24. Die Schützen

[128] Pang Mong hatte das Bogenschießen bei I gelernt. Als er die Kunst Is inne hatte, gedachte er, daß nunmehr auf der ganzen Welt nur I ihm überlegen sei; darauf tötete er den I.

Mong Dsï sprach: »Da trifft auch den I eine Schuld. Gung-Ming I hat zwar gesagt, er scheine unschuldig gewesen zu sein, doch wollte er damit nur sagen, daß seine Schuld verhältnismäßig[128] geringer war; unmöglich kann man ihn von aller Schuld freisprechen.

Der Fürst von Dschong sandte den Dsï-Dscho Ju Dsï, im Staate We einzufallen; der Staat We sandte den Yu-Gung Dschï Sï, ihn zu verfolgen. Dsï-Dscho Ju Dsï sprach: ›Heute bin ich plötzlich erkrankt, daß ich den Bogen nicht mehr halten kann; ich bin sicher des Todes.‹ Dann fragte er seinen Knecht: ›Wer ist's, der mich verfolgt?‹ Sein Knecht sprach: ›Es ist Yu-Gung Dschï Sï.‹ Da sprach er: ›Dann werde ich am Leben bleiben.‹ Der Knecht sprach: ›Jener ist doch der beste Schütze von We. Was meint Ihr damit, daß Ihr saget: ich werde am Leben bleiben?‹ Da antwortete er: ›Jener hat das Bogenschießen gelernt bei Yin-Gung Dschï To, der aber war mein Schüler. Er war ein rechter Mann, und wen er zum Freund erkoren, der muß auch ein rechter Mann sein.‹ Als Yu-Gung Dschï Sï nun herankam, fragte er: ›Meister, warum haltet Ihr den Bogen nicht in der Hand?‹ Er sprach: ›Ich bin heute plötzlich erkrankt, so daß ich den Bogen nicht halten kann.‹ Jener sprach: ›Ich habe das Schießen gelernt bei Yin-Gung Dschï To; der aber war Euer Schüler, o Meister. Ich bringe es nicht über mich, durch Eure eigne Kunst Euch zu verletzen, o Meister. Immerhin, ich bin heute hier in meines Fürsten Auftrag, den ich nicht zu übertreten wage.‹ Damit nahm er einige Pfeile hervor und schlug am Rad ihre metallne Spitze ab; er entsandte vier nach ihm, dann kehrte er um.«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 128-129.
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