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[181] Aus der siebenten Einsamkeit. – Eines Tages warf der Wanderer eine Tür hinter sich zu, blieb stehen und weinte. Dann sagte er: »Dieser Hang und Drang zum Wahren, Wirklichen, Un-Scheinbaren, Gewissen! Wie bin ich ihm böse! Warum folgt mir gerade dieser düstre und leidenschaftliche Treiber! Ich möchte ausruhen, aber er läßt es[181] nicht zu. Wie vieles verführt mich nicht, zu verweilen! Es gibt überall Gärten Armidens für mich: und daher immer neue Losreißungen und neue Bitternisse des Herzens! Ich muß den Fuß weiter heben, diesen müden, verwundeten Fuß: und weil ich muß, so habe ich oft für das Schönste, das mich nicht halten konnte, einen grimmigen Rückblick – weil es mich nicht halten konnte!«

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 2, S. 181-182.
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Die fröhliche Wissenschaft
Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt.5, Bd.2, Idyllen aus Messina; Die fröhliche Wissenschaft; Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1881 - Sommer 1882
Die fröhliche Wissenschaft
Sämtliche Werke: kritische Studienausgabe in 15 Einzelbänden - Teil 3. Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. Herausgegeben von G. Colli und M. Montinari.
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