5. Handel und Wandel

[20] Früher gab es in Lu einen Schafhändler namens Schen Yu, der pflegte frühmorgens seine Schafe zu tränken, um die Leute auf dem Markt zu täuschen. Ein Mann namens Gung Schen hatte eine Frau von leichtsinnigem Lebenswandel, die er frei gewähren ließ. Ein andrer namens Schen Hui war verschwenderisch und üppig in einem Maße, das den Gesetzen widersprach. Die Viehhändler in Lu pflegten ihre Tiere künstlich herzurichten, um die Preise in die Höhe zu treiben.

Als Meister Kung die Regierung ausübte, da getraute sich Schen Yu nicht mehr, seine Schafe frühmorgens zu tränken, Gung Schen verstieß seine Frau, Schen Hui verzog über die Grenze nach auswärts. Nach drei Monaten trieben die Pferde- und Viehhändler die Preise nicht mehr in die Höhe, und die Händler von Lämmern und Ferkeln richteten ihre Tiere nicht mehr besonders her. Männer und Frauen gingen auf verschiedenen Seiten der Wege; was auf den Straßen verlorenging, kam nicht weg. Die Männer strebten nach Treue und Wahrhaftigkeit, die Frauen nach Keuschheit und Gehorsam. Von allen Seiten kamen Fremde ins Land. Sie brauchten sich nicht erst an die Polizei zu wenden; denn es war, als seien sie zu Hause.

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KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 20.
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