[901] Mitleiden und Verachtung. – Mitleiden äußern wird als ein Zeichen der Verachtung empfunden, weil man ersichtlich aufgehört hat, ein Gegenstand der Furcht zu sein, sobald einem Mitleiden erwiesen wird. Man ist unter das Niveau des Gleichgewichts hinabgesunken, während[901] schon jenes der menschlichen Eitelkeit nicht genugtut, sondern erst das Hervorragen und Furchteinflößen der Seele das erwünschteste aller Gefühle gibt. Deshalb ist es ein Problem, wie die Schätzung des Mitleids aufgekommen ist, ebenso wie erklärt werden muß, warum jetzt der Uneigennützige gelobt wird: ursprünglich wird er verachtet oder als tückisch gefürchtet.
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Menschliches, Allzumenschliches
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