2. Des Konfuzius Wandlung

[286] Dschuang Dsï sagte zu Hui Dsï: »Kung Dsï hatte sechzig Jahre lang gelebt, aber im sechzigsten Jahre wandelte er sich. Was er anfänglich für recht gehalten, hielt er schließlich für falsch. Wir wissen nicht, ob wir das, was wir heute für recht halten, nicht auch nach dem neunundfünfzigsten Jahre für falsch halten werden.«

Hui Dsï sprach: »Kung Dsï war mit eifrigem Entschluß dem Wissen ergeben.«

Dschuang Dsï sprach: »Davon war Kung Dsï längst abgekommen, aber er hat es nie ausgesprochen. Was Kung Dsï zu sagen pflegte: ›Der Mensch hat seine Gaben vom großen[286] Urgrund empfangen. Seine Seele muß wieder geboren werden zum Leben. Der Gesang muß zur Tonart stimmen; die Worte müssen zum Gesetz stimmen. Wenn Gewinn und Pflicht vor einem Menschen ausgebreitet sind, so kann man seine Zu- und Abneigungen beurteilen‹; das alles sind Worte, die die äußere Anerkennung der Menschen finden, nichts mehr. Daß er aber die innere Anerkennung der Menschen gefunden hat, so daß niemand gegen ihn aufzutreten wagte, daß er der Welt ihre festen Ordnungen gesetzt hat – genug, genug! Ich werde ihn nie erreichen!«

Quelle:
Dschuang Dsï: Das wahre Buch vom südlichen Blütenland. Düsseldorf/Köln 1972, S. 286-287.
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