Augurium

[83] Augurium (Röm. Religion), die Wahrsagung aus dem Fluge der Vögel, dann weiter ausgedehnt, aus vielen andern Zeichen am Himmel, aus den Wolken, dem Blitze, dem Donner; ferner bei den Vögeln nicht allein aus ihrem Fluge, sondern auch aus ihrem Fressen, ihrem Gesang oder Geschrei; endlich besonders auch aus den Eingeweiden der Opferthiere. Man leitet das Entstehen dieser Art von Verkündigung des Willens der Götter von Numa Pompilius, nach Anderen schon von Romulus ab. Die Priester, denen das Geschäft der Wahrsagung oblag, hiessen Augurn, wurden bei allen wichtigen Verhandlungen zu Rathe gezogen, konnten durch die Gewalt ihres Ansehens selbst Senatsbeschlüsse rückgängig machen. Die Augurnwürde sollte nur untadelhaften Männern verliehen werden; wer sie jedoch einmal besass, den machten auch Verbrechen ihrer nicht verlustig. Die Feldherren, die Heere, die Kaiser hatten eigene Augurn, welche sie begleiteten. Das Verfahren der Augurn beim Wahrsagen war dieses: in einem eigenen priesterlichen Ornate verfügte der Augur sich auf den einmal bestimmten Platz, theilte mit seinem Stabe den Himmel in vier Theile: vor sich, hinter sich, zur Rechten und zur Linken, und betrachtete nach vorherigem Opfer und Gebete schweigend den Himmel; die Zeichen, welche er wahrnahm, deutete er sodann nach seiner politischen Ansicht.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 83.
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