einer Substanz Grösse und Länge, so sind eben in Einem Substrate Dreiheit u.s.w. und Mehrheit, denn in der Frage, soll ich 100 oder 1000 Mango-Früchte herbeibringen? (liegt die Bestimmung), dass mehrere herbeigebracht werden sollen; wozu denn die Frage nach dem Besondern? Auf diese Weise nun entsteht durch das vervielfältigende Wissen mit der Zweiheit, die Dreiheit, durch das vervielfältigende Wissen mit der Dreiheit, die Vierheit, und auf diese Weise aus dem Vorhergehenden das Folgende. Bei der Entstehung der Mehrheit aber ist es nicht die Regel, dass in dem vervielfältigenden Wissen die Bestimmtheit der früheren und früheren Zahl Statt finde. Deshalb entsteht bei einem Heere, Walde u.s.w. nur Mehrheit, nicht aber [405] eine andere Zahl; der Zweifel aber, dessen Alternative auch ein Nicht-Seiendes ist, findet eben Statt. –

Und die gleiche Beziehung desselben ist die Gesondertheit; deshalb (iti), sowie es eine Zweiheit giebt, so giebt es auch eine zweifache Gesondertheit u.s.w. U.

9. Die Verbindung ist dreifach, sofern sie entweder durch die Bewegung eines von zweien entstanden ist, wie die Verbindung des Falken mit dem Felsen, oder durch die Bewegung von beiden, wie die von zwei Schafen, oder durch Verbindung, wie die Verbindung des Baumes mit dem Topfe durch die Verbindung der Hälfte des Topfes mit dem Baume. Nach einer anderen Eintheilung ist die Verbindung zwiefach, sofern sie durch Schlag oder Wurf entstanden ist; die erste ist die Ursache des Tons, die zweite nicht die Ursache desselben. V.

10. Die Trennung ist, gleich der Verbindung, dreifach, indem sie entweder durch Trennung eines von zweien, oder durch beide, oder durch Trennung geschieht.

11. Verbindung und Trennung haben nicht wieder Verbindung und Trennung, wie Kleinheit und Grösse nicht Kleinheit und Grösse, weil die Eigenschaften keine Eigenschaften haben.

12. Das Sûtra VII. 1, 15 ist hier entweder der Deutlichkeit oder der Erinnerung wegen wieder angeführt, der Sinn aber ist oben erklärt. V.

13. Warum findet denn zwischen zwei Substanzen, zwischen den Theilen und dem Ganzen keine Berührung Statt? Darauf antwortet das Sûtra. Yutasiddhi ist das Vorhandensein von zwei (Substanzen), die nicht verbunden sind, oder (deren) Abhängigkeit von gesonderten Substraten. Der Sinn ist, dass dieses den nichtverbundenen fehlt. U.

Die Frage, ob es für die Theile und das Ganze keine Verbindung und Trennung giebt, beantwortet dies Sûtra. Yutasiddhi meint den Zustand von zwei (Substanzen), welche keine gegenseitige Verbindung haben. Zwischen der Ursache and der Wirkung, den Theilen und dem Ganzen, findet Berührung und Trennung nicht Statt, [406] weil das Nicht-Verbundensein fehlt; denn es giebt kein Ganzes, wie z.B. einen Topf u.s.w., welches ohne die Verbindung von Theilen, z.B. der Hälfte des Topfes u.s.w. Statt fände, wodurch Berührung oder Trennung derselben (der Theile und des Ganzen) möglich wäre.

14. Upaskâra und Vivriti sehen die folgenden Sûtra vom 14. bis zum 19. als die Einwendungen des Gegners an; dies ist aber durchaus nicht nöthig, weil es die eigene Meinung des Kaṇâda ist, dass es zwischen dem Worte und seinem Sinne keine Berührungs-Verbindung giebt. Der Upaskâra bemerkt: Weil hier eine Gelegenheit sich findet, so folgt ein neuer Abschnitt, mit der Absicht, die sanketika Verbindung zwischen dem Worte und seinem Sinne zu beweisen. Hier wird die Ansicht des Gegners angeführt. – Ergänzt muss werden, die Berührung demnach, wie ist es möglich, dass es von einer Eigenschaft, nämlich dem Worte, eine Eigenschäft, nämlich die Verbindung mit dem Sinne, dem Topfe u.s.w. giebt?

Dagegen die Vivriti: Wie aber kann es eine Berührung zwischen dem Worte und seinem Sinne geben? Auf der anderen Seite kann man nicht sagen, dass eine Berührung zwischen ihnen nicht Statt fände; denn verhielte es sich so, würde man, weil bei einer Nicht-Verbindung kein Unterschied Statt fände, mit dem Worte »Topf« das Wort »Gewebe« verstehen. Um deshalb die Rede-Verbindung zwischen Wort und Sinn festzustellen, wird die Ansicht des Gegners angeführt: »Weil das Wort«, welches hervorbringt, »eine Eigenschaft ist, so ist eine Berührung mit dem Topfe u.s.w., welcher dadurch hervorgebracht werden soll, unmöglich«. V.

15. »Auch die Eigenschaft«, wie Farbe u.s.w., »wird« durch Worte »offenbart«, hervorgebracht; hier aber, weil beide Eigenschaften sind, ist Berührungs-Verbindung unmöglich. V.

16. Auf diese Weise ist ebenfalls eine Berührungs-Verbindung unmöglich bei einer Substanz, z.B. dem Aether, welcher durch das Wort Aether u.s.w. hervorgebracht werden soll, weil wegen der Bewegungslosigkeit des Hervorzubringenden und des Hervorbringenden, Berührung, welche durch Bewegung entspringt, unmöglich ist. Deshalb wird gesagt: Weil »das Wort, wie der Aether u.s.w. und der Aether u.s.w.« keine Bewegung hat, ist Berührung unmöglich. V.

17. Auch wenn das, was hervorgebracht werden soll, nicht da ist, ist Berührung unmöglich. Deshalb wird gesagt: »Weil bei einem Nicht-Seienden«, nicht Gegenwärtigen (das »Auch« schliesst das Zukünftige[407] ein) (der Ausdruck): es ist nicht, erfahrungsmässig »angewandt wird«. Demnach, weil es gebräuchlich ist zu sagen: der gewesene Topf ist jetzt nicht da, morgen wird der Topf da sein u.s.w., entsteht das Wissen eines gewesenen und zukünftigen Topfes; doch zwischen beiden und dem Worte ist keine Berührung u.s.w. möglich. V.

18. Angenommen, es gäbe keine Berührungsverbindung u.s.w. zwischen Wort und Sinn, was wäre dabei verloren? Diese Annahme zu widerlegen, wird gesagt: Gäbe es zwischen Wort und Sinn keine Berührungsverbindung u.s.w., so wären sie eben unverbunden, und der Sinn ist, (dies, die Nicht-Verbindung) wäre eine zu weitreichende Annahme. V.

Dieselbe Erklärung giebt der Upaskâra. Demnach wäre dieses Sûtra die Antwort des Kaṇâda auf die Einwendungen des Gegners. Wäre diese Auffassung richtig, so ist kein Grund vorhanden, im nächsten Sûtra nochmals den Gegner sprechen zu lassen. Ich fasse deshalb das 18. Sûtra auf als die Behauptung, welche aus den vorhergehenden Beweisen hervorzugehen scheint, und das 19. als eine Bekräftigung dieses scheinbaren Schlusses, so dass die schliessliche Antwort in dem 20. Sûtra enthalten wäre.

19. »Von dem Stab«, mit Rücksicht auf den Stab, hier muss ergänzt werden, wendet sich die Vorstellung auf den (damit) in Berührung Stehenden, auf den mit dem Stabe in Berührung Stehenden, d.h. den Menschen, »von dem Besonderen«, mit Rücksicht auf den besonderen Theil, auf das Ganze. Demnach, sowie mit Rücksicht auf die Berührungs-Verbindung die Vorstellung der Stabtragende, d.h. der Mensch, vorhanden ist und mit Rücksicht auf die Inhärenz-Verbindung die sprachliche Vorstellung der Rüsselträger, der Bezahnte, so giebt keine solche Vorstellung wie das Wort »Topf« hat den Topf, oder das was das Wort Topf hat, ist der Topf, und der Sinn ist, zwischen dem Worte und dem Sinne findet weder eine Berührungs-, noch eine Inhärenz-Verbindung Statt. V.

20. Angeordnete, d.h. nach dem Beschlusse Gottes, in solcher Weise, dass mit diesem oder jenem Worte dieser oder jener Sinn zu verstehen ist. Das Wort, welchem Gott diesen Sinn nach seinem Beschlusse gegeben, bringt diesen Sinn hervor. Demnach ist die Verbindung zwischen Wort und Sinn eben das Belieben, die Anordnung Gottes, und von dieser abhängig, gleichwie ein von der [408] Zahnspitze eines Ichneumon berührtes Kraut jedes Gift vertilgt. Diese Anordnung nun wird zuweilen aus dem Gebrauche erkannt, wie wenn auf das Wort des Befehlenden: »Bring den Topf« der dabei stehende Knabe auf das Wissen des Befohlenen, welcher einen Gegenstand mit muschelförmigem Nacken herbeibringt, schliesst, nämlich auf diese Weise, diese Thätigkeit von jenem (dem Befohlenen) ist durch Wissen hervorgebracht, weil es eine Thätigkeit gleich der meinigen ist. Dieses Wissen aber ist durch dieses Wort enstanden weil es nach demselben offenbar geworden ist; der Gegenstand dieses Wissens ist jenes Etwas mit muschelförmigem Nacken, welches Topf genannt wird. Durch diesen Prozess des Anordnens u. Holens entsteht bei dem Knaben das Wissen des Topfes, des Gewebes u.s.w. Zuweilen wird (die göttliche Anordnung) erkannt durch das unmittelbare Wort derer, welche Autorität besitzen, wie: Jener Gegenstand mit muschelförmigem Nacken wird Topf genannt, – zuweilen durch Vergleichung wie: der Gavaya ist dem Rinde ähnlich, oder: wie der Mudga (phaseolus mungo) ist die Mudgaparnî (phaseolus trilobus), oder: wie der Mâsha (a sort of kidney bean, phaseolus radiatus), ist die Mâshaparnî (a kind of leguminous shrub, glycine debilis), bei diesen und anderen Beispielen durch Vergleichung des gemeinsamen Charakters, – zuweilen auch durch Schmähreden, wie wenn Jemand, welcher Schmähworte wie die folgenden gehört hat: Weh dem Kameele mit übergrosser Oberlippe, langem Halse, das harte Dornen frisst, diesem hässlichsten Geschöpfe, bei der Wahrnehmung eines solchen Körpers der Meinung ist, dies ist jenes Kameel, – zuweilen durch Gleichstellung mit bekannten Wörtern, wie nach Anhörung einer solchen Rede, wie: in dem aufgeblühten Kelche des Lotus trinkt Honig der Honigmacher, (die Meinung entsteht), jenes (Insekt) da wird Honigmacher genannt, weil es in dem aufgebrochenen Lotuskelche Honig trinkt, oder auch: süss singt im Mango-Baum der Pika (indische Kukuk).

Dies nun ist entweder ein Schluss, oder ein Wort, welches durch die Kraft der gemeinsamen Beziehung auf bekannte Worte (pada) den Sinn hervorbringt, oder es ist eine besondere Art der Vergleichung, indem der Begriff des Subjects für das Honigtrinken, nämlich der verschiedene (antara) Charakter der Bienen und anderer Individuen herbeigezogen wird. Nach der Taittâtika (nach der Vivriti die Mîmânsâka) kommt die Anordnung der Gattung zu, indem das Individuum durch Andeutung (âkshepatah) hinzutrete. Die Prâbhâkara behaupten, die Kraft (çakti) komme beiden zu, der Gattung und dem Individuum; aber bei dem Antheil der Gattung erkannt, bei dem Antheil des Individuums seinem Charakter nach wirklich setze sie in Thätigkeit (prayojikâ). Die Anordnung ist aber Kraft, und der Sinn des Wortes ist Individuum; Form und Gattung; dies ist die Ansicht der Alten. U.

[409] 21. Durch zwei, nämlich Körper, welche einen Raum haben. Der Ausdruck »einen Raum haben« könnte auch einen ähnlichen Raum bedeuten; durch solche (Körper) aber würden die Begriffe der Ferne und Nähe nicht hervorgebracht, noch auch durch dieselben der Gebrauch entstehen; deshalb ist gesagt »und weiter und nicht weiter sind«. Das Nahe-Sein meint das Wenige der Verbindung zwischen Verbundenen, das Weit-Sein das Viele derselben, und der Sinn ist, durch Körper von solcher Beschaffenheit. Hierdurch ist die inhärente Ursache angegeben (nämlich zwei Körper von solcher Beschaffenheit). Die nicht-inhärente Ursache ist die Berührung des Raums und der beiden Körper, in folgender Art: Für einen nach Osten blickenden Menschen werden mit Rücksicht auf den einen von zwei östlich gelegenen Körpern ein Viel der Berührung zwischen den sich Berührenden, und mit Rücksicht auf den anderen Körper ein Wenig derselben, und in dieser Beziehung die Begriffe der Ferne und Nähe entstehen. (Damit) ist die nicht-inhärente Ursache angegeben. –

Durch zwei Körper, die nahe und weit sind, d.h. durch den Gegenstand, wird das den Gegenstand habende, d.h. die Vorstellung angedeutet. Demnach ist das vervielfältigende Wissen als die Mittel-Ursache angegeben. Durch zwei Körper, welche einen Raum haben, sollen die Begriffe der Ferne und Nähe entspringen; deshalb entstehen sie nicht überall. Das vervielfältigende Wissen entsteht in Einem Zuschauer; deshalb entstehn (jene Begriffe) nicht unbedingt; nach der Regel des vervielfältigenden Wissens entstehn sie nicht immer. Weil sie (die Ferne und Nähe), welche durch die Kraft der Ursache entstanden, durch die Wahrnehmung erwiesen werden, so giebt es keine gegenseitige Abhängigkeit (derselben); denn sonst würden sie weder hervorgebracht, noch vorgestellt; wären sie nämlich von einander abhängig, so gäbe es von beiden weder ein Entstehn, noch eine Vorstellung. Nun werden aber Ferne und Nähe vorgestellt, und diese Vorstellung ist ohne ein Entstehn von jenen unmöglich.

»Von zwei Körpern, welche Eine Zeit haben«; hier werden zeitliche Ferne und Nähe gemeint. Welche Eine Zeit haben, nämlich zwei Körper, welche Eine, d.h. die gegenwärtige Zeit haben, einen jungen und einen alten Körper. Nähe meint die Geburt, welche durch wenigere, Ferne die, welche durch mehrere Sonnenumläufe entfernt ist. Auch hier wird durch den Gegenstand das, was den Gegenstand hat, d.h. das Wissen angedeutet. Demnach sind der junge und der alte Körper die inhärenten Ursachen, die [410] Berührung zwischen der Zeit und den beiden Körpern ist die nicht-inhärente Ursache, die Mittel-Ursache mit Rücksicht auf die Nähe das Wissen der Geburt, welche um wenigere Sonnenumläufe, und mit Rücksicht auf die Ferne das Wissen der Geburt, welche um mehrere Sonnenumläufe entfernt ist. Diese, Ferne und Nähe, entstehen auch für zwei Körper, deren Raum und Ort nicht geregelt sind.

Hier geschieht die Zerstörung der räumlichen Ferne und Nähe auf siebenfache Weise, die Entstehung derselben aber gleichzeitig; sonst würde ihnen gegenseitige Abhängigkeit zukommen, nämlich: 1. Durch die Zerstörung des vervielfältigenden Wissens. 2. Durch die Zerstörung der nicht-inhärenten Ursache, d.h. der Berührung. 3. Durch die Zerstörung der inhärenten Ursache, d.h. der Substanz. 4. Durch die Zerstörung der inhärenten und nicht-inhärenten Ursache. 5. Durch die Zerstörung der Mittel- und nicht-inhärenten Ursache. 6. Durch die Zerstörung der Mittel-und inhärenten Ursache und 7. durch die Zerstörung der Mittel-, der nicht-inhärenten und der inhärenten Ursache.

1. Durch Zerstörung des vervielfältigenden Wissens:

Entstehn des Begriffs der Ferne (und) allgemeines Wissen des Begriffs der Ferne; – sodann Zerstörung des vervielfältigenden Wissens, – durch dessen Zerstörung während der Zeit des Wissens der durch den Begriff der Ferne bestimmten Substanz Zerstörung des Begriffs der Ferne. Alles ist (hier) wie bei der Zerstörung der Zweiheit zu denken.

2. Auch durch die Zerstörung der nicht-inhärenten Ursache, wie folgt:

Wenn das vervielfältigende Wissen Statt findet, so entsteht Bewegung in dem Körper, welcher das Substrat des Begriffs der Ferne ist, – wenn sodann der Begriff der Ferne entsteht, so findet Trennung zwischen dem Raum und dem Körper Statt, – wenn sodann das allgemeine Wissen des Begriffs der Ferne entsteht, so wird die Berührung zwischen dem Raum und dem Körper zerstört, – sodann durch das allgemeine Wissen erfolgt die Zerstörung des vervielfältigenden Wissens, – sodann durch die Zerstörung der Berührung zwischen dem Raum und dem Körper die Zerstörung der Begriffe der Ferne und der Nähe. –

Weil hier nun die Zerstörung des vervielfältigenden Wissens zu gleicher Zeit mit der Zerstörung des Begriffs der Ferne geschieht, so ist dies (das vervielfältigende Wissen) nicht das Zerstörende.

Wenn gesagt wird: Durch die Zerstörung der nicht-inhärenten Ursache bei der Zerstörung der Eigenschaft, ebenfalls durch die Zerstörung der Berührung zwischen der Seele und dem innern Sinn bei der Zerstörung der Selbst-Reproduction, des Geschickes u.s.w. möchte grosse Verwirrung entstehn, – so läugnen wir dies; denn weil wegen des Begriffs des Fern-Seins der Begriff der Ferne umfassend [411] und das Fern-Sein nicht vorhanden wäre, wenn das Substrat des Begriffs Ferne anders wohin sich bewegte, so würde der Begriff der Ferne nothwendig aufhören. Auch giebt es sodann nicht ein anderes Zerstörendes; sonst, weil (ein solches Aufhebendes) nicht vorgefunden würde, wird die Zerstörung der Berührung eben als das Zerstörende angenommen; (doch) wenn auch eine Wirkung der Selbst-Reproduction, des Geschicks u.s.w. lange Zeit betrachtet wird, so ist doch die Annahme einer solchen Zerstörung nicht (nothwendig). Dies dient indess (nur) zur Andeutung; auch durch die Zerstörung der Verbindung eines solchen Raumes mit der Gränze und dem Zuschauer werden Ferne und Nähe zerstört, weil es dem Argumente ähnlich ist.

3. Auch durch die Zerstörung der inhärenten Ursache wird zuweilen der Begriff der Ferne zerstört, folgendermassen:

Wenn durch die in einem Theile des Körpers hervorgebrachte Bewegung Trennung von einem anderen Theile Statt findet, so entsteht das vervielfältigende Wissen, – durch die Trennung Zerstörung der Anfangs-Verbindung des Körpers (und) Entstehung des Begriffs der Ferne, – im folgenden Augenblicke durch die Zerstörung der Berührung Zerstörung der Substanz (und) das allgemeine Wissen des Begriffs der Ferne, – durch die Zerstörung der Substanz Zerstörung des Begriffs der Ferne, und Zerstörung des vervielfältigenden Wissens durch das allgemeine Wissen. Deshalb wegen der Gleichzeitigkeit erfolgt die Zerstörung des Begriffs der Ferne durch die Zerstörung des vervielfältigenden Wissens.

4. Zuweilen wird der Begriff der Ferne durch die Zerstörung der Substanz und des vervielfältigenden Wissens zerstört, wie folgt:

Bewegung in einem Theile des Körpers (und) Entstehn des vervielfältigenden Wissens, – sodann Trennung von einem anderen Theile, (und) Entstehn des Begriffs der Ferne, – sodann Zerstörung der Anfangs-Berührung und allgemeines Wissen, – sodann Zerstörung der Substanz und des vervielfältigenden Wissens, – sodann Zerstörung des Begriffs der Ferne.

5. Zuweilen wird der Begriff der Ferne zerstört durch die Zerstörung der Substanz und der Berührung, wie folgt:

Wenn die Trennung des Theils der Substanz erfolgt, finden Bewegung des Körpers und Entstehn des vervielfältigenden Wissens Statt, – sodann Zerstörung der Verbindung der Theile, Trennung des Körpers vom Raume und Entstehn des Begriffs der Ferne, – sodann durch die Zerstörung der Substanz und der Berührung zwischen Raum und Körper Zerstörung des Begriffs der Ferne, – durch das allgemeine Wissen die Zerstörung des vervielfältigenden Wissens.

6. Zuweilen wird der Begriff der Ferne durch die Zerstörung der Berührung und des vervielfältigenden Wissens zerstört, wie folgt:

Entstehn des Begriffs der Ferne, und Bewegung im Körper, – [412] allgemeines Wissen und Trennung, – Zerstörung des vervielfältigenden Wissens und der Berührung zwischen Raum und Körper, – sodann Zerstörung des Begriffs der Ferne.

7. Zuweilen durch die Zerstörung der inhärenten, der nicht-inhärenten und der Mittel-Ursache, wie folgt:

Zu gleicher Zeit finden Statt Entstehn des Begriffs der Ferne, Trennung eines Theils des Körpers und Bewegung im Körper, – sodann allgemeines Wissen des Begriffs der Ferne, Zerstörung der Berührung des Theils, und Trennung zwischen dem Raum und dem Körper, – sodann durch die gleichzeitig entstandenen Zerstörungen des vervielfältigenden Wissens, der Substanz und der Verbindung zwischen dem Raume und dem Körper die Zerstörung der räumlichen Ferne oder Nähe. –

Die Zerstörung der durch die Zeit hervorgebrachten Ferne und Nähe jedoch hängt nicht ab von der Zerstörung der nicht-inhärenten Ursache; (nämlich) wie bei der Zerstörung der Berührung zwischen dem Raum und dem Körper unter zwei räumlichen (Körpern) eine Zerstörung des Nahe-Seins und des Fern-Seins Statt fand, so findet sie nicht zwischen zwei zeitlichen Statt, weil diese, wenn die inhärente Ursache, oder auch das vervielfältigende Wissen, oder auch beides zerstört wird, zerstört werden, und so sind drei Fälle (pakshah) wie zuvor zu erwägen. U.

Durch zwei Körper, die näher und ferner sind, d.h. Gegenstände eines Wissens sind, welches das Substrat mehrer oder weniger Berührungen mit der Sonne ist, wird der Gebrauch des Fernen und Nahen hervorgebracht. Demnach das Wissen des Substrats für mehre Berührungen mit der Sonne ist mit Rücksicht auf die räumliche Ferne die Mittel-Ursache, die Berührung des Raums mit dem Körper, welcher das Substrat von jenem (dem Wissen) ist, die nicht-inhärente Ursache, und der Körper, welcher der Gegenstand eines solchen Wissens ist, die inhärente Ursache. Die Mittelursache der räumlichen Nähe ist das Wissen des Substrates für wenigere Berührungen mit der Sonne, die inhärirende Ursache der Körper, welcher Gegenstand von jenem (Wissen) ist, und die nicht-inhärente Ursache die Berührung des Raums mit einem solchen Körper. Für den, welcher sich in Pâṭaliputtra befindet, findet nämlich der Gebrauch Statt, dass Prayâga weiter ist als Kâçi, und Kâçi näher als Prayâga. Der Gegenstand von diesem (Gebrauche) die Ferne, wird mit Rücksicht auf Prayâga hervorgebracht, weil dies (Prayâga) gewusst wird als das Substrat für mehrere Berührungen mit der Sonne. Der Begriff der Nähe aber entspringt mit Rücksicht auf Kâçi, weil es gewusst wird als das Substrat für wenigere Berührungen mit der Sonne.

Ferner, durch zwei Körper, welche eine Zeit haben, denen eine Zeit durch Berührung angehört, und weiter und nicht weiter sind, d.h. welche gewusst werden als das Substrat von mehreren oder wenigeren Umläufen der Sonne, wird der Gebrauch des Fernen[413] und Nahen hervorgebracht; denn solches ist Gebrauch, dass der Erwachsene ferner (älter) als der Jüngling, und dieser näher (jünger) ist als der Erwachsene. Dieser ist die inhärente Ursache des Begriffs des Fernen, als des Gegenstandes jenes (Gebrauches). Die Berührung der grossen Zeit mit diesem (dem Erwachsenen) ist die nicht-inhärente Ursache, und das Wissen des Substrates für die mehreren Bewegungen der Sonne die Mittel-Ursache. Wiederum ist der Jüngling die inhärente Ursache des Begriffs der Nähe, die Verbindung der grossen Zeit mit dem Körper des Jünglings die nicht-inhärente Ursache, und das Wissen mit Rücksicht auf den Jüngling als das Substrat der wenigeren Sonnenumläufe, als sie beim Erwachsenen Statt finden, die Mittel-Ursache. V.

22. In diesem Sûtra wird ein Unterschied mit Rücksicht auf die Begriffe der zeitlichen Ferne und Nähe ausgesagt, nämlich: Die Zeit ist die Ursache der Begriffe der Ferne und Nähe. Mit Rücksicht auf die Ferne und Nähe derselben ist die Verbindung der Zeit als die nicht-inhärente Ursache sowohl der Ferne als der Nähe nach der Erklärung ausgesagt; sonst wäre eine Uebereinstimmung (anwaya) unmöglich; denn nicht werden die Begriffe der Ferne und Nähe durch die Begriffe der Ferne und Nähe hervorgebracht; deshalb bedeuten nach der Erklärung die Ausdrücke des Fernen und Nahen die Verbindungen der Zeit, welche jene hervorbringen. U. Die Vivriti erklärt Ferne und Nähe hier als räumliche Ferne und Nähe.

23. Dieses Sûtra entspricht VII. 1, 14, während die beiden folgenden eine Wiederholung von VII. 1, 15 sind.

26. »Das«, die Verbindung, von Ursachen und Wirkungen, d.h. von Theilen und Ganzen, von welcher die Vorstellung: »dies ist in diesem«, entsteht, dies ist Inhärenz; denn eine solche Vorstellung wie: in den Fäden ist das Gewebe, in den beiden Hälften der Topf, in den Binsen die Matte, hat das Vorhandensein der Fäden u.s.w. in dem Gewebe u.s.w. zum Gegenstande. Und dies Vorhandensein wird durch eine besondere Verbindung geregelt; wäre dies nicht der Fall, so würde wegen der Thatsache einer solchen Vorstellung wie: in den Fäden ist der Topf u.s.w., zu Zeiten (kâli-kena) das Vorhandensein der Fäden u.s.w. in dem Topfe u.s.w. [414] Statt finden, und so ist die Inhärenz eben eine Verbindung, welche ein solches Vorhandensein regelt, weil Berührung zwischen den Theilen und dem Ganzen unmöglich ist. »Für Wirkungen und Ursachen« dient hier nur zur Andeutung; denn die Inhärenz regelt auch das Verhältniss des Stützenden und des zu Stützenden zwischen Eigenschaft und Eigenschaft Habendem, Bewegung und Bewegung Habendem, Gattung und Individuum, beständiger Substanz und Unterschied. Der Beweis für die Inhärenz ist der Schluss, das durch eine Eigenschaft, wie Bewegung u.s.w. bestimmte Wissen hat zum Gegenstand die Verbindung des Bestimmenden und des zu Bestimmenden, weil es unter den Begriff des bestimmenden Wissens fällt, gleich wie das bestimmte Wissen, der stabtragende Mann. Hier ist, weil die Berührung u.s.w. ausgeschlossen, die Inhärenz bewiesen. V.

27. Wie das Sein nicht der Substanz u.s.w. gleich ist, weil es durch ein besonderes Wissen aufgefasst wird, so ist auch die Inhärenz aus demselben Grunde von der Substanz u.s.w. verschieden. Substanz und Eigenschaft dient zur Andeutung; auch die Begriffe der Bewegung u.s.w. sind eingeschlossen. U.

28. Dieselbigkeit, d.h. Einheit. Wie das Eine Sein überall das Wissen »seiend« hervorbringt, so auch bringt die Eine Inhärenz überall das Wissen »inhärirend« hervor, wegen der Nicht-Verschiedenheit (Allgemeinheit) seines Beweisgrundes sowie wegen der Nicht-Existenz eines besonderen Beweisgrundes (s.I. 2, 17); denn nicht erkennen wir für die Inhärenz einen besonderen Beweisgrund, einen sie eintheilenden Beweisgrund, wodurch wir eine Mehrheit (derselben) erhielten. Deshalb ist sie beständig, weil dem, was selbst bei der Verschiedenheit des Raums, der Zeit u.s.w. nicht verschieden ist, gleich dem Sein, Nicht-Beständigkeit nicht angemessen ist. Der Einwand aber, dass, wenn die Inhärenz jene Verbindung wäre, eine Trennung der Fäden und des Gewebes, oder des Gewebes und der Farbe Statt finden würde, ist unhaltbar; weil Nicht-Verbindung nicht da ist, so giebt es auch keine Trennung; denn es giebt kein Dasein der Farbe und des Farbe-Habenden, des Theils und des Ganzen als unverbundenen, durch welches (Dasein) eine Trennung Statt fände. Wird aber behauptet, es giebt eine Nicht-Verbindung, so verneinen wir dies, weil die Möglichkeit dadurch verwehrt wird, dass niemals eine solche Auffassung Statt findet. Die Prâbhâkaras behaupten, dass die Inhärenz vielfach und nicht-beständig sei; dies ist aber unstatthaft; denn es giebt wohl eine Vorstellung, dass die Farbe zerstört, nicht aber, dass die Inhärenz der Farbe zerstört ist. Es ist die Ansicht der Naiyâyikas, dass [415] die Inhärenz wahrnehmbar sei. Auch dies ist unmöglich; die Inhärenz ist kein Gegenstand der Sinne; denn, während es etwas von der Seele Verschiedenes giebt, so ist ein Nicht-Inhärirendes vorhanden, wie der innere Sinn, die Zeit u.s.w. U.

Quelle:
Die Lehrsprüche der Vaiçeshika-Philosophie von Kaṇâda. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 22, Leipzig 1868, S. 383–442, S. 400-416.
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