[130] 10. Das Naturgesetz in der Geisteswelt

Verschlagene und Reizbare, Zurückhaltende und Heftige: diese vier Menschenarten wandern miteinander auf der Welt umher. Jeder geht seinen Zielen nach, und bis ans Ende der Tage verstehen sie gegenseitig ihre Gefühle nicht; jeder hält seine Weisheit für die tiefste.

Redegewandte und Einfältige, Alberne und Kriecher: diese vier Menschenarten wandern miteinander auf der Welt umher. Jeder geht seinen Zielen nach, und bis ans Ende der Tage verkehren sie nicht miteinander; jeder hält seine Kunst für die feinste.

Heimtückische und Unverschämte, Voreilige und kalte Spötter: diese vier Menschenarten wandern miteinander auf der[130] Welt umher. Jeder geht seinen Zielen nach, und bis ans Ende der Tage bringen sie einander nicht zur Besinnung; jeder denkt, daß sein Verstand es erfaßt habe.

Heuchler und Aufdringliche, Tollkühne und Zaudernde: diese vier Menschenarten wandern miteinander auf der Welt umher. Jeder geht seinen Zielen nach, und bis ans Ende der Tage bringen sie einander nicht vorwärts; jeder hält seinen Wandel für tadellos.

Gesellschaftsmenschen und Selbstgewisse, Tyrannen und Vereinsamte: diese vier Menschenarten wandern miteinander auf der Welt umher. Jeder geht seinen Zielen nach, und bis ans Ende der Tage beachten sie einander nicht; jeder hält sich für zeitgemäß.

Das ist der Zustand der Menge. Ihr Äußeres ist vielgestaltig, und doch folgen sie alle den ewigen Gesetzen und sind dem Schicksal unterworfen.

Quelle:
Liä Dsi: Das wahre Buch vom quellenden Urgrund. Stuttgart 1980, S. 130-131.
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