2. Buchführung

[135] Neben dem wirklichen Kaufen und Verkaufen wird Arbeitszeit verausgabt in der Buchführung, in die außerdem vergegenständlichte Arbeit eingeht, Feder, Tinte, Papier, Schreibpult, Bürokosten. Es wird also in dieser Funktion einerseits Arbeitskraft verausgabt, andrerseits Arbeitsmittel. Es verhält sich hiermit ganz wie mit der Kauf- und Verkaufszeit.

Als Einheit innerhalb seiner Kreisläufe, als prozessierender Wert, sei es nun innerhalb der Produktionssphäre, sei es innerhalb der beiden Phasen der Zirkulationssphäre, existiert das Kapital nur ideell in der Gestalt des Rechengelds, zunächst im Kopf des Warenproduzenten, resp. kapitalistischen Warenproduzenten. Durch die Buchführung, welche auch die Preisbestimmung oder die Berechnung der Warenpreise (Preiskalkulation) einbegreift, wird diese Bewegung fixiert und kontrolliert. Die Bewegung der Produktion und namentlich der Verwertung – wobei die Waren nur als Wertträger figurieren, als Namen von Dingen, deren ideelles Wertdasein in Rechengeld fixiert ist – erhält so ein symbolisches Abbild in der Vorstellung. Solange der einzelne Warenproduzent entweder nur in seinem Kopf Buch führt (wie z.B. der Bauer; erst die kapitalistische Agrikultur produziert den Buch führenden Pächter) oder nur nebenbei, außerhalb seiner Produktionszeit, ein Buch über seine Ausgaben, Einnahmen, Zahlungstermine usw. führt, solange ist es handgreiflich, daß diese seine Funktion und die Arbeitsmittel, die er etwa dabei verbraucht, wie Papier usw., zusätzlichen Verbrauch von Arbeitszeit und Arbeitsmitteln darstellen, die[135] notwendig sind, aber einen Abzug bilden sowohl an der Zeit, die er produktiv verbrauchen kann, wie an den Arbeitsmitteln, die im wirklichen Produktionsprozeß fungieren, in die Produkt- und Wertbildung eingehn.16 Die Natur der Funktion selbst verändert sich nicht, weder durch den Umfang, den sie dadurch erhält, daß sie in der Hand des kapitalistischen Warenproduzenten konzentriert wird und statt als Funktion vieler kleiner Warenproduzenten als die eines Kapitalisten, als Funktion innerhalb eines Produktionsprozesses auf großer Stufenleiter erscheint; noch durch ihre Losreißung von den produktiven Funktionen, von denen sie ein Beiwerk bildete, und durch ihre Verselbständigung als Funktion besondrer, ausschließlich mit ihr betrauter Agenten.

Die Teilung der Arbeit, die Verselbständigung einer Funktion, macht sie nicht produkt- und wertbildend, wenn sie es nicht an sich, also schon vor ihrer Verselbständigung ist. Legt ein Kapitalist sein Kapital neu an, so muß er einen Teil im Ankauf eines Buchhalters etc. und in Mitteln der Buchführung anlegen. Ist sein Kapital bereits in Funktion, in seinem beständigen Reproduktionsprozeß begriffen, so muß er einen Teil des Warenprodukts, vermittelst Verwandlung in Geld, beständig rückverwandeln in Buchhalter, Kommis u. dergl. Dieser Teil des Kapitals ist dem Produktionsprozeß entzogen und gehört zu den Zirkulationskosten, Abzügen am Gesamtertrag. (Eingeschlossen die Arbeitskraft selbst, die ausschließlich auf diese Funktion verwendet wird.)

Es findet jedoch ein gewisser Unterschied statt zwischen den aus der Buchführung entspringenden Kosten, resp. unproduktiven Verausgabung von Arbeitszeit einerseits und denen der bloßen Kauf- und Verkaufszeit andrerseits. Die letztren entspringen nur aus der bestimmten gesellschaftlichen[136] Form des Produktionsprozesses, daraus, daß er Produktionsprozeß von Ware ist. Die Buchführung als Kontrolle und ideelle Zusammenfassung des Prozesses wird um so notwendiger, je mehr der Prozeß auf gesellschaftlicher Stufenleiter vorgeht und den rein individuellen Charakter verliert; also notwendiger in der kapitalistischen Produktion als in der zersplitterten des Handwerks- und Bauernbetriebs, notwendiger bei gemeinschaftlicher Produktion als bei kapitalistischer. Die Kosten der Buchführung reduzieren sich aber mit der Konzentration der Produktion und je mehr sie sich in gesellschaftliche Buchführung verwandelt.

Es handelt sich hier nur um den allgemeinen Charakter der Zirkulationskosten, die aus der bloßen formellen Metamorphose entspringen. Es ist hier überflüssig, auf alle ihre Detailformen einzugehn. Wie aber der reinen Formverwandlung des Werts angehörige, also aus der bestimmten gesellschaftlichen Form des Produktionsprozesses entspringende Formen, die bei dem individuellen Warenproduzenten nur verschwindende und kaum bemerkbare Momente sind, neben seinen produktiven Funktionen herlaufen oder sich mit ihnen verschlingen – wie diese als massenhafte Zirkulationskosten die Augen frappieren können, sieht man beim bloßen Einnehmen und Ausgeben von Geld, sobald es als ausschließliche Funktion von Banken etc. oder des Kassierers in individuellen Geschäften, verselbständigt und auf großer Stufenleiter konzentriert ist. Was festzuhalten, ist, daß diese Zirkulationskosten durch die veränderte Gestalt ihren Charakter nicht ändern.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 135-137.
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