Zehnter Abschnitt.
Brennen und Brennbares.

[64] Frage: Es könnte Annehmen (upādāna) und Annehmer (upādātṛ) sein wie Brennen und Brennbares. Das Brennen entspricht dem upādātṛ, das Brennbare entspricht dem upādāna, d.h. den fünf skandhas.

Antwort: Diese Sache ist nicht so. Weshalb? Da Brennen und Brennbares beide nicht erreicht werden. Das Brennen und das Brennbare werden entweder durch einen dharma erreicht, oder sie werden durch zwei dharmas erreicht. Beides wird nicht erreicht.

Frage: Lasse einen (und) verschiedene dharmas beiseite. Wenn (man) sagt: »Nicht ist Brennen (und) Brennbares«, wie wird es jetzt durch einen (oder) verschiedene dharmas widerlegt? Wie Hasenhorn, Schildkrötenhaar wegen des Nichtseins nicht zu widerlegen sind. Augenscheinlich ist die Sache wirklich, dann nachher kann (man sie) überlegen: wie Gold ist, dann nachher kann man (es) erhitzen (und) schmieden. Wenn Brennen (und) Brennbares nicht ist, so wäre nicht Überlegung vermittelst Einheit und Verschiedenheit. Wenn ihr zugebt: »Es sind eine (und) verschiedene dharmas«, so wird (man) erkennen: es ist Brennen (und) Brennbares. Wenn (man) zugibt: »Sein«1, dann wäre schon Sein.

Antwort: Nach der weltlichen Gepflogenheit, Sprache und Lehre wäre kein Fehler. Brennen (und) Brennbares werden entweder gelehrt als eines oder gelehrt als verschieden, nicht heißt es »Annehmen« (upādāna). Wenn abgetrennt von der gewöhnlichen (eig. »weltlichen«) Rede und Lehre, gibt es kein Diskutieren. Wenn man nicht Brennen (und) Brennbares lehrt, wie kann sein, was widerlegt wird? Wenn nicht ist, was gelehrt wird, dann ist die Bedeutung nicht zu erhellen. Wie wenn ein śāstra-Lehrer[65] Sein (und) Nichtsein widerlegen will, es notwendig wäre, Sein (und) Nichtsein zu sagen. Wenn er (sc. śāstra-Lehrer) auch nicht: »Sein und Nichtsein« sagt, nimmt er doch Sein (und) Nichtsein an. Dies ist der weltlichen Lehre nach kein Fehler.2 Wenn man spricht, dann ist Annehmer (upādātṛ). Ihr sprecht: »Widerlegen ist eben selbst-widerlegen.« Brennen (und) Brennbares auch (ist) so. Obwohl (es) gelehrt wird, ist auch ferner nicht Annehmen (upādāna). Deshalb durch Einheit und Vielheit vorgestellt, werden Brennen (und) Brennbares beide nicht erreicht. Weshalb?

Wenn Brennen das Brennbare (ist), dann ist Tun (und) Täter eines; wenn Brennen verschieden vom Brennbaren, so ist ohne Brennbares das Brennen. (X. 1.)

Brennen: das ist Feuer; Brennbares: das ist Brennstoff; Täter: das ist ein Mensch; Tun: das ist eine Tat. Wenn Brennen (und) Brennbares eines sind, dann wären auch Tun (und) Täter eines. Wenn Tun (und) Täter eines (sind), dann sind Töpfer und Topf eines. Täter: das ist der Töpfer, Tun: das ist der Topf. (Aber) der Töpfer ist nicht Topf, der Topf ist nicht Töpfer. Wie heißt es eines? Weil Tun und Täter nicht eines, sind Brennen (und) Brennbares auch nicht eines. Wenn man sagt: »Eines ist nicht möglich; dann könnte (doch) Verschiedenes sein«, so ist das auch nicht richtig. Weshalb? Wenn Brennen und Brennbares verschieden sind, würde ohne Brennbares besonders das Brennen sein. (Man könnte) unterscheiden: »Das (ist) Brennbares, das Brennen.« Überall ohne Brennbares würde Brennen sein, aber tatsächlich ist es nicht so. Deshalb ist auch3 »verschieden« nicht erreichbar. Ferner:

So wäre stets Brennen, nicht durch Brennbares entstanden; dann gibt es keine Wirksamkeit des brennenden Feuers. Auch heißt es: untätig (ist) das Feuer. (X. 2.)

Wenn Brennen (und) Brennbares verschieden, dann ist Brennen nicht abhängig vom Brennbaren, sondern immer (ist) Brennen. Wenn immer Brennen ist, dann (von) selbst verharrend[66] ist es (in) seinem Wesen und braucht nicht Ursachen und Bedingungen (hetu-pratyaya). Die Wirksamkeit der Menschen ist dann leer (d.h. gegenstandslos). Eines Menschen Wirksamkeit ist, sich vor dem Feuer schützen, und brennen lassen. Diese Wirksamkeit ist (tatsächlich). Deshalb erkennt (man): »Feuer (ist) nicht verschieden vom Brennbaren.« Ferner: Wenn Brennen verschieden vom Brennbaren (ist), dann wirkt das Brennen nicht. Ohne Brennbares: was brennt (dann) das Feuer? Wenn (es) so ist, dann ist das Feuer untätig; untätiges Feuer – das gibt es nicht.

Frage: Wie entsteht das Feuer nicht durch Ursachen (und) Bedingungen (hetu-pratyaya)? Ist auch des Menschen Wirksamkeit leer?

Antwort:

Das Brennen erreicht nicht das Brennbare: dann entsteht es nicht durch Ursachen (und) Bedingungen (hetu-pratyaya). Wenn das Feuer immer brennt, dann wäre Menschentätigkeit leer. (X. 3.)

Wenn das Brennen (und) das Brennbare verschieden, dann ist nicht abhängig vom Brennbaren das Brennen. Wenn nicht abhängig vom Brennbaren (Brennen ist)4, dann ist nicht gegenseitige Abhängigkeit. Deshalb ist nicht Entstehen durch Ursachen (und) Bedingungen (hetu-pratyaya). Ferner: Wenn das Brennen verschieden vom Brennbaren, dann wäre immer Brennen. Wenn immer Brennen, würde man ohne Brennbares das Brennen besonders sehen. Außerdem ist Menschenwirksamkeit nicht nötig. Weshalb?

Wenn ihr sagt: »Das Brennende heißt ›das Brennbare‹«, so ist zu solcher Zeit nur der Brenn stoff. Was ist Brennen (und) Brennbares? (X. 4.)

Wenn man sagt: »Vorher ist Brennstoff; brennend (eig. »zur Brennenszeit«) heißt es ›Brennbares‹«: diese Sache ist nicht so. Wenn ohne Brennen das Brennbare besonders ist, wie sagt man: »Das Brennende heißt ›brennbar‹«? Ferner:

Wenn verschieden, dann (ist) nicht Erreichen; (wenn) nicht Erreichen, dann nicht Brennen; (wenn) nicht[67] Brennen, dann nicht Vergehen; wenn nicht Vergehen, dann (ist es) ewig-seiend. (X. 5.)

Wenn das Brennen verschieden vom Brennbaren, dann würde das Brennen das Brennbare nicht erreichen. Weshalb? Weil (dann) nicht wechselseitige Abhängigkeit erreicht wird. Wenn das Brennen nicht wechselseitig abhängig erreicht wird, dann steht es in seinem Wesen selbst – wie braucht man da das Brennbare? Deshalb ist nicht Erreichen. Wenn nicht Erreichen (ist), dann ist nicht Brennen (und) Brennbares. Weshalb? Weil es nicht zutrifft, daß es, ohne Erreichen, brennen kann. Wenn nicht Brennen ist, dann ist nicht Erlöschen (eig. »Vergehen«), es wäre ewig-seiende Substanz (svabhāva). Diese Sache ist nicht so.

Frage:

Brennen (ist) vom Brennbaren verschieden, aber doch kann es das Brennbare erreichen; wie dieser jenen Menschen erreicht, und jener Mensch diesen Menschen erreicht. (X. 6.)

Das Brennen ist vom Brennbaren verschieden, jedoch kann es das Brennbare erreichen, wie der Mann das Weib erreicht, (und) wie das Weib den Mann erreicht.

Antwort:

Wenn man sagt: »Brennen (und) Brennbares (sind) einzeln (und) voneinander getrennt«5, so kann dann das Brennen jenes Brennbare erreichen. (X. 7.)

Wenn ohne Brennen das Brennbare ist, wenn ohne das Brennbare das Brennen ist, (dann) wird jedes selbst erreicht. So würde dann das Brennen das Brennbare erreichen, aber tatsächlich ist es nicht so. Weshalb? Weil ohne Brennen nicht Brennbares ist, ohne Brennbares nicht Brennen ist. Nun ist ohne Mann das Weib, ohne Weib ist der Mann. Deshalb ist euer Beispiel nicht zutreffend. Da das Beispiel nicht zutrifft, erreicht das Brennen nicht das Brennbare.

Frage: Brennen (und) Brennbares sind gegenseitig abhängig und (eig. »aber«) sind. Durch Brennbares ist Brennen, durch Brennen ist Brennbares. Beide dharmas werden abhängig voneinander erreicht.[68]

Antwort:

Wenn durch das Brennbare das Brennen (ist), durch das Brennen das Brennbare ist, welcher dharma ist (dann) in Wahrheit vorher, (so daß) dann Brennen (und) Brennbares ist? (X. 8.)

Wenn durch Brennbares das Brennen erreicht wird, dann würde auch durch Brennen das Brennbare erreicht. Wenn in diesem vorher wahrhaftig das Brennbare ist, dann wird durch das Brennbare das Brennen erreicht; wenn vorher wahrhaftig das Brennen ist, dann wird durch das Brennen das Brennbare erreicht. Wenn jetzt durch das Brennbare aber das Brennen erreicht wird, so ist vorher das Brennbare, aber später ist das Brennen. Nicht wäre abhängig vom Brennen aber das Brennbare. Weshalb? Weil das Brennbare im früheren ist, das Brennen im späteren. Wenn das Brennen nicht das Brennbare brennt, dann wird das Brennbare nicht erreicht. Auch ist das Brennbare nicht an anderen Orten, weil es ohne Brennen ist. Wenn Brennbares nicht erreicht wird, wird auch das Brennen nicht erreicht. Wenn vorher das Brennen, nachher das Brennbare ist, ist auch das Brennen mit solchem Fehler (verknüpft). Deshalb werden das Brennen (und) das Brennbare alle beide nicht erreicht. Ferner:

Wenn durch das Brennbare das Brennen ist, dann wird das Brennen, (nachdem) erreicht, nochmals erreicht. Das heißt: in dem Brennbaren ist dann nicht Brennen. (X. 9.)

Wenn (ihr) wünscht: abhängig vom Brennbaren wird Brennen erreicht, dann wird Brennen, schon erreicht seiend, wiederum erreicht. Weshalb? Brennen selbst ist im Brennen befindlich. Wenn Brennen nicht selbst (in) seinem Wesen befindlich ist, (sondern) durch das Brennbare erreicht wird, (so) ist nicht derartiges (richtig). Deshalb ist dieses Brennen durch Brennbares erreicht, dann erreicht (seiend) wird Brennen nochmals erreicht. (Ein) solcher Fehler liegt vor. Ferner ist der Fehler, daß Brennbares ohne Brennen ist. Weshalb? Da das Brennbare ohne Brennen selbst-seiend dessen Wesen hat. Deshalb ist nicht richtig, daß das Brennen (und) das Brennbare gegenseitig abhängig sind. Ferner:

[69] Wenn ein dharma durch Abhängiges erreicht wird, (so) erreicht dieser dharma umgekehrt Abhängig(keit). Jetzt aber ohne Abhängig(keit) auch ist nicht ein erreichter dharma. (X. 10.)

Wenn ein dharma durch Abhängig(keit) erreicht wird, so erreicht dieser dharma umgekehrt das Abhängige. So sind dann in Wahrheit nicht (die) zwei Sachen.6 Wie durch Brennbares das Brennen erreicht wird, umgekehrt durch das Brennen das Brennbare erreicht wird. Es sind eben alle beide nicht wahrhaftig; da sie nicht wahrhaftig sind, sind sie nicht erreichbar. Weshalb?

Wenn ein dharma abhängig erreicht wird, wie ist der noch nicht erreichte abhängig? Wenn, schon erreicht seiend, er abhängig ist, wie ist Abhängig(keit) nötig? (X. 11.)

Wenn ein dharma abhängig erreicht wird, so ist dieser dharma vorher noch nicht erreicht. Noch nicht erreicht – dann ist er nicht. Ist er nicht, wie ist er dann abhängig? Wenn dieser dharma vorher schon erreicht ist, wie ist, da er vorher7 erreicht ist, Abhängig(keit) nötig? Diese beiden sind nicht voneinander abhängig. Deshalb ist, was ihr früher lehrtet: »Abhängig vom Brennen ist das Brennbare8, gegenseitig abhängig werden sie erreicht« nicht richtig. Deshalb:

Abhängig vom Brennbaren9 ist nicht Brennen; nicht-abhängig auch ist nicht Brennen; abhängig vom Brennen ist nicht Brennbares; nicht-abhängig ist nicht Brennbares. (X. 12.)

Nun wird abhängig vom Brennbaren das Brennen nicht erreicht; nicht-abhängig vom Brennbaren wird auch das Brennen nicht erreicht; das Brennbare ebenso: abhängig vorn Brennen, nicht-abhängig vom Brennen, alles beide wird nicht erreicht. Dieser Fehler ist früher schon gelehrt. Ferner:

Das Brennen kommt nicht von anderwärts, am Brennort auch ist nicht Brennen; ebenso das Brennbare. Das übrige (ist), wie im (Abschnitt über das) Gehen und Kommen gelehrt. (X. 13.)[70]

Das Brennen kommt nicht von anderen Orten und tritt in das Brennbare ein. Im Brennbaren auch ist nicht Brennen. Weil beim Spalten von Brennholz, (obwohl) gesucht, das Brennen nicht erreichbar ist. Das Brennbare auch so kommt nicht von anderem Ort her und geht in das Brennen ein. Im Brennen auch ist nicht Brennbares. Wie das Gebrannte nicht brennt, das noch nicht Gebrannte nicht brennt, das Brennende nicht brennt: diese Sache ist wie im (Abschnitt über das) Gehen und Kommen10 gelehrt. Deshalb:

Das Brennbare ist eben nicht Brennen11, ohne Brennbares ist nicht Brennen, das Brennen auch ist nicht mit Brennbarem, im Brennen ist nicht Brennbares. (X. 14.)

Im Brennbaren ist nicht Brennen, das Brennbare ist nicht Brennen. Weshalb? Wegen des früher gelehrten Fehlers der Identität von Tun und Täter. Ohne Brennbares ist nicht Brennen, da der Fehler des Immer-Brennens u.dgl. wäre. Das Brennen ist nicht mit Brennbarem, im Brennen ist nicht Brennbares. Im Brennbaren ist nicht Brennen, weil verschiedene Fehler sind. Alle drei ausnahmslos werden nicht erreicht (d.h. sind nicht möglich).

Frage: Warum lehrt ihr Brennen (und) Brennbares?

Antwort: Wie durch das Brennbare das Brennen ist, so ist durch Annehmen (upādāna) der Annehmer (upādātṛ).12 upādāna heißt die fünf skandhas; upādātṛ heißt der Mensch. Da Brennen (und) Brennbares nicht erreicht werden, so werden auch upādāna und upādātṛ nicht erreicht. Weshalb?

Durch den dharma des Brennens und Brennbaren ist der dharma des upādāna und upādātr gelehrt; und es sind auch gelehrt Krug, Tuch – alle anderen dharmas. (X. 15.)

Wie Brennbares nicht Brennen, so ist upādāna nicht upādātr, da der Fehler der Identität von Tun und Täter vorläge. Ferner: ohne upādāna ist nicht upādātṛ, da sie (als) verschieden nicht erreichbar sind; da der Fehler der Verschiedenheit vorläge. Alle drei ausnahmslos werden nicht erreicht. Wie upādāna und upādātṛ, sind die außen (befindlichen) Krüge, Tuch (und) alle[71] übrigen dharmas ausnahmslos gleich dem oben gelehrten: ohne Entstehen, vollkommen leer. Deshalb:

Wenn Leute lehren: »Es ist ātman (Selbst), die dharmas sind jeder verschieden vereigenschaftet«, so wird man erkennen: solche Leute erreichen nicht den Sinn (eig. »Geschmack«) der Buddhalehre (-dharma). (X. 16.)

Die dharmas sind von Anfang an ohne Entstehen, völlig erloschen (nirvṛta). Deshalb wird im Abschnitt zuletzt dieser śloka gelehrt: »Wenn Leute lehren: ›Es ist ātman‹ (usw.).« Wie (in) der Vātsīputrīya-Sekte die Lehrenden nicht sagen können: »rūpa eben ist das Selbst (ātman)«, nicht sagen können: »Ohne rūpa eben ist das Selbst, befindlich im fünften, nicht-lehrbaren kośa (Hülle).« (Oder) wie die Sarvāsti(-vāda)-Anhänger lehren: »Die dharmas sind jeder einzeln wesenhaft, der ist gut, der ist nicht gut, der ist gleichgültig (eig. »unbezeichnet«), das13 ist mit Ausfluß (āsrava), ohne āsrava, gewirkt (saṃskṛta), nicht-gewirkt (asaṃskṛta) usw. besonders.« Solche Leute erreichen nicht der dharmas erloschenes Wesen. Mit dem Buddha-Wort machen sie nur mancherlei Gerede (prapañcana).

1

Oder »Seiender«.

2

KE.: »Das ist, weil es der weltlichen Lehre entspricht, kein Fehler«.

3

Nach TE.; KE.: »doch«.

4

Zusatz von TE.

5

TE.: »Brennen (und) Brennbares sind beide gegenseitig getrennt«.

6

Nach TE.

7

TE.: »schon«.

8

TE.: »Brennen (und) Brennbares«.

9

Nach TE.

10

2. Abschnitt.

11

Nach TE.

12

Nach KE.

13

Nach TE.; KE.: »der Pfad«.

Quelle:
Die mittlere Lehre des Nāgārjuna. Heidelberg 1912, S. 64-72.
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