[34] Nachdem die Wissenschaft des Nichtwissens über die Natur des absolut Größten mittelst einiger symbolischen Figuren dargestellt ist, so wollen wir nun mittelst dieses Größten, das einigermaßen wie in Umrissen in uns wiederscheint, in derselben Methode das untersuchen, welches Alles, was es ist, durch das absolut Größte ist. Da aber das Verursachte ganz aus seiner Ursache und nichts aus sich ist, und da es sich an den Ursprung und Grund, durch den es das ist, was es ist, so nahe und so ähnlich als möglich anschließt (originem et causam quanto propinquius et similius potest, concomitetur), so ist klar, daß die Natur des Concreten (contractionis) schwer zu erkennen ist, wenn das absolute Urbild nicht erkannt ist. Wir müssen also auch hier über unser Begreifen hinaus ein gewisses Nichtwissen als Princip festhalten (in quadam ignorantia nos doctos esse convenit), um, da wir die präcise Wahrheit an sich nicht erfassen, wenigstens dahin zu gelangen, daß wir dieselbe als seiend erkennen (ut ipsam esse videamus), da wir sie für jetzt nicht ganz begreifen können.

Dies ist mein Ziel in diesem zweiten Theile, den deine Nachsicht beurtheilen und wohlwollend aufnehmen möge.

Quelle:
Des Cardinals und Bischofs Nicolaus von Cusa wichtigste Schriften. Freiburg im Breisgau 1862, S. 34.
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