Brynhildur

[114] Brynhildur (Nord. M.), eine Schildjungfrau und Walküre, Budlis Tochter. In einen Zauberschlaf versenkt, im Gebirge inmitten eines einzelnen Hauses wohnend, ward sie durch den starken Sigurd befreit, indem dieser den Panzer, welcher sie fesselte, zerhieb. Sigurd fand die Jungfrau überaus schön, verlobte sich mit ihr, ward jedoch in Gjuki's Haus, wohin er kam, durch einen Zaubertrank, den ihm des Letztern Gattin Grimhild gab, bewogen, der Geliebten zu vergessen und sich mit Grimhilds Tochter Gudrun zu vermählen. B. wollte nun unvermählt bleiben, und knüpfte darum ihre Hand an eine Bedingung, welche Niemand erfüllen zu können schien; sie verhiess sich nämlich demjenigen, welcher durch den Feuerstrom Waffurlogi, den Odin rings um ihr Haus geleitet, reiten werde. Gudruns Bruder Gunnar wünschte B. zu besitzen, wagte jedoch nicht, das Abenteuer zu bestehen; da machte sich in Gunnars Gestalt der muthige Sigurd auf den Weg, setzte über den Feuerstrom und bestieg mit B. das Ehebett, legte jedoch sein Schwert zwischen sich und die Braut seines Schwagers. Am andern Morgen wechselten sie Ringe (wobei in B.s Hand der Unglück bringende Ring, den Loke von Andwari empfangen, gelangte) und Sigurd mit Gunnar wieder die Gestalt, und Alles schien im rechten Geleis, bis ein stolzes Wort B.s des Ringes Verderben bringende Kraft weckte. Die beiden Schwägerinnen badeten sich im Fluss, da ging B. weiter hinein als Gudrun, und sagte, das Wasser, das aus Gudruns Haar träufte, wolle sie nicht auf ihrem Haupte tragen, weil sie einen viel bessern Mann habe; Gudrun meinte, was diess anbelange, dürfte sie kecklich das Haar in demselben Wasser waschen, das ihr gedient, weil sie in Sigurd einen Mann habe, der nicht schlechter sei als Gunnar, und an Stärke komme ihm keiner gleich, denn er habe Fafnir und Reigen erschlagen und beerbt. B. antwortete darauf: es war wohl mehr werth, dass Gunnar durch Waffurlogi setzte, das wagte Sigurd nicht. Da lachte Gudrun und sprach: glaubst du, dass Gunnar diess gethan? ich glaube, dass der an deiner Seite ruhete, der mir diesen Ring gab! - und hiermit zeigte sie der entsetzten B. den Ring, welchen sie in der Hochzeitnacht dem vermeinten Gunnar gegeben, - der Ring aber, welchen du an der Hand trägst, heisst Andwaranautur, und ich glaube nicht, dass es mein Bruder Gunnar war, der ihn auf Gnitaheide suchte. B. beschloss, sich für den Betrug zu rächen; ihre Liebe verwandelte sich in Hass; sie bewog Gunnar und Högni, den Sigurd zu ermorden, sich selbst aber erstach sie und ward mit Sigurd auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 114.
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