Atome sind überhaupt qualitätslos

[85] Aber vermeine nur nicht, es fehle den Urelementen

Nur die Farbe. Sie sind vielmehr auch von Wärme und Kälte

Und von der dampfenden Hitze vollständig für immer geschieden,

Wie sie des Tones entbehren, geschmacklos und nüchtern erscheinen

Und aus den Körpern auch nie selbsteigne Gerüche verbreiten.

Willst du aus Myrrhenessenz, Majoran und Blüte der Narde,

Die nektarischen Odem für unsere Nase verhauchet,

Köstlichen Balsam bereiten, da heißt es vor allem bedacht sein,

Sich, soweit es nur möglich erscheint, des geruchlosen Öles

Reine Natur zu verschaffen, das keinerlei Dünste verbreitet,

Daß es sowenig als möglich durch Eigengerüche berühre

Jener Düfte Gemisch und Gebräu und sie dadurch verderbe.

Aus demselbigen Grunde versagen die Urelemente,

Den zu erschaffenden Dingen von sich aus Ton und Gerüche

Mitzuteilen (sie haben ja nichts derart zu vergeben).[85]

Ebensowenig verleihen Geschmack sie oder auch Kälte

Oder dampfende Hitze und lauliche Wärme und vieles

Andre; denn alles das ist aus ganz vergänglichem Stoffe,

(Biegsames weich, Zerbrechliches morsch und Hohles durchlöchert),

Und deshalb notwendig getrennt von den Urelementen,

Wenn wir gedenken die Welt auf ewigem Grunde zu bauen,

Welcher die sichere Stütze gewährt für das Heil der Gesamtheit,

Soll dir nicht alles zumal in das Nichts vollständig versinken.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 85-86.
Lizenz:
Kategorien: