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[863] Nach dem Tode. – Wir finden es gewöhnlich erst lange nach dem Tode eines Menschen unbegreiflich, daß er fehlt: bei ganz großen Menschen oft erst nach Jahrzehnten. Wer ehrlich ist, meint bei einem Todesfalle gewöhnlich, daß eigentlich nicht viel fehle und daß der feierliche Leichenredner ein Heuchler sei. Erst die Not lehrt das Nötigsein eines einzelnen, und das rechte Epitaph ist ein später Seufzer.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 863.
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Menschliches, Allzumenschliches
TITLE: Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt.4, Bd.4, Nachbericht zur vierten Abteilung: Richard Wagner in Bayreuth; Menschliches, Allzumenschliches I-II; Nachgelassene Fragmente 1875-1879
Menschliches, Allzumenschliches, I und II. Herausgegeben von G. Colli und M. Montinari.
TITLE: Werke in drei Bänden (mit Index), Bd.1: Menschliches, Allzumenschliches / Morgenröte
Menschliches, Allzumenschliches: Ein Buch für freie Geister. Mit einem Nachwort von Ralph-Rainer Wuthenow (insel taschenbuch)
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