7. Der Weltzustand der Geheimnisse von Paris

[80] »Diese Welt der Geheimnisse ist nun der allgemeine Weltzustand, in welchen die individuelle Handlung der ›Geheimnisse von Paris‹ versetzt ist.«

Ehe Herr Szeliga »indes« zu der »philosophischen Reproduktion der epischen Begebenheit übergeht«, hat er noch »die im vorigen hingeworfenen einzelnen Umrisse zu einem Gesamtbilde zusammenzufassen.«

Es ist als ein wirkliches Geständnis, als eine Enthüllung seines kritischen Geheimnisses zu betrachten, wenn Herr Szeliga sagt, daß er zu der »philosophischen[80] Reproduktion« der epischen Begebenheit übergehen will. Er hat bisher den Weltzustand »philosophisch reproduziert.«

Herr Szeliga fährt in seinem Geständnis fort:

»Aus seiner Darstellung ergebe sich, daß die einzelnen abgehandelten Geheimnisse ihren Wert nicht für sich, jedes abgetrennt von dem andern haben, keine großartigen Klatschneuigkeiten seien, sondern daß ihr Wert darin bestehe, daß sie in sich eine organisch gegliederte Folge bilden, deren Totalität das ›Geheimnis‹ ist.«

In seiner aufrichtigen Laune geht Herr Szeliga noch weiter. Er gesteht, daß die »spekulative Folge« nicht die wirkliche Folge der »Mystères de Paris« sei.

»Zwar treten die Geheimnisse in unserm Epos nicht im Verhältnisse dieser von sich selbst wissenden Folge« (zu kostenden Preisen?) »auf. Wir haben es aber auch nicht mit dem logischen, offen daliegenden freien Organismus der Kritik zu tun, sondern mit einem geheimnisvollen Pflanzendasein

Wir überschlagen die Zusammenfassung des Herrn Szeliga und gehen sogleich zu dem Punkte über, der den »Übergang« bildet. Wir haben an Pipelet die »Selbstverspottung des Geheimnisses« erfahren.

»In der Selbstverspottung richtet das Geheimnis sich selber. Damit fordern die Geheimnisse, sich selbst in ihrer letzten Konsequenz vernichtend, jeden kräftigen Charakter zur selbständigen Prüfung auf.«

Rudolph, Fürst von Geroldstein, der Mann der »reinen Kritik«, ist zu dieser Prüfung und zur »Enthüllung der Geheimnisse« berufen.

Wenn wir auf Rudolph und seine Taten erst später, nachdem wir Herrn Szeliga für einige Zeit aus dem Gesicht verloren haben, eingehn werden, so ist so viel vorauszusehn und kann gewissermaßen vom Leser geahnt, ja unmaßgeblicherweise vermutet werden, daß wir an die Stelle des »geheimnisvollen Pflanzendaseins«, welches er in der kritischen »Literatur-Zeitung« einnimmt, ihn vielmehr zu einem »logischen, offen daliegenden, freien Glied« im »Organismus der kritischen Kritik« machen werden.[81]

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1957, Band 2, S. 80-82.
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