Zweiter Abschnitt.

[400] 1. Die Einheit ist etwas Anderes, weil sie von der Farbe, dem Geschmacke, dem Geruche und der Tastbarkeit ausgeschlossen ist.

2. So auch die Gesondertheit.

[400] 3. Dass die Einheit und die einfache Gesondertheit in der Einheit und einfachen Gesondertheit nicht vorhanden sind, ist mit der Kleinheit und Grösse erklärt.

4. Weil die Bewegungen und Eigenschaften keine Zahl haben, so findet die Einheit nicht bei allen Statt.

5. Dies (Wissen, dass Eigenschaften u.s.w. Einheit haben) ist ein Irrthum.

[401] 6. Wenn Einheit nicht vorhanden ist, so findet keine Metapher Statt.

7. Weil in Wirkungen und Ursachen Einheit und einfache Gesondertheit nicht vorhanden ist, so ist (in ihnen) nicht Einheit und einfache Gesondertheit.

8. Dies ist gesagt mit Rücksicht auf die vergängliche (Einheit und einfache Gesondertheit).

9. Verbindung entsteht durch die Bewegung eines von zweien, oder durch die Bewegung von beiden, oder durch Verbindung.

10. Dadurch ist die Trennung erklärt.

11. Das Nicht-Vorhandensein der Verbindung und Trennung in der Verbindung und Trennung ist durch die Kleinheit oder Grösse erklärt.

12. Dass die Bewegungen keine Bewegungen, und die Eigenschaften keine Eigenschaft haben, ist mit der Grösse und Kleinheit erklärt.

13. Weil das Nicht-Verbundensein (yutasiddhi) fehlt, giebt es für Wirkung und Ursache keine Verbindung und Trennung.

[406] 14. Weil (das Wort) eine Eigenschaft ist. –

15. Auch die Eigenschaft wird offenbart.

16. (Auch) weil (das Wort) keine Bewegung hat.

17. Auch weil bei einem Nicht-Seienden (der Ausdruck): es ist nicht, angewandt wird.

[407] 18. Deshalb sind Wort und Sinn nicht verbunden.

19. Von dem Stab (wendet sich die Vorstellung) auf den (damit) in Berührung Stehenden, von dem Besonderen (dem Theile) auf das Ganze. (Beides aber findet bei dem Worte: Sinn nicht Statt.)

20. Die Vorstellung des Worts und (seines) Sinns ist eine angeordnete.

21. Durch zwei (Körper), welche einen und denselben Raum haben, so wie durch zwei (Körper), welche eine und dieselbe Zeit haben und weiter und nicht weiter sind, (werden) die Begriffe des Fernen und des Nahen (hervorgebracht).

22. Durch die Ferne der Ursache so wie durch die Nähe der Ursache (entstehn die Begriffe der Ferne und Nähe).

23. Dass den Begriffen der Ferne und Nähe die Begriffe der Ferne und Nähe nicht zukommen, ist mit den Begriffen des Kleinen (aṇu) und Grossen erklärt.

24. Durch die Bewegungen (sind) die Bewegungen erklärt.

25. Durch die Eigenschaften die Eigenschaften.

26. Das, von welchem für Wirkungen und Ursachen (die Vorstellung): »dies ist in diesem« entsteht, dies ist Inhärenz.

[414] 27. Das Verbot der Begriffe der Substanz und der Eigenschaft ist mit dem Sein erklärt.

28. Die Dieselbigkeit der Inhärenz (ist) mit dem Sein (erklärt).

Quelle:
Die Lehrsprüche der Vaiçeshika-Philosophie von Kaṇâda. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 22, Leipzig 1868, S. 383–442, S. 400-403,406-411,414-415.
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