V. Kapitel

Die »kritische Kritik« als Geheimniskrämer

oder die »kritische Kritik« als Herr Szeliga

[57] Die »kritische Kritik« in der Inkarnation Szeliga-Wischnu liefert eine Apotheose der »Mystères de Paris.« Eugen Sue wird für einen »kritischen Kritiker« erklärt. Sobald er dies erfahrt, kann er ausrufen wie der Bourgeois gentilhomme im Molière:

»Par ma foi, il y a plus de quarante ans que je dis de la prose, sans que j'en susse rien: et je vous suis le plus obligé du monde de m'avoir appris cela.«

Herr Szeliga schickt seiner Kritik einen ästhetischen Prolog voraus.

»Der ästhetische Prolog« erklärt die allgemeine Bedeutung des »kritischen« Epos und namentlich der »Mystères de Paris« dahin:

»Das Epos schafft den Gedanken, daß die Gegenwart an sich nichts sei, auch nicht bloß« – nichts, auch nicht bloß! – »die ewige Scheide zwischen Vergangenheit und Zukunft, sondern« – nichts, auch nicht bloß, sondern – »sondern der immer wieder zusammenzufügende Riß, der die Unsterblichkeit von der Vergänglichkeit trennt... Dies ist die allgemeine Bedeutung der ›Geheimnisse von Paris‹.«

Der »ästhetische Prolog« behauptet ferner, daß »der Kritiker, wenn er wolle, auch Dichter sein könne.«

Herrn Szeligas ganze Kritik wird diese Behauptung beweisen. Sie ist in allen ihren Momenten »Dichtung.«

Sie ist auch ein Produkt der »freien Kunst«, wie letztere von dem »ästhetischen Prolog« bestimmt wird, d.h., sie »erfindet ganz was Neues, absolut noch nie Dagewesenes

Sie ist endlich sogar ein kritisches Epos, denn sie ist ein »immer wieder zusammenzufügender Riß«, der die »Unsterblichkeit« – die kritische Kritik des Herrn Szeliga – von der »Vergänglichkeit«, dem Roman des Herrn Eugen Sue, »trennt.«[57]

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1957, Band 2, S. 57-58.
Lizenz:
Kategorien: