Brachmanen

[110] Brachmanen. Die alten Griechen erzählen von einer indischen Secte, in der wir fast ganz diejenigen Braminen erkennen, welche sich Jogis nennen. Sie wurden damals, vor 2000 Jahren, mit dem Namen Gymnosophisten belegt, sollten nackend gehen, in Wäldern einsam wohnen, auf dem Felle eines Thieres schlafen und sich zu grausamen Büssungen verpflichten. Alles, wie wir es noch jetzt bei den Jogis finden. Damit passt nicht zusammen, dass sie sich angelegentlich mit den Wissenschaften, besonders mit Astronomie, Lesung heiliger Bücher beschäftigten, bei den Regenten des Landes in hohem Ansehen standen und von ihnen stets zu Rathe gezogen wurden, bei jedem Opfer zugegen waren, zahlreiche Schüler um sich versammelten, denen sie ihre Weisheit mittheilten, zwei Weiber heirathen durften etc. Wohl aber passt dieses Zug für Zug auf die eigentlichen Braminen, so dass man wohl sieht, diese und die Jogis wurden mit einander verwechselt, welches um so eher denkbar erscheint, als die Jogis durchgehends Braminen sind, nur dass sie mit ihrem 72sten Jahre aus der Priesterkaste scheiden und in eine höhere, heiligere Genossenschaft eintreten. ( Bhikschu.)

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 110.
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