2. Ende des Wahns

[227] Lückenbeißer fragte den Strohmantel nach dem SINN.

Strohmantel sprach: »Beherrsche den Leib und sieh auf das Eine, so wird des Himmels Friede nahen. Sammle dein Wissen und plane das Eine, so werden die Götter kommen und bei dir wohnen. Das LEBEN wird dir Schönheit geben, der SINN wird dir ruhige Wohnung geben. Dann blickst du einfältig wie ein neugeborenes Kalb und fragst nicht mehr nach Gründen und Ursachen.«

Ehe er fertig geredet, war Lückenbeißer eingeschlafen. Da war Strohmantel hoch erfreut, ging von ihm und sang im Gehen:


»Sein Leib ist starr wie trockenes Gebein,

Wie tote Asche ist des Herzens Stille,

Und sein Erkennen ging zur Wahrheit ein.

Von der Bedingung Band ist frei sein Wille;

Wogende Nacht stillt des Bewußtseins Wähnen.

Zu Ende ist das Denken und das Sehnen.

Was ist das für ein Mensch?«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 227-228.
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