Ohnmachtsanfälle

Ohnmachtsanfälle

[114] Selbst solange sie noch von des Lebens Schrecken umzirkt ist,

Scheint doch öfter die Seele durch irgendwelche Erschüttrung

Schwankend zu werden und ganz von dem Körper sich lösen zu wollen:

Schlaff schon werden die Züge, als nahe die Todesstunde,

Und an dem blutlosen Körper ermatten und sinken die Glieder.

Solches geschieht, wenn, wie man wohl sagt, es jemandem schlecht wird

Oder die Ohnmacht naht. Da zittert man schon und ein jeder

Sucht noch zu haschen das Ende des schwindenden Lebensfadens.

Denn es erleidet alsdann wie der Geist so die Seele im ganzen

Einen erschütternden Stoß; so schwanken sie selbst wie der Körper;

So tritt leicht die Vernichtung ein, wenn ein stärkerer Stoß trifft.

Quelle:
Lukrez: Über die Natur der Dinge. Berlin 1957, S. 114.
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