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[777] Zur Entschuldigung mancher Schuld. – Das unablässige Schaffen-wollen und Nach-außen-Spähen des Künstlers hält ihn davon ab, als Person schöner und besser zu werden, also sich selber zu schaffen – es sei denn, daß seine Ehrfurcht groß genug ist, um ihn zu zwingen, daß er sich auch im Leben mit andern der wachsenden Schönheit und Größe seiner Werke immer entsprechend gewachsen zeige. In allen Fällen hat er nur ein bestimmtes Maß von Kraft: was er davon auf sich verwendet – wie könnte dies noch seinem Werke zugute kommen? – und umgekehrt.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 777.
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Menschliches, Allzumenschliches
TITLE: Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt.4, Bd.4, Nachbericht zur vierten Abteilung: Richard Wagner in Bayreuth; Menschliches, Allzumenschliches I-II; Nachgelassene Fragmente 1875-1879
Menschliches, Allzumenschliches, I und II. Herausgegeben von G. Colli und M. Montinari.
TITLE: Werke in drei Bänden (mit Index), Bd.1: Menschliches, Allzumenschliches / Morgenröte
Menschliches, Allzumenschliches: Ein Buch für freie Geister. Mit einem Nachwort von Ralph-Rainer Wuthenow (insel taschenbuch)
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