[274] Was eine streng wissenschaftliche Form nicht verstattet hätte, verstattete die freiere Form unserer Untersuchungen, anstatt von reinen Prinzipien allmählich zu empirischen herabzukommen, umgekehrt von Erfahrungen und empirischen Gesetzen allmählich zu reinen, aller Erfahrung vorangehenden Prinzipien emporzusteigen.

Längst schon hat man allgemeine Anziehung und Gleichgewicht als das Gesetz des Universums betrachtet, und jeder Versuch, die ganze Natur auch in untergeordneten Systemen, nach denselben Gesetzen handeln zu lassen, nach welchem sie im Systeme des Ganzen handelt, wurde von dieser Zeit an als Verdienst betrachtet.

Unser Zweck ist jetzt dieser: auszumachen, wie die Gesetze der partiellen – mit den Gesetzen der allgemeinen Anziehung und Zurückstoßung zusammenhängen mögen, ob nicht vielleicht beide Ein gemeinschaftliches Prinzip vereinigt, ob nicht beide im System unseres Wissens gleich notwendig sind? – Fragen, deren Beantwortung vielleicht der Preis folgender Untersuchungen sein wird.

Quelle:
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Werke. Band 1, Leipzig 1907, S. 274.
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Ideen zu einer Philosophie der Natur
Ideen Zu Einer Philosophie Der Natur (1); ALS Einleitung in Das Studium Dieser Wissenschaft. Erster Theil
Ideen zu einer Philosophie der Natur: Buch 1, Buch 2