3. Verschiedener Fischfang

[277] Der Sohn des Fürsten von Jen machte einen großen Angelhaken, nahm einen starken schwarzen Strick zur Angelschnur und fünfzig Ochsen als Köder, kauerte sich auf einen Berg und warf die Angel aus ins Ostmeer. Morgen für Morgen angelte er so, und ein ganzes Jahr lang fing er keinen Fisch. Da aber biß einmal ein großer Fisch an, der fuhr mit dem[277] Haken hinunter in die Tiefe. Dann kam er in seiner Aufregung wieder an die Oberfläche und peitschte mit seinen Flossen das Wasser, daß sich weiße Wogen wie Berge erhoben und das ganze Meerwasser sich in Gischt verwandelte. Es war ein Lärm, als wären alle Teufel los, und tausend Meilen weit geriet alles in Furcht und Schrecken. Nachdem der Prinz diesen Fisch gefangen, schnitt er ihn in Scheiben und trocknete ihn. Und in seinem ganzen Reiche hatten alle satt an diesem Fisch zu essen, und von Geschlecht zu Geschlecht pflanzte sich unter den Geschichtenerzählern die merkwürdige Kunde fort. Wenn er aber eine Angel mit einem dünnen Faden genommen hätte und an Teichen und Gräben Elritzen und Grundeln fischen gegangen wäre, so würde er schwerlich einen so großen Fisch gefangen haben.

Wer zierliche Worte drechselt und sich damit um die ausgesetzten Belohnungen bewirbt, der ist weit entfernt von großem Erfolg. Darum, wer diese Volkserzählung von Jen noch nicht gehört hat, der ist weit entfernt davon, brauchbar zu sein für eine leitende Stellung.

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Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 277-278.
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