Bischtmen

[107] Bischtmen (Ind. M.), ein Fürst aus dem berühmten Halbgöttergeschlechte der Mondskinder. Sein Vater Sandanen war ein Liebling des Gottes Schiwa und oft bei ihm zum Besuch. In einer frühern Verkörperung, im Paradiese bei Schiwa, verliebte Sandanen sich in des Gottes Gattin Ganga, fand Gegenliebe, ward aber auch sogleich durch den Gott bestraft, indem ihn dieser in einen Affen verwandelte und Ganga verstiess, welche des Affen Gattin werden musste. Reuevoll enthielten beide sich jedes Umganges mit einander, glaubend, Schiwa zu versöhnen, doch fand das Entgegengesetzte statt; als Gott der erzeugenden Kräfte fand er es unrecht, dass sie den Naturgesetzen nicht Folge geleistet, und beide mussten noch einmal die Welt in einer neuen Verkörperung betreten. Hier ward Ganga als Tochter des Königs von Kanoja geboren, und Sandanen, selbst König, erhielt sie zur Gemahlin. Ganga ergab sich jedoch dem Gatten nur unter der Bedingung, dass sie mit ihren Kindern machen könne, was sie wolle, und nun trug sie dieselben gleich nach der Geburt in den Ganges, wo sie zwar nicht umkamen, sondern von den Braminen der Unterwelt erzogen wurden, doch für den Vater verloren waren; der siebente seiner Söhne endlich ward gerettet, und dieses war B.; allein nun entfernte sich Ganga sogleich von ihrem Gatten, weil sie, eine Göttin, sich schämte, von einem Sterblichen Kinder zu haben. B. übertraf an Stärke, Gewandtheit in Führung der Waffen, wissenschaftlicher, sittlicher und physischer Bildung alle Anderen seiner Kaste, doch konnte er sich nicht entschliessen zu heirathen und seinen Stamm fortzupflanzen; er widmete sich dem Studium der Religion, ward Pfleger der drei Söhne des Wissikrawerion, des Drudu Rakschaden, des Bider und des Pandu, suchte auch auf jede Weise den Krieg zwischen den Kurus und den Pandus zu verhindern, und nahm niemals Theil daran, obwohl er wegen seiner Fertigkeit im Bogenschiessen mehrere Male dazu aufgefordert wurde; diese war so gross, dass er in einem Wettkampf den Parasurama (Wischnu in einer Avatara) überwand, und die Götter ihm den Preis zugestanden.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 107.
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