13. Die Liebe zum Guten

[180] In Lu wollte man den Yo-Dschong Dsï mit der Verwaltung betrauen. Mong Dsï sprach: »Als ich das hörte, konnte ich vor Freude nicht schlafen.«

Gung-Sun Tschou sprach: »Ist denn Yo-Dschong Dsï besonders tatkräftig?«

Mong Dsï verneinte.

»Ist er weise im Rat?«[180]

Mong Dsï verneinte.

»Hat er vielseitige Erfahrung?«

Mong Dsï verneinte.

»Ja, warum freutet Ihr Euch dann so, daß Ihr nicht schlafen konntet?«

Mong Dsï sprach: »Er ist ein Mensch, der das Gute liebt.«

Gung-Sun Tschou sprach: »Ist die Liebe zum Guten schon genug?«

Mong Dsï sprach: »Die Liebe zum Guten ist mehr als genug für die Regierung der ganzen Welt, geschweige des Staates Lu. Wenn einer wirklich das Gute liebt, so sind allen Leuten innerhalb der vier Weltmeere auch Tausende von Meilen nicht zu weit; sie kommen herbei, ihm zu sagen, was gut ist. Wenn einer nicht das Gute liebt, so reden die Leute über ihn: Das ist einer von den Selbstgewissen, die da sprechen: ›Ich weiß es schon.‹ Selbstgewißheit in Wort und Mienen hält die Leute tausend Meilen weit entfernt. Wenn die Gebildeten tausend Meilen weit wegbleiben, so kommen die Speichellecker und Liebediener herbei. Wer unter Speichelleckern und Liebedienern wohnt und möchte sein Land in Ordnung bringen, kann es ihm denn gelingen?«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 180-181.
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