I. Ursachen, welche eine Änderung im Produktionspreis bedingen

[215] Der Produktionspreis einer Ware kann nur variieren aus zwei Ursachen:

Erstens. Die allgemeine Profitrate ändert sich. Dies ist nur dadurch möglich, daß sich die Durchschnittsrate des Mehrwerts selbst ändert oder, bei gleichbleibender durchschnittlicher Mehrwertsrate, das Verhältnis der Summe der angeeigneten Mehrwerte zur Summe des vorgeschoßnen gesellschaftlichen Gesamtkapitals.

Soweit die Änderung der Rate des Mehrwerts nicht auf Herunterdrücken des Arbeitslohns unter, oder dessen Steigen über seinen normalen Stand beruht – und derartige Bewegungen sind nur als oszillatorische zu betrachten –, kann sie nur stattfinden entweder dadurch, daß der Wert der Arbeitskraft sank oder stieg; das eine so unmöglich wie das andre ohne Veränderung in der Produktivität der Arbeit, die Lebensmittel produziert, also ohne Wechsel im Wert der Waren, die in den Konsum des Arbeiters eingehn.

Oder das Verhältnis der Summe des angeeigneten Mehrwerts zum vorgeschoßnen Gesamtkapital der Gesellschaft ändert sich. Da der Wechsel hier nicht von der Rate des Mehrwerts ausgeht, so muß er ausgehn vom Gesamtkapital, und zwar von seinem konstanten Teil. Dessen Masse, technisch betrachtet, vermehrt oder vermindert sich im Verhältnis zu der vom variablen Kapital gekauften Arbeitskraft, und die Masse seines Werts wächst oder fällt so mit dem Wachstum oder der Abnahme seiner Masse selbst; sie wächst oder fällt also ebenfalls im Verhältnis zur Wertmasse des variablen Kapitals. Setzt dieselbe Arbeit mehr konstantes Kapital in Bewegung, so ist die Arbeit produktiver geworden. Wenn umgekehrt, umgekehrt. Also hat Wechsel in der Produktivität der Arbeit stattgefunden, und ein Wechsel muß vorgegangen sein im Wert gewisser Waren.[215]

Für beide Fälle also gilt dies Gesetz: Wechselt der Produktionspreis einer Ware infolge eines Wechsels in der allgemeinen Profitrate, so kann zwar ihr eigner Wert unverändert geblieben sein. Es muß aber ein Wertwechsel mit andren Waren vorgegangen sein.

Zweitens. Die allgemeine Profitrate bleibt unverändert. Dann kann der Produktionspreis einer Ware nur wechseln, weil ihr eigner Wert sich verändert hat; weil mehr oder weniger Arbeit erheischt ist, um sie selbst zu reproduzieren, sei es, daß die Produktivität der Arbeit wechselt die die Ware selbst in ihrer letzten Form produziert, oder die, welche die Waren produziert, die in ihre Produktion eingehn. Baumwollengarn kann im Produktionspreis fallen, entweder weil Rohbaumwolle wohlfeiler hergestellt wird oder weil die Arbeit des Spinnens infolge bessrer Maschinerie produktiver geworden ist.

Der Produktionspreis ist, wie früher gezeigt, = k + p, gleich Kostpreis und Profit. Dies aber ist = k + kp, wo k, der Kostpreis, eine unbestimmte Größe, die für verschiedne Produktionssphären wechselt und überall gleich ist dem Wert des in der Produktion der Ware verbrauchten konstanten und variablen Kapitals, und p' die prozentig berechnete Durchschnittsprofitrate. Ist k = 200 und p' = 20%, so ist der Produktionspreis k + kp' = 200 + 200 20/100 = 200 + 40 = 240. Es ist klar, daß dieser Produktionspreis derselbe bleiben kann, obgleich der Wert der Waren sich verändert.

Alle Wechsel im Produktionspreis der Waren lösen sich auf in letzter Instanz in einen Wertwechsel, aber nicht alle Wechsel im Wert der Waren brauchen sich in einem Wechsel des Produktionspreises auszudrücken, da dieser bestimmt ist nicht allein durch den Wert der besondren Ware, sondern durch den Gesamtwert aller Waren. Der Wechsel in Ware A kann also ausgeglichen sein durch einen entgegengesetzten der Ware B, so daß das allgemeine Verhältnis dasselbe bleibt.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1964, Band 25, S. 215-216.
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