3. Fürsten und Beamte

[124] Mong Dsï warnte den König Süan von Tsi und sprach: »Wenn der Fürst seine Diener betrachtet als seine Hände und Füße, so betrachten die Diener ihren Fürsten als ihr Herz und Inneres. Wenn der Fürst seine Diener betrachtet als Hunde und Pferde, so betrachten seine Diener ihn wie einen fremden Menschen im Lande. Wenn der Fürst seine Diener betrachtet als Gras und Erde, so betrachten seine Diener ihn als Feind und Räuber.«

Der König sprach: »Dem Brauche nach legt ein Diener auch für den Fürsten, dem er früher gedient hat, Trauer an. Was muß man tun, daß die früheren Diener um einen Trauer tragen?«

Mong Dsï sprach: »Man muß nach ihrem Rate handeln, auf ihre Worte hören, so daß Segen herabträufelt auf das Volk. Geht einer aus bestimmten Gründen weg, so läßt der Fürst ihm das Geleite geben bis über die Grenze und bereitet ihm eine freundliche Aufnahme in dem Land, wohin er geht. Erst wenn er drei Jahre weg ist ohne zurückzukehren, zieht er sein Feld und seine Wohnung ein. Das heißt der Ordnung folgen. Wer es also hält, für den tragen die früheren Diener sicher Trauer. Nun aber ist einer Diener: er rät, so handelt man nicht darnach; er redet, so hört man nicht darauf; kein Segen fließt auf das Volk herab. Geht er aus bestimmtem Grunde weg, so sucht der Fürst ihn gewaltsam festzuhalten und verfolgt ihn noch in dem Lande, wohin er geht. Am selben Tag, an dem er geht, zieht er sein Feld und seine Wohnung ein. Das heißt als Räuber und Feind handeln. Wie sollte aber jemand daran denken, für einen Feind und Räuber Trauer anzulegen?«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 124.
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