III. Der Umsatz zwischen den beiden Abteilungen: I (v + m) gegen II c

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Wir beginnen mit dem großen Austausch zwischen beiden Klassen. (1000v + 1000m) I – diese Werte, die in den Händen ihrer Produzenten in der Naturalform von Produktionsmitteln bestehn, tauschen sich aus gegen 2000 IIc, gegen Werte, die unter der Naturalform von Konsumtionsmitteln bestehn. Die Kapitalistenklasse II hat dadurch ihr konstantes Kapital = 2000 aus der Form von Konsumtionsmitteln wieder in die von Produktionsmitteln der Konsumtionsmittel umgesetzt, in eine Form, worin es von neuem als Faktor des Arbeitsprozesses und für die Verwertung als konstanter Kapitalwert fungieren kann. Andrerseits ist dadurch das Äquivalent für die Arbeitskraft in I (1000 Iv) und der Mehrwert der Kapitalisten I (1000 Im) realisiert in Konsumtionsmitteln; beide sind aus ihrer Naturalform von Produktionsmitteln umgesetzt in eine Naturalform, worin sie als Revenue verzehrt werden können.

Dieser wechselseitige Umsatz kommt aber zustande durch eine Geldzirkulation, die ihn ebensosehr vermittelt, wie sie sein Verständnis erschwert,[397] die aber entscheidend wichtig ist, weil der variable Kapitalteil immer von neuem in Geldform auftreten muß, als Geldkapital, das sich aus Geldform in Arbeitskraft umsetzt. Das variable Kapital muß in allen auf der ganzen Peripherie der Gesellschaft gleichzeitig nebeneinander betriebnen Geschäftszweigen, einerlei ob sie der Kategorie I oder II angehören, in Geldform vorgeschossen werden. Der Kapitalist kauft die Arbeitskraft, ehe sie in den Produktionsprozeß eintritt, zahlt sie aber erst in verabredeten Terminen, nachdem sie schon verausgabt ist in der Produktion von Gebrauchswert. Wie der übrige Wertteil des Produkts, gehört ihm auch der Teil desselben, der nur ein Äquivalent für das in Zahlung der Arbeitskraft verausgabte Geld ist, der den variablen Kapitalwert repräsentierende Wertteil des Produkts. In diesem Wertteil selbst hat der Arbeiter ihm das Äquivalent für seinen Arbeitslohn bereits geliefert. Es ist aber die Rückverwandlung der Ware in Geld, ihr Verkauf, die dem Kapitalisten sein variables Kapital wieder herstellt als Geldkapital, das er von neuem in Ankauf der Arbeitskraft vorschießen kann.

In Abteilung I hat der Gesamtkapitalist also 1000 Pfd. St. (ich sage Pfd. St., bloß um zu bezeichnen, daß es Wert in Geldform ist) = 1000v an die Arbeiter gezahlt für den bereits als v-Teil existierenden Wertteil des Produkts I, d.h. der von ihnen produzierten Produktionsmittel. Die Arbeiter kaufen mit diesen 1000 Pfd. St. für selben Wert Konsumtionsmittel von den Kapitalisten II und verwandeln so eine Hälfte des konstanten Kapitals II in Geld; die Kapitalisten II ihrerseits kaufen mit diesen 1000 Pfd. St. Produktionsmittel zum Wert von 1000 von den Kapitalisten I; damit ist für diese letztern der variable Kapitalwert = 1000v, der als Teil ihres Produkts in der Naturalform von Produktionsmitteln bestand, wieder in Geld verwandelt und kann jetzt in der Hand der Kapitalisten I von neuem als Geldkapital fungieren, das in Arbeitskraft, also in das wesentlichste Element des produktiven Kapitals, umgesetzt wird. Auf diesem Weg strömt ihnen ihr variables Kapital in Geldform zurück, infolge der Realisation eines Teils ihres Warenkapitals.

Was aber das Geld betrifft, das nötig ist für den Umsatz des m-Teils des Warenkapitals I gegen die zweite Hälfte des konstanten Kapitalteils II, so kann es auf verschiedne Weise vorgeschossen werden. In der Wirklichkeit umschließt diese Zirkulation eine zahllose Masse einzelner Käufe und Verkäufe der Kapitalindividuen beider Kategorien, wobei aber unter allen Umständen das Geld von diesen Kapitalisten herrühren muß, da wir bereits mit der von den Arbeitern in Zirkulation geworfnen Geldmasse abgerechnet. Es kann bald ein Kapitalist der Kategorie II aus seinem neben[398] dem produktiven Kapital vorhandnen Geldkapital sich Produktionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie I kaufen, bald umgekehrt ein Kapitalist der Kategorie I aus für persönliche Ausgabe, nicht Kapitalausgabe, bestimmtem Geldfonds Konsumtionsmittel bei Kapitalisten der Kategorie II kaufen. Gewisse Geldvorräte – sei es für Kapitalvorschuß, sei es für Verausgabung von Revenue – müssen, wie schon oben in Abschnitt I und II gezeigt, unter allen Umständen neben dem produktiven Kapital in den Händen des Kapitalisten als vorhanden vorausgesetzt werden. Unterstellen wir – die Proportion ist dabei ganz gleichgültig für unsern Zweck – die Hälfte des Geldes werde von den Kapitalisten II für den Ersatz ihres konstanten Kapitals im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, die andre Hälfte von den Kapitalisten I für Konsumtion verausgabt, so: Abteilung II schießt 500 Pfd. St. vor und kauft damit von I Produktionsmittel, hat damit (inklusive der obigen, von den Arbeitern I herrührenden 1000 Pfd. St.) 3/4 ihres konstanten Kapitals in natura ersetzt; Abteilung I kauft mit den so erhaltnen 500 Pfd. St. Konsumtionsmittel von II und hat damit für die Hälfte des aus m bestehenden Teils ihres Warenkapitals die Zirkulation w – g – w beschrieben, dies ihr Produkt realisiert in Konsumtionsfonds. Durch diesen zweiten Prozeß kehren die 500 Pfd. St. in die Hände von II zurück als Geldkapital, das es neben seinem produktiven Kapital besitzt. Andrerseits antizipiert I für die Hälfte des noch als Produkt bei ihm lagernden Teils m seines Warenkapitals – vor dem Verkauf desselben – Geldausgabe zum Betrag von 500 Pfd. St. für Ankauf von Konsumtionsmitteln II. Mit denselben 500 Pfd. St. kauft II Produktionsmittel von I und hat damit sein ganzes konstantes Kapital (1000 + 500 + 500 = 2000) in natura ersetzt, während I seinen ganzen Mehrwert in Konsumtionsmitteln realisiert hat. Im ganzen hätte ein Umsatz von Waren zum Belauf von 4000 Pfd. St. stattgefunden mit einer Geldzirkulation von 2000 Pfd. St., eine Größe der letztren, die nur herauskommt, weil das gesamte Jahresprodukt als auf einmal in wenigen großen Quoten umgesetzt dargestellt wird. Das Wichtige hierbei ist nur der Umstand, daß II nicht nur sein in Form von Konsumtionsmitteln reproduziertes konstantes Kapital wieder in die Form von Produktionsmitteln umgesetzt, sondern außerdem die 500 Pfd. St., die es im Ankauf von Produktionsmitteln der Zirkulation vorgeschossen, ihm zurückkehren; und daß ebenso I nicht nur sein variables Kapital, das es in Form von Produktionsmitteln reproduziert, wieder in Geldform besitzt, als Geldkapital, das von neuem direkt in Arbeitskraft umsetzbar ist, sondern daß ihm außerdem die 500 Pfd. St. zurückströmen, die es, vor Verkauf des Mehrwertteils seines Kapitals, antizipierend im Ankauf von Konsumtionsmitteln verausgabt. Sie[399] strömen ihm aber zurück, nicht durch die stattgehabte Verausgabung, sondern durch den nachfolgenden Verkauf eines seinen halben Mehrwert tragenden Teils seines Warenprodukts.

In beiden Fällen wird nicht nur das konstante Kapital von II wieder umgesetzt aus der Produktform in die Naturalform von Produktionsmitteln, worin es allein als Kapital fungieren kann; und ebenso wird nicht nur der variable Kapitalteil von I in Geldform und der Mehrwertteil der Produktionsmittel I in konsumable, als Revenue verzehrbare Form umgesetzt. Sondern außerdem strömen an II die 500 Pfd. St. Geldkapital zurück, die es im Ankauf von Produktionsmitteln vorgeschossen, bevor es den entsprechenden, sie kompensierenden Wertteil des konstanten Kapitals – vorhanden in Form von Konsumtionsmitteln – verkauft hat; und ferner an I die 500 Pfd. St., die es im Ankauf von Konsumtionsmitteln antizipando verausgabt hat. Wenn an II das auf Rechnung des konstanten Teils seines Warenprodukts vorgeschoßne und an I das auf Rechnung eines Mehrwertteils seines Warenprodukts vorgeschoßne Geld zurückströmt, so nur, weil die eine Klasse Kapitalisten außer dem in Warenform II existierenden konstanten Kapital, die andre außer dem in Warenform I existierenden Mehrwert noch je 500 Pfd. St. Geld in Zirkulation geworfen. Sie haben sich schließlich wechselseitig vollständig bezahlt durch den Austausch ihrer resp. Warenäquivalente. Das Geld, das sie über die Wertbeträge ihrer Waren hinaus in Zirkulation geworfen, als Mittel dieses Warenumsatzes, kehrt jedem von ihnen aus der Zirkulation zurück, pro rata der Quote davon, die jedes von beiden in Zirkulation geworfen. Sie sind dadurch um keinen Deut reicher geworden. II besaß ein konstantes Kapital = 2000 in Form von Konsumtionsmitteln + 500 in Geld; es besitzt jetzt 2000 in Produktionsmitteln und 500 in Geld wie vorher; ebenso I besitzt, wie vorher, einen Mehrwert von 1000 (aus Waren, Produktionsmitteln, jetzt verwandelt in Konsumtionsfonds) + 500 in Geld, wie vorher. – Es folgt allgemein: Von dem Geld, das die industriellen Kapitalisten in Zirkulation werfen zur Vermittlung ihrer eignen Warenzirkulation, sei es nun auf Konto des konstanten Wertteils der Ware oder des in den Waren existierenden Mehrwerts, soweit er als Revenue verausgabt wird, kehrt so viel zurück in die Hände der respektiven Kapitalisten, als sie für die Geldzirkulation vorgeschossen.

Was die Rückverwandlung des variablen Kapitals der Klasse I in Geldform betrifft, so existiert es für die Kapitalisten I, nachdem sie es in Arbeitslohn ausgelegt haben, zunächst in der Warenform, worin es ihnen die Arbeiter geliefert haben. Sie haben es in Geldform diesen letztren als den Preis ihrer Arbeitskraft ausgezahlt. Sie haben sofern den Wertbestand teil[400] ihres Warenprodukts bezahlt, der gleich diesem in Geld ausgelegten variablen Kapital. Dafür sind sie Eigner auch dieses Teils des Warenprodukts. Aber der von ihnen angewandte Teil der Arbeiterklasse ist kein Käufer der von ihm selbst produzierten Produktionsmittel; er ist Käufer der von II produzierten Konsumtionsmittel. Das bei der Zahlung der Arbeitskraft in Geld vorgeschoßne variable Kapital kehrt also nicht direkt an die Kapitalisten I zurück. Es geht durch die Käufe der Arbeiter über in die Hände der kapitalistischen Produzenten der dem Arbeiterkreis notwendigen und überhaupt zugänglichen Waren, also in die Hände der Kapitalisten II, und erst indem diese das Geld zum Ankauf von Produktionsmitteln verwenden – erst auf diesem Umweg kehrt es zurück in die Hände der Kapitalisten I.

Es ergibt sich, daß bei einfacher Reproduktion die Wertsumme v + m des Warenkapitals I (also auch ein entsprechender proportioneller Teil des Gesamtwarenprodukts I) gleich sein muß dem ebenfalls als proportioneller Teil des gesamten Warenprodukts der Klasse II ausgeschiednen konstanten Kapital IIc; oder I(v + m) = IIc.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1963, Band 24, S. 397-401.
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